Inhaltsverzeichnis
Expertenwissen - Dechsel
Die Dechsel ist ein relativ wenig bekanntes, jedoch in seiner Funktion ein einzigartiges und sehr vielfältiges Werkzeug. Der Erfolg bzw. Misserfolg beim Arbeiten mit diesem Werkzeug ist eng verbunden mit der Konstruktion. Eine gute Dechsel erlaubt präzises Ansetzen und ergonomisches Arbeiten. Bei einer Dechsel ist das günstigere Modell oft eine Fehlinvestition da bei einer Massenproduktion wenig Wert auf Ergonomie und Funktion gelegt wird. Da es sich um ein wenig bekanntes Werkzeug handelt, ist der gravierende Unterschied in der Anwendung häufig nicht klar.
Es gibt 3 Hauptkriterien zur optimalen Funktion einer Dechsel:
- Richtiger Schwung
- Einsetzen der Schneide
- Art des Anschliffes
Die Dechsel wird über das Handgelenk bewegt, somit ist dort auch der Drehpunkt des Werkzeugs zu suchen. Zieht man um die Mitte des Handgelenks (in den Zeichnungen durch Kreuze gekennzeichnet) einen Kreisbogen, der an der Oberseite der Schneide anliegt, ergibt sich die Schwungkurve der Dechsel. siehe Bild 1 und 4.
Der an dieser Kurve anliegende Rücken der Dechsel dient als Auflagefläche, ähnlich der Sohle eines Hobels. In Bild 5 wird ersichtlich, wie eine Dechsel arbeitet, die diesem Radius nicht folgt bzw. keine runde Auflagefläche besitzt. Nur durch die Handgelenksbewegung kann diese Dechsel nicht greifen.
Die Hände müssen zusätzlich eine ziehende Bewegung (wie beim Hacken eines Beetes) vollführen. Diese Bewegung ermöglicht keine präzisen Schläge und ist auch nicht ergonomisch. Die Dechsel wird außerdem sofort wieder aus dem Werkstück getrieben, da die Erhebung im Rücken wie eine Art Hebel wirkt.
Bild 3 zeigt eine Mollenhauerdechsel, die nach diesem Prinzip gefertigt wurde und hervorragend funktioniert.
In den Zeichungen ist der Radius durch eine rote Linie gekennzeichnet. Diese Linie steht, da sie den Radius bildet, nahezu im rechten Winkel zum Rücken der Dechsel. Ihre Schneide trifft also ähnlich einem Hobeleisen vollflächig auf das Werkstück auf.
In Bild 2 wie auch Bild 5 liegt die Schneide im Schnitt nicht auf dieser Linie. Somit dringt die Dechsel in Bild 2 zuerst mit den Seiten der gewölbten Schneide in das Werkstück ein. Dies macht ein präzises Ansetzen beinahe unmöglich, da nicht berechnet werden kann, wann die Spitze auf das Werkstück trifft. Umgekehrt greift bei der Dechsel in Bild 5 die Spitze zuerst, was ein präzises Ansetzen der Seiten erschwert.
- Außenanschliff:
Dieser Anschlifftyp verändert die Geometrie der Dechsel. Übertrieben dargestellt, ist dies in Bild 5 zu sehen. Ähnlich wie bei diesem gekrümmtem Rücken wird durch den Außenanschliff auch der Winkel der Auflagefläche verändert. Materialabnahme kann nur durch zusätzliche »Hakenbewegung« (siehe oben) erreicht werden. Ein Vorteil dieser Version liegt darin, dass die Schneide nicht ungehindert in das Werkstück eindringen kann da sie durch den Rücken schnell wieder aus dem Werkstück getrieben wird. Dieser Anschlifftyp eignet sich insbesondere für groben Materialabtrag. Zudem ist er ähnlich einer Axt leicht zu schärfen.
- Innenanschliff:
Der aufwändigere Innenanschliff erlaubt ein präzises Ansetzen und ermöglicht bei richtigem Schwung des Rückens ergonomisches Arbeiten aus dem Handgelenk. Der Innenanschliff ist ein Muss überall dort, wo höchste Präzision der Schläge gefordert ist, z. B. in der Bildhauerei.
- Kombinierter Außen- und Innenanschliff:
Wird der Außenwinkel durch einen sehr flachen Schliff nur leicht verändert, ermöglicht dies eine Kombination mit allen Vorteilen beider Anschliffarten: Innenanschliff für präzises Ansetzen, Außenanschliff gegen ungewolltes Einhaken der Dechsel.
Alle mit unserem versehenen Dechsel sind nach den oben erläuterten Kriterien konstruiert. Die Köpfe werden von erfahrenen Schmiedemeistern gefertigt und durch einen Wagner bzw. von unseren eigenen Bildhauer-Kursleitern von Hand eingestielt. Eine vielzahl an Qualitäts-Dechsel finden Sie in unserem Onlineshop.