Bis zum Aufkommen der japanischen Sägen war es bei hiesigen Schreinern üblich, zum Zinken von Hand die Feinsäge bzw. die Gestellsäge zu benutzen. In den letzten 25 Jahren hat sich dies grundlegend verändert. Japansägen haben die bei uns üblichen Sägen fast vollständig verdrängt, vor allem, wenn es ums Zinken geht. Ein Grund hierfür war sicherlich die in dieser Zeit nachlassende Qualität der westlichen Sägen. In der kürzeren Vergangenheit nimmt aber eine Bewegung zurück zu westlichen Sägen immer mehr Fahrt auf. Seit westliche Sägen nach englischem/amerikanischem Vorbild in sehr guter Qualität angeboten werden, finden sie eine größer werdende Anhängerschaft.
Wer diese westlichen Zinkensägen noch nicht kennt, wird bestimmt überrascht sein, welch hervorragende Schnittleistung und auch Schnittgüte diese Sägen haben. Sie stehen in dieser Hinsicht den japanischen Sägen in nichts nach. Ein weiterer Gesichtspunkt für die steigende Beliebtheit ist die Nachschärfbarkeit der westlichen Sägen. Die Stahlqualität ist so gut, dass sie die Schärfe sehr lange hält, so dass sich ein gelegentliches Nachschärfen wirklich lohnt.
Teile der Zinkensäge
Griff: In der Regel aus Vollholz. Der Griff und die Einheit aus Sägeblatt und Rücken werden miteinander durch Schrauben verbunden.
Sägeblatt: Rechteckig bzw. sich zur Sägenspitze verjüngend, aus gehärtetem Stahl, an einer Längsseite ist die Zahnung angebracht.
Rücken: Verstärkung des Sägeblattes in Längsrichtung gegenüber der Bezahnung, meist aus Metall (Messing oder Stahl), fest oder lösbar mit dem Sägeblatt verbunden. Bringt das nötige Gewicht auf den Sägeschnitt.
Angaben für die Beurteilung einer Zinkensäge
Blattlänge: Die Säge sollte zum Zinken nicht zu lang sein, weil sie sonst sehr kopflastig wird und dadurch der Beginn des Sägeschnitts schwieriger ist. Ideal sind zwischen 20 und 30 cm.
Schnitttiefe: Die Schnitttiefe sollte ausreichend sein, um bis zum Zinkengrund sägen zu können.
Blattdicke: Je dünner das Sägeblatt, desto empfindlicher ist es, aber umso schneller schneidet die Säge, da weniger Material zerspant werden muss.
Teilung: Als Teilung wird der Zahnabstand bezeichnet. Sie wird entweder absolut in mm angegeben oder in Zahnspitzen pro Zoll (ppi = points per inch) bzw. Zähne pro Zoll (tpi = teath per inch). Dabei gilt immer: ppi = tpi + 1. Jeder Zahn produziert auf seinem Weg durch das Holz Späne. Je größer die Strecke (je dicker der Querschnitt), desto mehr Späne entstehen.
Eine abgestimmte Zahngeometrie sorgt für beste Sägeschnitte
Diese Späne müssen von der Zahnlücke aufgenommen und aus dem Schnitt heraustransportiert werden. Ist die Lücke nach der Hälfte der Strecke bereits gefüllt, kann der Zahn nicht mehr schneiden, die Säge schneidet deutlich langsamer. Das bedeutet, je größer der Querschnitt des zu bearbeitenden Holzes ist, desto gröber muss die Säge sein. Zu grob sollte die Säge aber auch nicht sein, denn dann lässt sich der Schnitt nur sehr schwer starten. Es sollten immer mindestens 5 bis 6 Zähne im Einsatz sein.
Schränkung: Die abwechselnd leicht nach rechts und links gebogenen Sägezähne bedingen eine Schnittfuge, die breiter als die Sägeblattstärke ist. Ein Verklemmen der Säge wird so vermieden. Die feinen Spalten zwischen Sägeblatt und Holz ermöglichen eine Korrektur des Schnittes. Je größer diese Spalten allerdings sind, desto leichter kann der Schnitt verlaufen. Sägen für feuchtes und weiches Holz brauchen eine stärkere Schränkung als jene für trockenes Hartholz. Bei Zinkensägen sollte die Schränkung minimal sein. Sie ist die Differenz von Schnittfuge und Blattdicke und sollte in etwa 5 bis 10 % der Zahnteilung entsprechen.
