Was gibt es über solch primitive Werkzeuge wie Hämmer schon zu sagen? Da ist ein Hammerkopf aus einem mehr oder weniger schweren Material und ein Stiel, meistens aus Holz. Und: mit einem Hammer schlägt man auf Dinge. Doch allein die Vielfalt der unterschiedlichen Hammermodelle zeigt uns, dass es sich lohnt, etwas genauer hinzuschauen.
Die Teile des Hammers
Die meisten Hämmer haben einen Kopf aus Stahl. Das flache Ende des Kopfes, die Schlagfläche, wird »Bahn« genannt. Das andere, schmal abgeflachte Ende wird als »Finne«, manchmal auch »Schmalbahn« oder »Pinne« bezeichnet. Nicht alle Stahlhämmer haben unterschiedliche Bahnen, es gibt auch Hämmer mit zwei gleichen Bahnen. Der Bereich zwischen den Bahnen wird als »Haus« bezeichnet. Im Haus ist das Loch für den Stiel, das sogenannte »Auge«.
Bei Stahlhämmern sind die Bahn und die Finne meist gehärtet, wobei das Haus immer ungehärtet, also weicher ist. Dadurch sind die Schlagflächen robust, aber der Hammer prellt nicht so stark, was sich positiv auf die Muskulatur und die Gelenke des Anwenders auswirkt. Der Stiel ist meist aus Holz, kann aber auch aus anderen Materialien wie Metall, Kunststoff oder Kompositmaterialien gefertigt sein. Manche Griffe haben eine Ummantelung aus Leder oder Kunststoff.
Unterschiedliche Kopfformen
Schreinerhammer Bei der deutschen Form des Schreinerhammers ist die Finne abgesetzt und nach unten verschoben. Die Bahn ist hochkant rechteckig. Interessant ist, dass die Größe des Hammers nicht wie bei den meisten anderen Hämmern anhand des Gewichts angegeben wird, sondern anhand der Kantenlänge der Bahn (Höhe der Seite).
Zimmermannshammer Beim Zimmererhammer wurde das Holz als Stielmaterial von einer Kombination aus Metall und Kunststoff/Gummi bzw. Metall und Leder abgelöst. Die Bahn des Zimmermannshammer kann glatt oder geriffelt sein. Die Riffelung soll ein Abgleiten des Nagelkopfes verhindern, wenn dieser nicht exakt getroffen wird. Dieses Abgleiten kommt jedoch meist von Fett, das vom Anfassen mit der bloßen Hand stammt. Viele Handwerker schwören auf Hämmer mit glatter Bahn und verhindern das Abgleiten durch leichtes Abziehen mit Schleifpapier. Dazu legt man ein Stück Schleifpapier auf eine ebene Unterlage und zieht die Bahn ein paarmal darüber. Sie werden sehen, der Hammer „rutscht nicht mehr aus“. Die Finne des Zimmererhammers ist geteilt und die Kerbe so ausgeformt, dass damit Nägel ausgezogen werden können. Eines der beiden Enden der Finne ist länger und spitz ausgeformt. Damit lässt sich der Hammer in Balken einschlagen. So kann der Zimmererhammer wie ein Sappie benutzen werden, um Balken anzuheben und auszurichten. Oder man schlägt den Hammer mit dieser Spitze in einen Balken, damit er „aufgeräumt“ ist und nicht vom Dach fällt. Auf der Oberseite haben Zimmererhämmer oft eine Vertiefung mit einem Magneten. Damit werden Nägel einhändig angesetzt.
Schlosserhämmer haben im Gegensatz zu den Schreinerhämmern eine quadratische Bahn und die Finne ist mittig quer angeordnet. Es gibt Schlosserhämmer, die am Übergang des Stiels in den Kopf eine Manschette aus Blech oder Kunststoff haben, um den Stiel vor Beschädigungen zu schützen.
Schmiedehämmer haben eine ähnliche Form wie die Schlosserhämmer, sie sind etwas gedrungener, der Kopf ist kürzer und dicker. Viele Schmiede fertigen ihre Hämmer selbst an. Die Schmiede benutzen auch Hämmer, die nicht geschlagen sondern aufgesetzt und mit einem Zuschlaghammer in das Werkstück getrieben werden, z.B. um das Werkstück zu lochen oder aufzutrennen.
