Um das Arbeiten mit Leder anzufangen, braucht es nur ein paar ausgewählte Werkzeuge. Ganz gleich, ob Sie Lederscheiden für Ihre Messer oder Ihre Werkzeugklingen fertigen wollen, einen hochwertigen Gürtel oder Taschen und Etuis nähen wollen, für dieses Hobby brauchen Sie nicht viel Platz und auch das benötigte Werkzeug hält sich in Grenzen.
Arbeitsfläche
Abgesehen von einem Tisch, auf dem Sie arbeiten, brauchen Sie eine Schneidunterlage. Die grünen Matten mit Zentimeterraster eignen sich sehr gut für das Zuschneiden von Leder mit Cuttern, Skalpellen und Furniermessern. Beim Schneiden und Ausschärfen mit einem Halbmond-Messer bieten sie allerdings zu viel Widerstand. Durch das aufgedruckte Raster benötigen Sie beim rechtwinkligen Zuschnitt von Lederteilen keinen zusätzlichen Winkel.
Um die Schneiden von Loch- oder Prickeisen zu schützen, brauchen Sie eine festere Unterlage. Eine Schneidunterlage ist zu dünn und wird durch die festen Schläge und das Durchschlagen der Löcher leicht beschädigt. Ausreichend ist ein Stück Holz, zum Beispiel ein altes Schneidbrett. Küchen-Schneidbretter aus weichem Kunststoff funktionieren ebenfalls gut.
Unterschiedliche Arbeiten brauchen verschiedene Unterlagen
Beim Ausschärfen von Lederkanten ist eine Steinplatte wie die Granitplatte als Unterlage hilfreich. Eine polierte Steinplatte als Unterlage verhindert beim Ausschärfen das Hängenbleiben und Einschneiden in die Schneidunterlage. Auch wenn Sie Leder punzieren wollen, ist die Steinplatte als Unterlage praktisch, da sie die Schläge gut dämpft.
Zuschnittwerkzeuge
Mit einer Rundahle können Sie die Schnittlinien, Nähte und Löcher sehr gut markieren. Zum Markieren des Nahtabstands zur Lederkante oder der Löcher in Gürteln eignet sich ein Spitzzirkel hervorragend. Die Spitzen von Ahle und Zirkel dürfen nicht zur scharf sein und kratzen. Es soll lediglich eine Vertiefung in die Lederoberfläche gedrückt werden. Entschärfen und polieren Sie gegebenenfalls die Spitzen der Werkzeuge.
Um gerade Kanten schneiden zu können, brauchen Sie ein Stahllineal. Wenn Sie vorhaben, Gürtel zu fertigen, empfiehlt sich eine Lineallänge von mindestens einem Meter.
Ein einseitiger Anschliff ist beim Schneiden am Lineal sinnvoll
Zum Schneiden können Sie zwischen diversen Messern wählen. Klassisch wird in der Lederbearbeitung das Halbmondmesser verwendet. Der Umgang damit und vor allem das Nachschärfen bedarf aber sehr viel Erfahrung und Übung. Gerne werden Rollmesser verwendet, deren Klingen sind allerdings sehr dünn und biegsam, so dass nur mit sehr wenig Druck geschnitten werden sollte, da sonst die Kanten schräg werden. Empfehlenswert ist das japanische Ledermesser. Es ist einseitig rechts geschliffen und kann deshalb sehr exakt am Lineal geführt werden. Seine Spitze ist schlank, sodass Sie damit auch kleinere Radien gut schneiden können. Falls vorhanden, geht für den Anfang auch ein Skalpell oder Cuttermesser.
Werkzeuge und Materialien zur Kantenbearbeitung
Nach dem Zuschnitt werden die Lederkanten meist nachbearbeitet. Dabei werden zuerst die Schnittkanten auf der Lederober- und -unterseite mit einem sogenannten Kantenhobel gefast oder gerundet. Für unterschiedliche Lederstärken ist der Kantenhobel-Satz mit drei unterschiedlich starken Radien praktisch.
Wurden mehrere Lagen Leder miteinander vernäht oder vernietet, sollten leichte Versätze der Schichten vor dem Runden der Kanten mit Schleifpapier beseitigt werden. Außenrundungen in der Kontur der Lederstücke können Sie damit ebenfalls verputzen und versäubern.