Zinkensägen von Qualitäts-Herstellern
Die Zinkensägen von Veritas haben ein sehr modernes Design. Der Rücken besteht bei diesen Sägen nicht wie üblich aus Metall, sondern aus einem Gemisch aus Kunststoff, Glasfasern und rostfreiem Stahlpulver. Veritas bietet zwei Varianten an, welche sich nur in der Zahnteilung unterscheiden. Die feine Ausführung ist für kleinere Materialstärken bis 13 mm ausgelegt. Bei dickeren Querschitten kommt die Standard-Ausführung zum Einsatz. Das dicke Sägeblatt im fest vergossenen Kompositrücken macht diese Säge besonders robust und somit zur idealen Einsteigersäge.
Lie-Nielsen bietet ebenfalls zwei Zinkensägen an. Hier unterscheiden sich die beiden in zwei Merkmalen: der Blattdicke und der Form des Sägeblattes. Das robuste Modell mit dem dicken Blatt besitzt eine rechteckige Sägenblattform.
Drei Hersteller, drei Konzepte, Zinkensägen von Bad Axe, Lie-Nielsen und Veritas (v.l.n.r.)
Das Blatt des anderen Modells ist nicht nur dünner, es verjüngt sich auch zur Spitze hin. Dies sorgt für zusätzliche Balance und einen aggressiveren Schnitt. Zusammen mit dem sehr dünnen Sägeblatt wird so eine sehr hohe Schnittleistung erreicht. Bei Lie-Nielsen werden alle Rückensägen, nachdem die Sägeblätter maschinell bezahnt und geschränkt wurden, noch von Hand geschärft. Jeder einzelne Zahn wird mit der Feile sorgfältig nachbearbeitet. Der Rücken der Sägen besteht aus einem massiven Messingprofil, in welches zur Aufnahme des Sägeblattes ein Schlitz gefräst ist. Das Blatt ist in diesen Schlitz eingeklebt, was einen Austausch des Blattes zwar nicht unmöglich, aber sehr schwierig macht.
Bad Axe geht bei seinen Zinkensägen einen ganz anderen Weg. In den Sägen von Bad Axe steckt sehr viel Handarbeit. Die Sägeblätter inklusive der Bezahnung sind zwar aus Stahlblech lasergeschnitten, Bad Axe ist jedoch der einzige Sägenhersteller, der die Schränkung manuell mit Hilfe eines „hammer set“ anbringt. Diese Methode macht die Schränkung viel präziser, was zu einer wesentlich besseren Schnittgüte und höheren Laufruhe beim Sägen führt. Anschließend wird jede Säge von Hand geschärft. Der Rücken ist nicht fest mit dem Sägeblatt verbunden. Er ist gefaltet, das heißt er besteht aus einem gebogenen Stück Federstahl, welches den Rücken fest, aber lösbar einklemmt. Die Säge kann dadurch nicht nur ganz einfach zerlegt und repariert werden, es können auch die häufig durch Verkanten entstandenen Biegungen im Sägeblatt wieder beseitigt werden. Dazu wird mit einem Schonhammer sanft auf den Rücken nahe dem Griff und nahe der Spitze geschlagen, was eine Spannung erzeugt, die das Sägeblatt wieder gerade zieht. Ebenfalls kann durch Klopfen auf die Spitze des Rückens zum Griff hin eine gelockerte Verbindung von Sägeblatt und Griff einfach beseitigt werden.
Bad Axe „Stiletto“ 712340 | Lie-Nielsen® 712025 | Lie-Nielsen® verjüngtes Blatt 712030 | |
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Blattlänge | 305 mm | 254 mm | 254 mm |
Gesamtlänge | 430 mm | 380 mm | 380 mm |
Schnitttiefe | 42 mm | 43 mm | 35 /41 mm |
Blattstärke | 0,46 mm | 0,5 mm | 0,38 mm |
Schränkung | 0,64 mm | 0,65 mm | 0,53 mm |
Veritas® Standard 712920 | Veritas® fein 712919 | |
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Blattlänge | 230 mm | 230 mm |
Gesamtlänge | 360 mm | 360 mm |
Schnitttiefe | 40 mm | 40 mm |
Blattstärke | 0,5 mm | 0,5 mm |
Schränkung | 0,7 mm | 0,7 mm |