Werkzeuge für den Obstbaumschnitt

Der Baumschnitt ist bei Obstbäumen notwendig, um ihre Vitalität zu erhalten. Ein optimaler Schnitt ist nur mit sehr scharfem Werkzeug möglich!

Obstbäume sind Kulturpflanzen. Der Baumschnitt ist bei ihnen notwendig, um ihre Vitalität dauerhaft zu erhalten. Ein Schnitt kann ganzjährig erfolgen. Da beim Winterschnitt die Blätter fehlen, ist die Struktur des Baumes leichter erkennbar. Um den Ertrag bei Steinobst zu optimieren, raten manche Experten zu einem Schnitt in voller Frucht bzw. bei der Ernte.
 

Tipps zum Obstbaumschnitt

Beim Obstbaumschnitt geht es darum, ausreichend Licht und Luft in die Krone zu bringen. Entfernt werden alle Äste, die nicht ins Wuchsbild passen, also auch Fruchtholztriebe, die von außen nach innen wachsen.
Der Baum benötigt ein ausgewogenes Verhältnis von Fruchttrieben (mit Blüten) und Blatttrieben (ohne Blüten). Sogenannten Wassertrieben entstehen an den höchsten Punkten der Äste. Davon bleiben nur wenige Zukunftstriebe stehen, die später die Baumkrone mitformen sollen. Zu fördern sind Fruchttriebe, die horizontal nach oben wachsen und einen guten Zuwachs aufweisen. Alle übrigen Wasserschosse werden möglichst nahe am Ast mit einer Astschere abgeschnitten. Triebe die über 45° nach oben streben, tragen in der Regel keine Früchte.

Äste und Triebe entfernen

Diese Äste und Triebe müssen entfernt werden

Für den Baumschnitt haben sich Scheren und Sägen gleichermaßen bewährt. Wichtig ist bei beiden, dass sie eine saubere, glatte Schnittfläche hinterlassen, die der Baum rasch verschließen und überwuchern kann. Ein optimaler Schnitt ist nur mit sehr scharfem Werkzeug möglich!

Scherentypen

Bei Astscheren haben Sie die Wahl zwischen Bypass- und Amboss-Scheren. Eine Bypass-Schere ist eine Schere, bei der zwei schneidende Klingen aneinander vorbei gleiten. Bei Amboss-Scheren trifft die schneidende Klinge auf ein starres Gegenstück, den sogenannten Amboss. Beide Varianten können eine geschwungene oder gerade Klingenform haben. Der Vorteil einer geschwungenen Klinge ist, dass der leicht ziehende Schnitt weniger Schnittkraft erfordert.

Tangentialschere
Ambossschere
 Bypass-SchereAmboss-Schere
Vorteile: Präziser, glatter Schnitt Gute Kraftübertragung
Geeignet für: Beschneiden von grünem Holz Beschneiden von totem Holz
Nachteile: Höherer Kraftaufwand
Begrenzte Schnittstärke
Schnittgut wird gequetscht
Rindenverletzungen möglich

Eine Sonderform der Bypass-Scheren sind Auslichtscheren mit einer geraden, schlanken Klingenform. Da diese nur kleine Schnittdurchmesser zulassen, sind sie für den Baumschnitt zu vernachlässigen. Kleine Amboss-Scheren haben meist gerade Klingen, da bei dieser Bauart der Amboss massiver ausgeführt werden kann. Größere Zweihand-Astscheren haben hingegen oft eine geschwungene Klingenform mit einem dazu passend ausgeformten Amboss.

 Einhand-GartenscherenZweihand-Astscheren
Vorteile: Leichtes Gewicht
In engen Stellen einsetzbar
Gute Kraftübertragung
Erweiterter Arbeitsradius
Geeignet für: Triebe bis max. 15-20 mm Ø Äste bis max. 45-50 mm Ø
Nachteile: Geringe Kraftübertragung Relativ sperrig

Kraftverstärker

Einige Astscheren besitzen ein sogenanntes Ratschensystem. Durch die Ratschenmechanik im Gelenkkopf kann die Schere während des Schneidens geöffnet werden, ohne dass sich die Klingen öffnen. So sind pumpende Bewegungen möglich, die mehr Kraft auf die Schneiden übertragen.

Reichweite

Durch die längeren Griffe haben Zweihand-Astscheren einen erweiterten Arbeitsradius. Bei Modellen mit Teleskopgriffen können Sie zudem die Grifflänge und damit die Reichweite optimal anpassen. Bei jungen Obstbäumen reicht dieser oft schon aus, um die gesamte Baumkrone erreichen zu können. Wer bei höheren Bäumen auf eine Leiter verzichten möchte und lieber mit beiden Beinen fest auf dem Boden bleibt, kann mit einer Teleskopschere trotzdem Triebe und Äste in bis zu 4 m Höhe erreichen. Einige Teleskopscheren, wie z. B. die Barnel Ultra Reach, besitzen einen Schnittgutgreifer, der das Herabfallen der abgeschnittenen Äste verhindert.

