Handschleifmaschinen gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen und Größen. Der Aufbau ist bei fast allen gleich, nur der Handbandschleifer unterscheidet sich. In diesem Blog schauen wir uns die unterschiedlichen Handschleifmaschinen an und zeigen, welche Maschinen für welche Schleifaufgaben am besten geeignet sind. Wir befassen uns nur mit Schleifmaschinen für Holz und Holzoberflächen bzw. Elektrowerkzeugen, die in der Holzwerkstatt genutzt werden. Für die Stein- und Metallbearbeitung gibt es noch andere Schleifgeräte, die in der Holzwerkstatt jedoch kaum eine Rolle spielen.
Allgemeiner Aufbau
Der Handbandschleifer ist die Ausnahme unter den Handschleifgeräten, das ist schon am Schleifmittel zu erkennen. Während alle anderen Schleifmaschinen mit einem flachen Schleifmittel arbeiten (Schleifscheiben, Schleifpads), nutzt der Handbandschleifer ein Schleifband, das über zwei Walzen und die Andruckplatte läuft. Es wird durch die Antriebswalze bewegt, die mit dem Motor über einen Riemenantrieb verbunden ist. Mit Hilfe der Führungswalze kann die Position des Bandes korrigiert werden, so dass es möglichst mittig auf den Walzen und der Andruckplatte läuft.
Der Handbandschleifer unterscheidet sich deutlich von anderen Schleifgeräten
Bei den meisten anderen Handschleifmaschinen sitzt ein Schleifteller oder Schleifschuh unter dem Motorblock und ist mit diesem direkt oder über ein Getriebe gekoppelt. Je nachdem, wie dieser Schleifteller oder -schuh bewegt wird, ergibt sich eine unterschiedliche Schleifbewegung und dadurch ein unterschiedliches Schleifbild und auch ein unterschiedlicher Materialabtrag.
Handbandschleifmaschinen
Handbandschleifer (z. B. Festool Bandschleifer BS 75 E-Plus) arbeiten mit Schleifbändern, die durch die Antriebswalze in eine Richtung (linear) bewegt werden. Im Bereich der Andruckplatte liegt das Schleifband auf der zu schleifenden Fläche auf. Im Vergleich mit anderen Handschleifgeräten wird das Schleifmittel schnell über eine große Distanz bewegt.
Dieses Antriebskonzept hat einige Vorteile: Da das Schleifband kein Ende hat, könnte man sagen, dass die Schleifbewegung »unendlich« ist. Zudem erfolgt die Schleifbewegung linear, in eine einzige Richtung (nicht kreisend oder schwingend). Dies ist vor allem beim Schleifen von Massivholz praktisch, denn Holzflächen sollen stets in Richtung des Faserverlaufs geschliffen werden, um Kratzer zu vermeiden. Zudem wird der Schleifstaub direkt vom Schleifmittel mitgenommen und nahezu vollständig abtransportiert.
Dadurch arbeiten Handbandschleifer sehr effektiv und haben einen großen Materialabtrag. Sie sind also ideal geeignet, um große Flächen zu bearbeiten und viel Material abzutragen, z. B. alte Farbe. Viele Handbandschleifer werden mit einer Halterung geliefert, so dass sie für kleinere Werkstücke auch als kompakte stationäre Schleifmaschine genutzt werden können. Allerdings ist der Materialabtrag für feinere Schleifaufgaben, z. B. den Endschliff einer Möbeloberfläche, meist zu grob bzw. zu schnell, wodurch Flächen schnell wellig und Kanten rund geschliffen werden.
Rutscher und Schwingschleifer
Als Rutscher werden allgemein Schwingschleifer mit einem rechteckigen Schleifschuh bezeichnet, wobei der namensgebende »Rutscher« aus dem Hause Festool stammt (z. B. Festool RTS 400 REQ-Plus).
Bei Schwingschleifern (z. B. MAFELL UVA 115 E) sitzt der Motorblock über dem Schleifschuh. Dieser wird durch ein Exzentergetriebe in kreisende Schwingungen versetzt. Die Schleifbewegung ist, verglichen mit dem Bandschleifer, recht kurz, weshalb auch von Schleifhub oder Schwingkreis gesprochen wird. Je nach Maschine und Ausführung haben gängige Schwingschleifer einen Schleifhub von 2 bis 5 mm.
Übersicht der Schleifbewegungen: 1. Bandschleifer, 2. Schwingschleifer/Deltaschleifer, 3. Exzenterschleifer, 4. Winkelschleifer und 5. Rotex
Vorteile dieses Antriebskonzepts: Der Materialabtrag ist deutlich geringer und besser kontrollierbar als beim Bandschleifer. Aufgrund des rechteckigen Schleifschuhs eignen sich Schwingschleifer auch zum randnahen Schleifen von Falzen und in Ecken. Abhängig von der Größe des Schwingkreises empfehlen sich diese Schleifgeräte für unterschiedliche Schleifaufgaben. Schwingschleifer mit einem großen Hub von 5 mm sind ideal, um zum Beispiel größere Vollholz- und furnierte Flächen (Möbelkorpusse, Türen etc.) effizient zu schleifen oder Lackschichten kontrolliert abzuschleifen. Schwingschleifer mit 2 mm Schwingkreis sind hingegen für den Feinschliff vor der Oberflächenbehandlung oder den Zwischenschliff zwischen zwei Farbaufträgen geeignet. Beim Renovieren bzw. Abschleifen von eingebauten Teilen wie Tür- und Fensterrahmen sind kleine, leichte Maschinen besonders praktisch, da sie sich ohne Mühe auch längere Zeit vertikal oder überkopf benutzen lassen.
