Klassische Holzverbindungen mit maschineller Hilfe herzustellen, ist eine sehr effiziente Arbeitsweise. Werden die Maschinen richtig eingesetzt, sieht man den Holzverbindungen nachher kaum an, ob sie von Hand oder mit Maschinen gefertigt wurden. Wir stellen Ihnen eine Methode vor, mit der Sie klassische Schlitz-und-Zapfen-Verbindungen an der Kreissäge herstellen können.
Die Methode stammt aus unserem Kurs »Beistelltisch« mit Roland Heilmann. Dieses Projekt ist ein Beispiel für den klassischen Möbelbau. Das Tischgestell ist in Stollenkonstruktion gefertigt. Zargen und Tischbeine werden durch Schlitz und Zapfen stabil verbunden. Die Schlitze in den Tischbeinen werden mit der Oberfräse gefräst und dann nachgestemmt. Wir erklären deshalb zunächst das Schneiden und Absetzen der Zapfen an den Zargen.
Zum Schneiden der Zapfen stehen die Zargen senkrecht auf dem Maschinentisch. Das hat den Vorteil, dass die Länge der Zapfen der maximalen Schnitthöhe der Tischkreissäge entsprechen kann und die Werkstücke selbst beliebig lang sein können (ihre Länge wird im Grunde nur durch die Raumhöhe über der Kreissäge begrenzt).
Allerdings können Sie die schmalen, stehenden Zargen nicht einfach mit der Hand über die Tischkreissäge schieben. Das wäre äußerst gefährlich. Die Zargen werden an einer Vorrichtung befestigt. Diese muss so gebaut sein, dass Sie die Schnittpositionen präzise wiederholen können und die Führung sicher ist. Wir verwenden dazu die Multi-T-Nut-Spannvorrichtung, deren Bau wir in einem Tutorial bereits gezeigt haben.
Mithilfe der Spannvorrichtung werden die Zapfen eingeschnitten
Achtung: Das Ansägen der Zapfen ist ein Sonderarbeitsgang. Der Oberschutz am Spaltkeil wird dazu abmontiert. Wir haben alternativ an unserer MTS eine selbstgebaute Abdeckung montiert. Sie verdeckt das Sägeblatt oben und seitlich. Nach Beendigung der Sonderarbeiten bauen Sie den Oberschutz bitte sofort wieder zurück!
Die Zargen werden an einem senkrechten Anschlag aus Sperrholz ausgerichtet. Das Sperrholz wird mit einer Leiste und einer Zwinge für T-Nuten montiert und dient gleichzeitig als Opferholz, um den Ausriss zu minimieren. Ein Waagrechtspanner, der auf dem Brettchen der Sägeblattabdeckung montiert ist, drückt die Zargen fest gegen die Spannlade. Achten Sie darauf, dass die Zargen stets korrekt am Sperrholzanschlag und auf dem Sägetisch anliegen. Wenn Sie eine Unterflurzugsäge (z. B. MAFELL Erika 85) benutzen, wird die Spannvorrichtung (MTS) am Parallelanschlag fixiert und das Sägeblatt durch das Werkstück gezogen. Auf einer normalen Tischkreissäge lässt sich die MTS auch entlang des Parallelanschlags am Sägeblatt vorbeischieben.
Das Absetzen der Zapfen erfolgt ebenfalls an der Tischkreissäge. Stellen Sie die Schnitthöhe auf die Breite der Zapfenschulter ein. Ein L-förmiger Hilfsanschlag, der mittels Zwingen (z. B. Jorgensen Einhandzwinge) am Parallelanschlag angeklemmt wird, sorgt für gleich lang abgesetzte Zapfen und dient gleichzeitig als Schutz gegen umherfliegende Abschnitte. Die Zargen werden am Winkelanschlag der Kreissäge angelegt und stoßen stirnseitig gegen den Hilfsanschlag. Bei einer normalen Tischkreissäge schieben Sie dann die Zargen über das Sägeblatt, bei einer Unterflurzugsäge ziehen Sie wieder das Sägeblatt durchs Werkstück.
Der Hilfsanschlag vereinfacht das Absetzen der Zapfen
Achtung: Versuchen Sie nicht, die Zapfen abzusetzen, indem Sie den Parallelanschlag auf die Zapfenlänge einstellen und die Zargen am Winkelanschlag anlegen. Die abgesägten Reste werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen Sägeblatt und Parallelanschlag verkanten und unkontrolliert umherfliegen!
Auch das Kürzen der Zapfen in der Höhe kann mit der gezeigten Methode geschehen. Beim Einschneiden stehen die Zargen dann quer zur Spannfläche der Multi-T-Nut-Spannlade und werden beim Absetzen hochkant am Winkelanschlag angelegt.
Bei einer einfachen Schlitz-und-Zapfenverbindung, etwa bei einer Rahmenkonstruktion, können Sie mit der MTS auch die Schlitze schneiden. Dazu stellen Sie die Schnitthöhe auf die gewünschte Schlitztiefe ein und sägen zuerst beide Flanken des Schlitzes (an allen Werkstücken). Verschieben Sie dann die MTS schrittweise seitwärts, bis der gesamte Schlitz freigeschnitten ist. Sie können das Ergebnis noch verbessern, indem Sie den Grund des Schlitzes mit einem Stemmeisen etwas nachstemmen, um die Spuren des Kreissägeblatts zu entfernen.
Mit der MTS können Sie die Zapfen auch kürzen
