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Expertenwissen – Schleifsteine
Nichts geht ohne scharfes Werkzeug!
Das beste Schneidwerkzeug nützt wenig, wenn es nicht ordentlich scharf ist. Wie man eine Schneide vom stumpfen in den scharfen Zustand versetzt – darüber gehen die Meinungen auch in Fachkreisen oft weit auseinander.
Die Kunst des Schärfens mit Schleifsteinen hat eine lange Tradition und geht bis in die Antike zurück. In Japan, wo das Schärfen zu einem hochangesehenen Handwerk wurde, entwickelten sich spezielle Schleiftechniken und entsprechende Schleifsteine, um die wertvollen handgeschmiedeten Klingen zu perfektionieren.
Diese Methode ist gleichermaßen geeignet für Messer und Werkzeuge und hat folgende Vorteile:
- Die Härte und Schnitthaltigkeit des Stahls werden nicht beeinträchtigt, da keine Wärme entsteht.
- Durch das breite Angebot von Körnungen lassen sich beliebig feine Schneiden erzielen.
- Da Schleifsteine naturgemäß starr sind, können exakte Schneidengeometrien erzeugt werden (keine abgerundeten Fasenflächen wie bei Filz- oder Gummischeiben).
- Keine Gefahr durch Funkenflug.
- Die Grundausstattung ist nicht aufwändig.
Die erzielbare Schärfe hängt von folgenden Faktoren ab:
- Von der molekularen Struktur des Stahls, also der Feinkörnigkeit und Härte des Klingenstahls: je feiner/härter der Stahl, desto schärfer.
- Von der Schneidengeometrie: denn je kleiner der Schneidwinkel, desto geringer ist der Schnittwiderstand.
- Von der Feinkörnigkeit der Steine: je feinkörniger der Schleifstein, desto schärfer wird die Schneide.
Grundsätzlich werden Schärfmittel in vier Gruppen eingeteilt:
- Schruppstein (Körnung 100-500):
Grobkörniger Schleifstein für hohen Materialabtrag, z. B. Reparaturen, Ausbrüche, Korrekturen des Anschliffwinkels. - Schärfstein (Körnung 600-3000):
Schleifstein mittlerer Körnung für das Schärfen stumpfer Schneiden. - Abziehstein (Körnung 4000-6000):
Feinkörniger Schleifstein zum Abziehen nach dem Schärfen. - Polierstein (Körnung 8000-10 000, selten bis 30 000):
Schleifstein mit feinster Körnung zum Honen und Polieren.
Weitere Unterscheidungsmerkmale sind:
- Reinheit der Körnung:
Je gleichmäßiger (reiner) die Körnung, umso besser das Schleifergebnis. Eine Mischkörnung bzw. nicht reine Körnungen ergeben immer Abstriche im Schleifverhalten. - Für welche Stähle:
Für niedriglegierte Kohlenstoffstähle, wie japanische Stemm- und Hobeleisen, Messer mit Mittellagen aus Weißem und Blauem Papierstahl sowie Äxte und Beile.
Für hochlegierte Stähle, wie Westliche Stemm- und Hobeleisen, Messer mit Mittellagen aus pulvermetallurgischen Stählen oder rostfreien Stählen, z. B. VG-10 Stahl und Bildhauereisen von Pfeil. - Größe der Schleiffläche:
Die Schleiffläche sollte immer auf das zu schleifende Werkzeug angepasst werden. In der Regel gilt: Je größer, desto besser. Die Schleifflächen gängiger Schleifsteine variieren je nach Modell und Hersteller. Typische Größen liegen aber etwa zwischen 70 x 200 mm bis 80 x 250 mm für Standard-Schleifsteine, die eine gute Balance zwischen Größe und Handhabung bieten und sich für die meisten Messer und Werkzeuge eignen. Diese Größen bieten ausreichend Platz für eine präzise Führung und ermöglichen es auch, eine längere Klinge gleichmäßig zu schärfen.
Zum Einstieg empfehlen wir jeweils einen Schärfstein und einen Abziehstein oder einen Kombistein.
Die angebotenen Schleifsteine lassen sich wie folgt klassifizieren:
- Synthetische Wassersteine mit Kunstharzbindung:
Die beliebten Steine haben ein offenporiges Gefüge mit homogener Partikeleinlagerung und Oberfläche. Sie schleifen schnell, sollten jedoch bei Verschleiß regelmäßig abgerichtet werden. Steine, die kunstharzgebunden sind, müssen vor Gebrauch gewässert werden. - Synthetische Wassersteine mit keramischer Bindung:
Schleifsteine mit keramischer Bindung bleiben länger plan und können, nachdem sie mit Wasser benetzt wurden, sofort verwendet werden. (Splash and Go)
Bei uns im Shop finden Sie die Bindungsart jedes Steins unter den Messdaten/Attributen.
Synthetische Wassersteine im Shop
- Natursteine:
Bei japanischen Natursteinen, ebenso wie bei Belgischen Brocken oder dem slowakischen Rozsutec, handelt es sich um Sediment- oder Kalkgestein mit eingelagerten Korund, Oxiden, Quarziten oder Halbedelsteinen (z. B. Granaten). Durch ihre leicht inhomogene Struktur harmonieren sie besonders gut mit handgeschmiedeten Stählen.
Natürliche Wassersteine im Shop
- Ölsteine:
Bei den Arkansas-Ölsteinen (Naturstein) handelt es sich um sehr dichte und verschleißfeste Novakulite. Es gibt auch synthetische Ölsteine. Beide werden vor dem Schärfen mit Öl getränkt oder angerieben. Aufgrund ihrer Härte eignen sie sich gut zum Abziehen von Schnitzwerkzeugen, die oft kleine Klingenquerschnitte besitzen und Schleifsteine schnell verschleißen.