Deltaschleifer
Die meisten Deltaschleifer (z. B. Festool DTS 400 REQ-Plus) sind wie Schwingschleifer aufgebaut und machen die gleiche Schleifbewegung. Der einzige Unterschied ist die Form des Schleifschuhs. Durch die Dreiecksform sind Innenecken besser erreichbar, z. B. bei Rahmen oder in Schubkästen. Es gibt nur wenige Deltaschleifer, bei denen der Schleifschuh seitlich schwingt (oszilliert), diese sind bei der Holzbearbeitung eher selten zu finden.
Exzenterschleifer
Auch die meisten Exzenterschleifer (z. B. MAFELL EVA 150 E / 3) sind ähnlich aufgebaut wie Schwingschleifer, jedoch ist ihr runder Schleifteller drehbar gelagert. Durch das kreisende Schwingen des Antriebs wird der Schleifteller zusätzlich in eine Rotationsbewegung um die eigene Achse versetzt.
Vorteile dieses Antriebskonzepts: Die zusätzliche Rotationsbewegung sorgt für einen gleichmäßigeren Materialabtrag und ein feineres Schleifergebnis. Zudem ist die Schleifbewegung insgesamt größer, was für einen besseren Abtransport des Schleifstaubs und eine geringere Wärmeentwicklung sorgt. Auch bei Exzenterschleifern findet man unterschiedlich große Schwingkreise, so dass es auch hier Maschinen für gröbere und feinere Schleifarbeiten gibt. Auch hier sind kleine, leichte Geräte (z. B. Festool ETS 125 REQ-Plus) für Renovierungsarbeiten ideal.
Nachteile: Der runde Schleifteller ist ungeeignet für das Schleifen in Ecken. Die Rotation des Schleiftellers ist unkontrolliert bzw. wird nicht durch einen Antrieb gesteuert und kann durch zu starkes Drücken oder harzige Oberflächen gehemmt werden.
Tipp: Nie mit Druck schleifen! Das Schleifmittel und die Schleifmaschine machen die Arbeit. Druck erschwert diese nur und sorgt für eine höhere Wärmeentwicklung, was vor allem beim Schleifen von Lacken eher kontraproduktiv wirkt.
Winkelschleifer
Nicht unerwähnt bleiben soll der Winkelschleifer. Diese Maschine ist sowohl für das Trennen von Materialien als auch fürs Schleifen und Polieren geeignet. Mit dem passenden Schleifaufsatz (Schleifteller oder Fächerscheibe) kann damit auch Holz bearbeitet werden. Die Schleifbewegung des Winkelschleifers ist kreisend.
Vorteile dieses Antriebskonzepts: Die Rotationsbewegung ermöglicht einen schnellen Materialabtrag. Mit passenden Schleifaufsätzen und Schleifmitteln ist der Winkelschleifer für sehr unterschiedliche Schleifaufgaben von sehr grob (Raspeln) bis sehr fein (Polieren) geeignet.
Nachteile: Das Schleifmittel bewegt sich am Rand der Schleifscheibe bzw. des Schleiftellers schneller als in dessen Zentrum. Beim Schleifen von Holz entstehen schnell deutlich sichtbare Schleifspuren. Zudem kann es dadurch zu Verklumpungen/Verklebungen in der Mitte des Schleiftellers kommen. Ein gleichmäßiger, kontrollierbarer Materialabtrag ist deswegen nur möglich, wenn sich die Drehzahl des Winkelschleifers regulieren lässt.
Allerdings ist der Winkelschleifer sehr vielseitig einsetzbar. Er ist zum Trennen, Schnitzen, Schleifen und Polieren von Holz, Stein und Metall gleichermaßen zu gebrauchen, weshalb er in keiner Werkstatt fehlen sollte.
Getriebe-Exzenterschleifer
Bei den anderen Handschleifmaschinen haben wir erfahren, dass eine schwingende Schleifbewegung ein feines, gleichmäßiges Schleifbild erzeugt und dass eine Rotationsbewegung für einen schnellen Materialabtrag sorgt. Bei einem Getriebe-Exzenterschleifer (z. B. Festool RO 125 FEQ-Plus ROTEX) werden diese beiden Bewegungen kombiniert. Im Gegensatz zum normalen Exzenterschleifer entsteht jedoch die Rotation des Schleiftellers nicht willkürlich, sondern wird durch ein Getriebe gesteuert und kann zu- und abgeschaltet werden.
Vorteile dieses Antriebskonzepts: Durch die Kombination von Exzenter- und Rotationsbewegung entsteht ein bis zu dreimal größerer Abtrag als bei herkömmlichen Exzenterschleifern. Da sich die Rotation (Festool spricht von Kurvenbahn) zu- und abschalten lässt, sind Getriebe-Exzenterschleifer sehr vielseitig einsetzbar und für den Grobschliff (mit Rotationsbewegung), für den Feinschliff (ohne Rotationsbewegung) und zum Polieren von lackierten Flächen (mit Rotationsbewegung) gleichermaßen gut geeignet.
Der Nachteil des runden Schleiftellers (nicht für Innenecken geeignet) wird beim Festool RO 90 DX FEQ-Plus ROTEX durch die FastFix Schnittstelle, mit der Möglichkeit zum Tauschen des Schleiftellers gegen einen Dreiecksteller, ausgeglichen. Der ROTEX RO 90 kann im Nu zum Deltaschleifer umgerüstet werden.