Wahre Reichweitenmonster sind die Raupenscheren von Silky und Barnel. Mit diesen Aufsätzen für Teleskop-Astsägen (dazu unten mehr) können Sie sogar Äste bis 50 mm Stärke in einer Höhe von bis zu 6 Metern noch sauber durchtrennen. Ein Seilzugsystem mit Umlenkrollen sorgt für die nötige Kraftübertragung.

Teleskopschere

Alter Spalierbaum wird mit Raupenschere gekappt

Astsägen

Ab einer Aststärke von 30-35 mm ist der Griff zur Astsäge ratsam. Mit einer scharfen Säge können Sie auch kleinere Triebe schnell und sauber entfernen. Eine Dickenbeschränkung nach oben gibt es im Grunde nicht. Damit Sie effektiv schneiden können, sollte das Sägeblatt mindestens die doppelte Länge der Aststärke haben.

Stärkere Äste werden in Etappen gekürzt, um das auf dem Astansatz lastende Gewicht zu reduzieren. Um dabei ein unkontrolliertes Einreißen der Rinde zu vermeiden, wird zunächst von unten angeschnitten und erst danach von oben gekappt. Letztendlich wird der Ast »auf Astring« geschnitten, d. h. der Ast wird nicht bündig am Stamm abgetrennt (hierbei würde eine sehr große Schnittfläche entstehen), sondern erst nach dem Ansatz. Das Gewebe ist hier besonders aktiv. Es sollten jedoch keine Aststümpfe am Stamm übrigbleiben, da diese die Wundheilung erschweren und dort später vermehrt Wassertriebe schießen.

Astabsägen Schritt 1
Astabsägen Schritt 2
Astabsägen Schritt 3
Astabsägen Schritt 4

Gerade oder geschwungen

Gartensägen gibt es mit geraden oder geschwungenen Sägeblättern. Sägen mit geradem Sägeblatt bieten vor allem bei horizontalen Schnitten bis Schulterhöhe, zum Beispiel beim Rückschnitt von Hecken, eine gute Führung. Geschwungene Sägeblätter sind vor allem bei vertikalen Sägeschnitten überkopf sehr gut zu führen.

 Gerade SägeblätterGeschwungene Sägeblätter
Vorteile: Langer Hub Gute Führung in der Schnittfuge
Ideal für: Horizontale Schnitte
in Körpernähe
Vertikale Schnitte
über Schulterhöhe

Feststehend oder klappbar

Die Qualität der Sägeblätter, und damit auch die Qualität des Schnitts, ist bei Sägen mit feststehendem Sägeblatt oder Klappsägen gleichwertig. Die Trapezverzahnung mit wechselseitigem Anschliff trennt die Holzfasern rasiermesserscharf und hinterlässt eine sehr saubere Oberfläche.

Feststehende Sägen werden oft in einem Köcher mit Gürtelschlaufe geliefert und sind so stets griffbereit. Die meisten feststehenden Astsägen besitzen eine ergonomische Griffform (Pistolengriff) und sind für den einhändigen Gebrauch gedacht.

Klappsägen sind beim Transport leicht zu verstauen, ihr Sägeblatt wird beim Zusammenklappen durch den Griff geschützt. Größere Klappsägen mit längeren Sägeblättern ermöglichen das Schneiden von sehr starken Ästen und sogar das Fällen von Stämmen. Der längere Griff erlaubt das kraftvolle Zupacken mit beiden Händen.

Ausziehbar

Da bei Teleskopsägen keine aufwendige Mechanik notwendig ist, besitzen sie eine größere Reichweite als Teleskop-Astscheren. Mit einer Gesamtlänge von bis zu 7,2 m besitzt beispielsweise die Barnel Teleskopsäge 720 eine enorme Reichweite. Auch wenn Obstbäume selten solche Höhen erreichen, kann eine größere Reichweite sehr hilfreich sein. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Bäume an einem Hang oder einer Böschung stehen.

Baumpflege nach dem Schnitt

Vor allem beim Obstbaumschnitt im Winter, wenn die Säfte im Baum kaum fließen, ist es wichtig, den Baum bei der Wundheilung zu unterstützen. Wenn Sie frische Schnittstellen mit kalt streichbarem Baumwachs verschließen, können Pilze oder Insekten nicht in die Verletzung eindringen. Der Baum kann sich in Ruhe erholen. Auch eingewachsene Früchte aus der vorherigen Periode, sog. Fruchtmumien, sollten Sie während des Baumschnitts gleich mitentfernen, um Pilzbefall zu vermeiden.