Hinweis: Kombinieren Sie keine Öl- und Wassersteine miteinander, da Öl die Wirkung von Wassersteinen herabsetzt.
Ölsteine im Shop
- Diamantsteine:
Bei diesen Schärfmitteln ist das schleifwirksame Diamantgranulat in einer Nickelmatrix als dünne Schicht auf einer Metallunterlage aufgebracht. Sie gewährleisten schnellen Materialabtrag sowie eine hohe Planheit und Langlebigkeit unter der Bedingung, dass die Diamanten von hoher Qualität sind (monokristallin).
Vermeiden Sie Billigprodukte, die meist mit (kurzlebigem) polykristallinem Diamantstaub hergestellt werden.
Einige Wassersteine müssen vor dem Gebrauch gewässert werden, z. B. King. Um diese Steine stets einsatzbereit zu halten, empfiehlt sich folgende Pflege/Lagerung:
- Zur Aufbewahrung benutzen Sie am besten eine verschließbare Plastikwanne, in der die Steine ständig im Wasserbad lagern können.
- Zur Vermeidung von Algenbildung können Sie einen Spritzer Essig oder Desinfektionsmittel in das Aufbewahrungswasser geben (scharfe Haushaltsreiniger können die Bindung des Steins angreifen).
- Die Steine nie dem Frost aussetzen, Rissgefahr!
- Bei stark kalkhaltigem Wasser sollte ein häufiges Austrocknen vermieden werden, da sich die Steine sonst zusetzen und an Wirksamkeit einbüßen.
- Behandeln Sie die Steine pfleglich. Halten Sie sie plan, sauber und ölfrei (Öl verhindert die Wasseraufnahme und vermindert die Schleifwirkung).
Bei vielen japanischen Wassersteinen liegt eine eher weiche, offenporige Bindung vor, die während des Schärfens laufend frische Schleifpartikel freisetzt und damit eine hohe Wirksamkeit ermöglicht. Der so entstehende Verschleiß erfordert ein regelmäßiges Abrichten der Wassersteine. Die Steine müssen vor Gebrauch meist gewässert werden.
Ein keramischer Schleifstein (Splash and Go) dagegen weist eine sehr harte Bindung und wenig Verschleiß auf. Er muss weniger oft abgerichtet werden. Um dennoch eine gute Schärfleistung zu erzielen, müssen sehr hochwertige und verschleißfeste Schleifpartikel seitens des Herstellers verwendet werden. Deshalb sind solche Steine meist höherpreisiger.
Im Extremfall der völlig starren Bindung der Schleifpartikel und damit annähernder Verschleißfreiheit des Steins werden Diamanten als Schleifpartikel (DMT) verwendet.
Für Werkzeuge mit gerader Schneide ist es besonders wichtig, dass die verwendeten Steine absolut plan und im Winkel sind. Überprüfen Sie die Planheit der Steine mithilfe eines Haarlineals nach der Lichtspaltmethode. Ist der Stein hohl oder rund, muss er abgerichtet werden. Hierfür gibt es verschiedene Methoden. Die einfachste Methode ist die Verwendung eines Diamantabrichtblocks. Der gut gewässerte Stein wird in kreisenden Bewegungen auf dem Abrichtblock gerieben, bis die Oberfläche eben ist. Helle Stellen zeigen die bereits abgetragenen Flächen an, während dunklere Bereiche noch keinen Kontakt hatten. Schleifen Sie weiter, bis eine durchgehend helle Fläche sichtbar ist, und spülen Sie die Schleifpaste regelmäßig ab.
Alternativ kann das Abrichtset im Shop verwendet werden, bei dem Wasserschleifpapier der Körnung 100 auf eine ebene Granit-Steinplatte aufgelegt wird. Eine ähnliche Funktion erfüllt einSchärfsteinabrichtgitter im Shop Schärfsteinabrichtgitter.
Das Abrichten von hohl geschliffenen Ölsteinen erfolgt ähnlich wie bei den Wassersteinen. Dabei kommen ebenfalls Abrichtblöcke oder -platten sowie Wasserschleifpapier zum Einsatz. Allerdings muss beim Abrichten von Ölsteinen anstelle von Wasser ein Lösungsmittel als Spülmedium verwendet werden, beispielsweise Petroleum oder Terpentinersatz.
Beim Abrichten mehrerer Schleifsteine unterschiedlicher Körnung sollten Sie immer vom feinsten Stein mit der höchsten Körnung zum gröbsten Stein mit der niedrigsten Körnung arbeiten. Diese Reihenfolge verhindert, dass verbliebene Schleifpartikel auf dem Abrichtblock die Oberfläche eines feineren Steins verkratzen. Spülen Sie den Abrichtblock nach jedem Schleifvorgang kurz und gründlich unter fließendem Wasser ab.
Es lohnt sich, in hochwertige Schleifsteine zu investieren, die durch ihre Verschleißfestigkeit und Langlebigkeit überzeugen. Unter der Vielzahl an erprobten und sorgfältig ausgewählten Schleifsteinen bei DICTUM finden Sie garantiert den passenden Stein, der Ihren individuellen Ansprüchen und Anforderungen gerecht wird. Qualität zahlt sich aus, besonders wenn es um präzises und nachhaltiges Schärfen Ihrer hochwertigen Messer und Werkzeuge geht.