- Grundlagen für geschraubte Verbindungen
- Für welche Art von Holzverbindungen sind Taschenlöcher geeignet?
- Welche Schrauben werden für »pocket hole joints« benutzt?
- An welchen Stellen kann ich Taschenlöcher bohren?
- Tipps für die Montage von Taschenloch-Verbindungen
- Taschenlöcher vs. Dübel, Flachfeder oder Domino
Taschenlöcher sind eine schnelle und einfache Möglichkeit, Werkstücke miteinander zu verbinden. Dabei kommen sogenannte »undercover jigs«, »pocket hole jigs« oder - zu Deutsch - Taschenloch-Bohrschablonen zum Einsatz. Diese ermöglichen Bohrungen in einem flachen Winkel zur Werkstückoberfläche, in denen die passenden Schrauben komplett verschwinden. Richtig platziert, sind so verdeckte bzw. nicht sichtbare Schraubverbindungen möglich. In diesem Tutorial erfahren Sie alles Wichtige für den richtigen Einsatz von Taschenloch-Verbindungen.
Grundlagen für geschraubte Verbindungen
Bei der Verwendung von Schrauben zum Verbinden von Holz ist der Faserverlauf zu beachten. Wenn eine Schraube in Richtung des Faserverlaufs eingedreht wird, durchschneidet sie mehrfach die Holzfasern, die eigentlich die Schraube halten sollen. In Faserrichtung eingedrehte Schrauben lassen sich deshalb vergleichsweise leicht herausziehen und bieten weniger Halt. Werden Schrauben quer zum Faserverlauf eingedreht, werden sie durch die Fasern seitlich gestützt und die Verbindung hält deutlich besser. Auch beim Einsatz von Taschenlöchern muss darauf geachtet werden. Die »pocket holes« können Sie schräg-längs zur Faser (mit der Faser) oder schräg-quer einbohren, geschraubt wird aber immer in querlaufende Fasern. Ein weiterer Aspekt, der beim Einsatz von Taschenloch-Verbindungen eine wichtige Rolle spielt, ist das Schwundverhalten von Holz – dazu später mehr.
Für welche Art von Holzverbindungen sind Taschenlöcher geeignet?
Wenn Sie die oben genannten Grundlagen beachten, sind Taschenloch-Verbindungen für alle Arten von Holzverbindungen, also Rahmenverbindungen, Korpus- und Flächenverbindungen gut geeignet. Es gibt unterschiedliche Taschenloch-Bohrvorrichtungen für den mobilen und stationären Einsatz. So können Sie mit einer stationären Taschenloch-Bohrlehre zum Beispiel die Werkstücke in Ihrer Werkstatt zügig und effizient vorbohren, oder mit einer kleinen mobilen Taschenloch-Schablone die Position der Bohrungen auch erst bei der Montage festlegen.
Welche Schrauben werden für »pocket hole joints« benutzt?
Für Taschenloch-Verbindungen werden sog. Taschenloch-Schrauben verwendet. Das sind stets Flachkopfschrauben, deren Kopf bündig am Grund der Stufenbohrung aufliegt. Senkkopfschrauben sind absolut ungeeignet, da sie beim Verschrauben der Taschenlöcher das Holz spalten würden. Die meisten Hersteller von »pocket hole jigs« bieten geeignete Taschenloch-Schrauben an (z. B. im Komplett-Set von UJK enthalten). Alternativ können Sie auch sog. Rückwandschrauben verwenden, wenn Sie folgendes beachten:
In solch flachem Winkel zur Oberfläche kann nur mit einer Schablone gebohrt werden
Um eine teils verdeckte Verbindung zu fertigen, bei der die Teile bündig aneinander anliegen, müssten im Grunde insgesamt drei Bohrungen mit unterschiedlichen Durchmessern erfolgen:
- Bohrung im Durchmesser des Kopfes,
- Bohrung im Durchmesser des Schraubenschafts und eine
- Bohrung im Kerndurchmesser des Schraubengewindes.
Die 1. und 2. Bohrung übernimmt der Stufenbohrer, der in der Regel bei der Bohrschablone dabei ist. Die dritte Bohrung wird von sogenannten »selbstschneidenden Schrauben« bei der Montage übernommen. Das funktioniert bei weichen Holzarten und Plattenwerkstoffen meist recht gut, bei härteren Hölzern kann es zum Aufspalten in Faserrichtung kommen. Deshalb ist es wichtig, den zur Holzart bzw. zum Werkstoff passenden Schraubentyp zu verwenden. Schrauben für Weichholz (Fichte, Kiefer etc.), Spanplatten oder OSB-Platten haben ein grobes Gewinde, während für Hartholz (Eiche, Esche, Buche etc.) Schrauben mit einem feinen Gewinde zum Einsatz kommen.
