Für unterschiedliche Anstrichmittel, wie Öle, Lacke oder Beizen, eignen sich verschiedene Auftragswerkzeuge mal mehr und mal weniger gut. In diesem Beitrag vergleicht die Restauratorin und Kursleiterin Melanie Kirchlechner unterschiedliche Pinsel, Walzen und Schwämme praxisnah miteinander und gibt Tipps für die richtige Anwendung.
Was können Pinsel?
Ringpinsel aus Naturhaar sind die ältesten und gängigsten Auftragswerkzeuge überhaupt. Dabei sind die weichen Haarpinsel eher fürs künstlerische Arbeiten gedacht, mit den steiferen Borstenpinseln lassen sich Flächen, Kanten, Vertiefungen und Rundungen wesentlich effektiver bestreichen.
Flachpinsel sind eine neuere Entwicklung und dazu geeignet, Flächen, Kanten und Vertiefungen zu bestreichen. Sie sind in allen erdenklichen Breiten und Dicken erhältlich.
Mit Pinseln lassen sich fast alle Oberflächenmittel schnell und effektiv auftragen
Tipp: Besonders breite, dicke Flachpinsel für sehr große Flächen werden auch »Flächenstreicher« genannt.
Mit Naturborsten, egal ob als Ring- oder Flachpinsel, sowohl lösemittelhaltige Systeme wie chemische Beizen und Lasuren als auch ölhaltige Mittel optimal verarbeiten. Mit Synthetikborsten, egal ob als Ring- oder Flachpinsel, lassen sich wasser- und alkoholbasierte Mittel wie wasserverdünnte Beizen und Lacke (Acryllack), sowie alkoholbasierte Mittel wie Spiritusbeizen und Streichschellack optimal verarbeiten.
Tipp: Wenn Sie Pinsel nur bis etwa zwei Drittel der Haare oder Borsten in das Anstrichmittel eintauchen, wird der Auftrag besonders sauber!
Was können Walzen?
Farbwalzen bzw. -rollen tragen zügig eine größere Menge auf als Pinsel. Besonders für schnell trocknende Anstrichmittel werden Walzen empfohlen. Außerdem wird die Oberflächenstruktur auf größeren Flächen gleichmäßiger als mit Pinseln, weil sich der Auftragsdruck besser verteilt. Vlieswalzen, sei es mit Natur oder Synthetikhaaren, tragen mengenmäßig mehr Mittel in kürzerer Zeit auf als Schaumstoff. Allerdings hinterlassen sie eine gröbere Struktur.
Schaumstoffwalzen mit ihren mikrofeinen Poren eigen sich sowohl für den flächigen als auch das Einebnen von ungleichmäßigem Auftrag. Besonders gleichmäßig wird der Auftrag, wenn Sie den Überstand einer mit Anstrichmittel getränkten Walze in einer Farbwanne abstreifen.
Schaumstoffwalzen mit abgerundeten Kanten sind für die zügige Beschichtung von Flächen bestens geeignet
Tipp: Bei größeren Flächen empfiehlt es sich, mit einer Vlieswalze zunächst zügig das Anstrichmittel aufzuwalzen, um anschließend die evtl. ungleichmäßige Schicht mit der Schaumstoffwalze zu egalisieren. Aber bitte nicht drücken, sonst schieben Sie eine „Bugwelle“ vor der Walze her!
Was können Schwämme?
Zurecht geschnittene Haushaltsschwämme eignen sich besonders für den Auftrag zäh- bis dünnflüssiger Öle, Beizen und Lasuren.
Mit zurecht geschnittenen Haushaltsschwämmen lassen sich vor allem einziehende Öle satt und sauber auftragen
Tipp: Wenn Sie einen zunächst sehr feucht getränkten Schwamm ausdrücken, können Sie die Auftragsmenge optimal dosieren!
Wie reinigt man Auftragsgeräte?
Vlieswalzen lassen sich grundsätzlich schwerer reinigen. Pinsel und Schaumstoffwalzen reinigen Sie am besten mit der dazugehörigen Verdünnung. Bei wasserverdünnten Systemen wie Kreidefarbe, Beizen, Acryllacken, Lasuren etc. ist dies Leitungswasser. Für ölhaltige Mittel eignet sich ätherisches Balsamterpentin zur Reinigung am besten. Alkohollösliche Mittel wie Spiritusbeizen und Schellackprodukte reinigt man am günstigsten mit Brennspiritus.
Tipp: Damit Sie möglichst wenig verschmutze Verdünnung zu entsorgen haben, reiben Sie die benutzen Pinsel und Walzen an einem Karton oder sägerauem Holz erst trocken, bevor Sie sie für kurze Zeit in die jeweilige Verdünnung stellen.
Umwelt-Tipp: Für hartnäckige Fälle und eingetrocknete Auftragsgeräte gibt es spezielle Pinselreiniger. Auf der Basis von Xylol sind sie aber als giftig einzustufen und dürfen keinesfalls über die Kanalisation entsorgt werden!
Schwämme bleiben in einem fest verschlossenen Glas über mehrere Wochen elastisch und einsatzfähig. Eingetrocknet können sie über den Hausmüll entsorgt werden.
So finden Sie das passende Auftragswerkzeug:
Vor der Wahl des passenden Auftragsgerätes stellen sich wichtige Fragen:
- Welche Basis bzw. Verdünnung hat das Mittel: lösemittelhaltig – ölig – wasser- oder alkoholbasiert?
- Welche Viskosität hat das Mittel: dünnflüssig – flüssig – zähflüssig – pastenartig?
- Wie groß ist die zu behandelnde Fläche? Hat sie Ecken und/oder Vertiefungen?
Folgende Tabelle gibt Auskunft, welches Mittel mit Pinsel, Walze oder Schwamm optimal verarbeitet werden kann:
x bedeutet gut geeignet -- bedeutet ungeeignet