Japanischer Hammer Am bekanntesten sind die japanischen Zimmermannshämmer »Genno«. Das sind Hämmer mit zwei Bahnen, einer geraden und einer leicht balligen. Die ballige Seite wird beim Einschlagen von Nägeln für den letzten Schlag benutzt. Durch die Wölbung der Schlagfläche kann der Nagelkopf versenkt werden, ohne einen kantigen Abdruck zu hinterlassen. Weniger bekannt ist die Nutzung der gewölbten Schlagfläche, um genau passende Verbindungen zusammen zu fügen. Dazu wird das Holz der Passungsflächen durch Schläge mit der balligen Seite komprimiert, bis die Verbindung leichter zusammengleitet.
Durch Luftfeuchtigkeit quillt das so komprimierte Holz wieder auf und die Verbindung wird fest und dicht. Auch bei japanischen Hämmern sind die Bahnen so gehärtet, dass das Haus weich ist, damit der Hammer nicht prellt. Oft sind diese Hämmer aus zwei Stahlsorten zusammengesetzt. Dazu werden die Bahnen aus hoch härtbarem Stahl auf einen Hammerkörper aus weichem Stahl aufgeschweißt.
Hämmer mit Köpfen aus weichen Materialien
Bei »Schonhämmern« geht es darum, dass das Werkstück oder Werkzeug durch den Hammer nicht beschädigt wird. Dazu muss das Material, aus dem der Kopf bzw. die Schlagfläche ist, weicher sein als das Material, auf das es auftrifft. Als Kopfmaterialien kommen Gummi, Kunststoff, Rohhaut, Holz und Weichmetalle zum Einsatz.
Gummihämmer sind zwar sehr weich und dadurch auch sehr schonend für das Werkstück, der Kopf ist jedoch sehr elastisch. Dadurch geht eine große Menge der Schlagenergie in die Verformung des Kopfes. Besser geeignet sind zähere Materialien wie Kunststoff (z. B. Nylon) oder Rohhaut. Für feine Justierarbeiten kommen oft Hämmer mit Köpfen aus Weichmetall, z. B. Messing zum Einsatz. Diese verformen sich bei der Benutzung und nutzen sich somit ab.
Beliebt sind bei den Schonhämmer auch Modelle, die aus mehreren Materialien zusammengesetzt sind, um deren Eigenschaften zu vereinen. Ein Beispiel ist hier der Einstellhammer für Holzhobel mit einem Kopf aus Messing und einer Schlagfläche aus Holz. Mit der Messingseite wird auf das Eisen geschlagen, um die Spandicke einzustellen. Die Holzseite dient zum Schlagen auf den Holzkeil und den Hobelkasten beim Zurücknehmen und Lösen des Eisens.
Eine große Gruppe bilden die Hämmer mit Köpfen aus Holz. Angefangen mit den keulenähnlichen Schlegeln zum Schlagen von Spaltmessern beim Schindelspalten über diverse Montage- und Justierhämmer bis hin zu den Schlaghölzern und Klüpfeln beim Stemmen und Schnitzen. Oft werden diese Hämmer von den Handwerkern selbst hergestellt.
Die Schlaghölzer und Klüpfel unterscheiden sich durch die Ausformung des Kopfes. Der Kopf des Klüpfels ist nicht eckig, sondern rund. Durch die rundumweisende Schlagfläche des Klüpfels muss dieser nicht in eine bestimmte Richtung gedreht werden und es wird kein Drehmoment auf den Unterarm ausgeübt. Darum wird diese Form von Bildhauern und Steinmetzen bevorzugt, die in unterschiedlichste Richtungen schlagen müssen. Klüpfel haben in der Regel einen kürzeren Stiel, der ein feineres, gefühlvolleres Arbeiten ermöglicht. Die runde Form des Klüpfels hat zudem den Vorteil, dass beim Abrutschen ein geringeres Verletzungsrisiko besteht. Deshalb verwenden auch Hufschmiede bei verschiedenen Arbeiten am Huf runde Klüpfel, um das Pferd nicht zu verletzen, sollte es sich beim Arbeiten bewegen.
