Vor allem nordische Outdoor- und Schnitzmesser sind oft mit dem sog. »Scandi Grind« geschliffen. Dieser Anschliff ist robust und bietet einige Vorteile. Beim Schärfen des skandinavischen Anschliffs gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten.
Geometrie des »Scandi Grind«
Im Gegensatz zum Mikrofasenschliff, bei dem an der Schneidkante zusätzlich zur Hauptfase eine kleinen Mikrofase angeschliffen wird, gehen die Fasenflächen beim skandinavischen Anschliff über die komplette Fasenbreite. Der Schnittwinkel bzw. Fasenwinkel liegt bei skandinavisch angeschliffenen Klingen zwischen 20° bis 27°. Je spitzer der Winkel, desto besser schneidet das Messer. Je stumpfer der Winkel, desto länger ist die Standzeit, zum Beispiel beim Schnitzen in Hartholz. DICTUM® Schnitzmesser haben einen skandinavischen Anschliff mit einem Schnittwinkel von 21°. Werden sie mit einem Mikrofasenanschliff versehen, liegt ihr Schnittwinkel immer noch im optimalen Bereich.
Vorteile des »Scandi Grind«
Die Schneidengeometrie des skandinavischen Anschliffs bietet im Vergleich zum Mikrofasenschliff drei wesentliche Vorteile:
1. belastbar
2. leicht zu schärfen
3. gute Führung
Der einfache Aufbau des »Scandi Grind« bietet hinter der Schneide viel Material als Unterstützung. Dadurch kann die Schneide stärker belastet werden. Da die meisten Messer mit »Scandi Grind« für gröbere Aufgaben und größeren Materialabtrag eingesetzt werden, sind ihre Klingen zudem mit einer Stärke ab 3 mm recht robust ausgeführt.
Weil die Fasen beim Schärfen vollflächig auf dem Schärfmittel aufliegen, ist es sehr einfach, den ursprünglichen Fasenwinkel beizubehalten. Dazu später mehr.
Beim Schnitzen bietet der skandinavische Anschliff den Vorteil, dass die breite Fase als Führung am Material aufliegt. Die Klinge kann deshalb mit mehr Druck geführt werden, ohne dass die Gefahr besteht, dass sie unkontrolliert ins Holz eindringt. So können auch schwierige Faserverläufe im Holz sauber geschnitzt werden.
Schärfen des »Scandi Grind«
Für das Schärfen von Messern mit einem skandinavischen Anschliff verwenden Sie die üblichen Schärfwerkzeuge wie Diamantplatten, Schärf- und Abziehsteine. Die breiten Fasen des Scandi Grind erleichtern das Finden und Beibehalten des Schnittwinkels, erfordern jedoch einen größeren Materialabtrag. Wichtig ist, dass die Banksteine sauber und exakt plan abgerichtet sind, damit die Fasen vollflächig Kontakt zum Stein halten können.
Wählen Sie die Schärfbewegungen aus, mit denen Sie am besten zurechtkommen. Wir empfehlen, die breiten Fasen in nur eine Richtung über den Stein zu führen, ziehend oder schiebend. Bei Hin-und-her-Bewegungen besteht die Gefahr, ungewollt zu kippeln, was zu einem balligen Schliff führen würde.
Noch ein Tipp: bei kurzen Bewegungen ist es einfacher, den Winkel beizubehalten als bei langen. Beginnen Sie deshalb mit kurzen Schärfbewegungen und verlängern Sie diese allmählich.
Bei stark beanspruchten Klingen beginnen Sie mit dem Abrichten der Fasen auf einer groben Diamantplatte oder einem Schruppstein (300er Korn). Sind beide Fasen mit der Diamantplatte wieder komplett geschliffen, bildet sich an der Schneide meist ein durchgängiger Grat. Nun können Sie auf einen Schärfstein mit Körnung 500 bis 2000 wechseln. Anschließend wechseln Sie auf einen Abziehstein mit 6000er bis 8000er Körnung und polieren die Schneide aus. Sie müssen nicht die kompletten Fasen auspolieren. Es reicht aus, wenn ein spiegelnder Bereich nahe der Schneidkante deutlich erkennbar ist.
Schärfen des Bauches
Bei Klingen mit einem sog. Bauch, d. h. einer Rundung an der Klingenspitze, schärfen Sie zunächst den geraden Abschnitt der Schneide wie oben beschrieben. Zum Schärfen des Bauches gibt es zwei Varianten:
1. Schärfen mit kurzen Bewegungen quer zur Fase. Diese Schärfbewegung ähnelt denen zum Schärfen des geraden Abschnitts. Dabei wird jedoch die Klinge bzw. der Messergriff leicht angehoben, damit die Fase auch in der Rundung vollflächig auf dem Schärfmittel aufliegt.
2. Klinge in durchgängigen Bewegungen über das Schärfmittel ziehen. Zu Beginn liegt die Klinge im geraden Bereich der Fase vollflächig auf. Nun bewegen Sie die Schneide in einer flüssigen Bewegung über das Schärfmittel und heben dabei den Griff so an, dass die Fase in der Rundung den Kontakt behält. Diese Schärfbewegung benötigt etwas mehr Übung und Geschick. Vor allem bei weicheren Schärfsteinen ist hierbei die Gefahr, in den Stein zu schneiden, etwas größer als bei der ersten Variante.
Das Schärfen des »Scandi Grind« inkl. des Bauches wird in unserem Video-Tutorial detailliert gezeigt. Nach dem Schärfen reinigen Sie die Klinge gründlich und schützen sie mit etwas Kamelienöl gegen Rost. Auch das Holz des Hefts freut sich über etwas Pflege.