Mit einem Polierholz und Wasser werden Lederkanten poliert
Mit Hilfe eines Polierholzes bzw. Kantenpolierers und Wasser können die Kanten dann poliert werden. Etwas schneller geht das Polieren mit Tokonole. Auch die raue Lederseite (Fleischseite) können Sie damit stellenweise glätten. Mit einem schmalen Falzbein können Sie enge, weniger gut erreichbare Stellen glätten und nachpolieren.
Nähwerkzeuge
Wollen Sie zwei oder mehrere Lederteile vernähen, werden diese in der Regel zuerst mit Klebstoff fixiert. Bei Verwendung von Kontaktklebstoff, beispielsweise Kövulfix Haftkleber, ist es ratsam, die Verklebung mit einem Hammer zu klopfen. Der Hammer sollte eine abgerundete Bahn haben, damit sie keine sichtbaren Dellen im Leder hinterlässt. Ein Lederhammer mit Finne ist praktisch, um auch schmale Ecken zu erreichen. Auch ein japanischer Zimmererhammer funktioniert, da auch er eine gerundete Bahn hat.
Die Löcher zum Vernähen von Leder werden meist vorgestochen. Dafür kommen die sogenannten Prickeisen mit sechs Schneiden bzw. mit drei Schneiden zum Einsatz.
Prickeisen sorgen für ein gleichmäßiges Nahtbild
Die Prickeisen werden allerdings mit einem Schonhammer oder Rohhauthammer und auf einer geeigneten Unterlage geschlagen (siehe oben). Um auch durch sehr dicke Lederschichten zu kommen und um beim Nähen die Löcher etwas zu erweitern, benötigen Sie noch eine Schwertahle.
Bei einer klassischen Sattlernaht wird mit zwei Nadeln gleichzeitig genäht. Die Lederteile werden dabei in einem sog. Nähkloben gehalten. Für den Einstieg können Sie sich mit einem Eigenbau oder einem kleinen Schraubstock behelfen. Nadel und Faden und ein Stück Bienenwachs vervollständigen das Nähwerkzeug.
Lochwerkzeuge
Wenn Sie Ledergürtel machen möchten oder um Nieten anzubringen, müssen Sie das Leder mit Löchern versehen. Für Gürtel reicht eine gute Lochzange. Sind die Löcher allerdings weiter innen im Lederstück angeordnet, kommen Sie um die Verwendung von Locheisen nicht herum. Weil mit Locheisen alle Stellen erreichbar und sie auch zum Schneiden von Innenrundungen sehr praktisch sind, empfiehlt sich ein Locheisensatz mit vielen verschiedenen Durchmessern. Die Locheisen und Prickeisen sollten Sie nur mit einem Schonhammer auf geeigneter Unterlage benutzen.
Locheisen eignen sich auch zum Schneiden von Innenrundungen
Werkzeugaufstellung
Verglichen mit anderen handwerklichen Hobbys sind für den Einstieg in die Lederbearbeitung relativ wenige Werkzeuge notwendig. Hier unser Vorschlag mit 18 Werkzeugen für eine Grundausstattung als Übersicht:
- Schneidunterlage
- Granit-Steinplatte
- Shinwa Lineal 1000
- DICTUM Rundahle, 45 mm
- Französischer Spitzzirkel, Schenkellänge 200 mm
- Japanisches Ledermesser
- Kantenhobel, Satz, 3-teilig
- Kantenpolierer, 4-fach
- Tokonole Lederpolitur
- Falzbein
- Kövulfix Haftkleber
- Vergez Blanchard Lederhammer, Nr. 3
- Vorstecheisen für Leder, 6 Zähne
- Vorstecheisen für Leder, 3 Zähne
- Rohhaut-Hammer mit Bleikern, Gewicht 450 g
- DICTUM Schwertahle
- Henkellocheisen, Satz, 5-teilig
- DICTUM Nähkloben
Die genannten Werkzeuge sind sehr hilfreich und praktisch, einige sind für die Lederbearbeitung absolut notwendig. Für den Anfang können Sie jedoch manche, zum Beispiel Hammer oder Ledermesser, durch bereits vorhandene, ähnliche Werkzeuge ersetzen und zu einem späteren Zeitpunkt durch die passenden Lederwerkzeuge ergänzen.