Die Länge der Schrauben richtet sich nach der Materialstärke. Die Position des Austrittspunkts der Schraube sollte möglichst in der Mitte der Kante des Werkstücks sein. Bei den meisten Bohrschablonen können Sie dazu einen Anschlag auf die Materialstärke einstellen. Bei sehr dickem Material (z. B. beim Verbinden von Balken) kann es sinnvoll sein, Taschenlöcher von beiden Seiten zu bohren.
An welchen Stellen kann ich Taschenlöcher bohren?
Platzieren Sie alle Taschenlöcher möglichst so, dass sie durch andere Werkstücke verdeckt werden. Dazu können Sie die Taschenlöcher zum Beispiel an der Innenseite des Korpus einbohren. Bei unserem Beispiel-Hocker haben wir alle Bohrungen auf der Innenseite oder an der Unterseite der Teile angebracht. Im Video haben wir alle Teile bündig miteinander verschraubt. Mehr Stabilität können Sie jedoch erreichen, wenn Sie die Seitenteile und oberen Querstreben etwas nach innen versetzen (ca. 5 bis 10 mm). Dann ist an der Außenkante mehr Material vorhanden, das den Schrauben zusätzlichen Halt bietet. Werden die Taschenlöcher später zum Beispiel durch eine Arbeitsplatte oder einen Zierrahmen verdeckt, können Sie die Bohrungen auch auf der Außenseite anbringen.
Unser Beispiel für die Verwendung von Taschenloch-Verbindungen: ein kleiner Hocker
Beachten Sie bei der Konstruktion Ihres Möbels auch das Schwundverhalten von Holz: in radialer und tangentialer Richtung (quer zur Faser) arbeitet Massivholz wesentlich stärker als in Längsrichtung. Verschrauben Sie also möglichst nur Längsholz mit Längsholz und Querholz mit Querholz. Bei unserem Hocker ist der Faserverlauf einmal umlaufend: die Seitenteile, die Sitzfläche und die untere Querstrebe können miteinander in derselben Richtung »arbeiten«. Nur bei den oberen Querstreben trifft Querholz auf Längsholz. Die Streben haben mit 80 mm aber eine geringe Breite, so dass ihr Schwundverhalten vernachlässigt werden kann.
Tipps für die Montage von Taschenloch-Verbindungen
Viele Hersteller bieten spezielle Zwingen an, mit denen Sie Werkstücke mit Taschenlöchern bündig zusammenspannen können. Alternativ können Sie sich Anschlagsleisten im rechten Winkel auf dem Arbeitstisch spannen und daran Ihre Werkstücke ausrichten. Das geht meist schneller und funktioniert auch bei größeren Möbelteilen gut. Zum Eindrehen der Schrauben im flachen Winkel ist ein verlängertes Bit nötig (normale Bits sind meist zu kurz, das Bohrfutter bzw. der Schrauber könnte an der Fläche anstoßen und diese verschmutzen oder verkratzen). Bei kleineren Möbeln oder Möbelteilen (z. B. Schubladen) kann dies dazu führen, dass nicht genug Platz für den Akkuschrauber oder die Bohrmaschine im Inneren des Korpus ist. Verwenden Sie dann einen Handschraubendreher oder eine Bohrwinde mit Ratschenfunktion oder bringen Sie die Bohrungen außen an.
Taschenlöcher vs. Dübel, Flachfeder oder Domino
Im Vergleich mit anderen Verbindungssystemen wie Duodübler, Domino und Lamello haben Taschenloch-Verbindungen eine etwas geringere Stabilität. Wenn Sie die Verbindungen bzw. Teile jedoch zusätzlich verleimen, bringt dies bereits einen erheblichen Zugewinn an Belastbarkeit. Sie können Taschenlöcher auch prima mit anderen Verbindungssystemen kombinieren. Beispielsweise können Sie mit Lamellos, Dominos oder Dübeln für die genaue Positionierung der Teile sorgen und durch Taschenloch-Verbindungen die Montage ohne Zwingen ermöglichen.