Bei den Klüpfeln gibt es nicht nur sehr viele unterschiedliche Kopfgrößen, sondern auch Modelle mit einem Kopf aus Messing oder Kunststoff. Je nach Vorliebe des Handwerkers kann dieser aus einer Vielzahl von Möglichkeiten auswählen. Schlaghölzern und Klüpfeln gemeinsam ist, dass die Schlagfläche in einem Winkel zur Längsachse steht und nicht parallel dazu ist. Die Schlagfläche steht vielmehr in Achse mit dem Handgelenk, da sie mehr aus dem Handgelenk geschlagen werden als aus dem Ellenbogen.
Stiellänge
Was hat es mit der Stiellänge auf sich? Je nachdem, ob der Schlag aus dem Handgelenk, aus dem Ellenbogen oder aus der Schulter bzw. zweihändig aus dem ganzen Körper kommt, muss der Stiel eine entsprechende Länge aufweisen. Wird der Hammer aus dem Handgelenk geschlagen (z. B. Klüpfel), so ist er oft nur etwas mehr als eine Handbreit lang. Beim Schlagen aus dem Ellenbogen (z. B. Schlosserhammer) muss er ca. 30 bis 35 cm lang sein (eine Elle lang). Vorschlaghämmer, die aus der Schulter bzw. zweihändig geschlagen werden, haben meist Stiele in Armlänge von 60 bis 120 cm. Bei manchen Hämmern ist der Griff durch Verdickungen bzw. Verjüngungen so ausgeformt, dass zwei Handhaltungen möglich sind. Kurz gegriffen dient der Hammer zum Schlagen aus dem Handgelenk (gefühlvoll und genau), lang geführt zum Schlagen aus dem Ellenbogen (mehr Zug, weniger kontrolliert).
Spezialhämmer
Es gibt eine ganze Reihe von Spezialhämmern mit unterschiedlichsten Kopfformen, verschiedensten Ausformungen der Schlagflächen und aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Zwei Modelle wollen wir hier beispielhaft herausgreifen.
Der Furnier- oder Anreibhammer wird nicht geschlagen, sondern mit der sehr breiten Finne das Furnier mit Knochenleim angerieben. Der Hammerkopf wird dazu im Leimkocher vorgewärmt. Das französische Modell, bei dem Griff und Kopf aus Metall sind, ist etwas weniger feuchtigkeitsanfällig als das deutsche Modell. Der deutsche Furnierhammer hat einen schwereren Kopf und kann dadurch mehr Wärme speichern, allerdings ist sein Griff aus Holz, das im Wasserbad leidet. Wichtig bei Furnierhämmern ist, dass die Finne sauber abgerundet und glatt ist, damit das Furnier beim Anreiben nicht verletzt wird.
Ein Glaserhammer wird verwendet, um mit Glaserecken oder kleinen Nägelchen die Glasscheibe vor dem Auskitten zu fixieren. Um eine Beschädigung der Glasscheibe zu vermeiden, wird der Hammer auf dem Glas aufliegend geführt. Dazu sind die Bahnen dreieckig ausgeformt. Bei unserem Modell ist die dreieckige Bahn drehbar gelagert, damit der Griff in beliebige Richtungen gehalten werden kann, die Bahn dabei aber trotzdem stets aufliegt. Mit der gegenüberliegenden runden Bahn können die Nägelchen ausgerichtet werden. Andere Modelle haben zwei um 60° verdreht angeordnete Dreiecksbahnen. Auch bei der Befestigung von Bilderrahmenrückwänden werden diese Hämmer eingesetzt. Obwohl zwischen Hammer und Glas beim Bilderrahmen die Rückwand liegt, ist es sicherer, den Hammer auf der Rückwand aufliegend zu führen.
In unserem Werkzeugwissen-Video stellt Peter Lanz noch weitere Hämmer und deren Anwendung vor.