Sie suchen nach einem ausgefallenen Möbelgriff für Ihren selbstgebauten Schrank? Oder Sie möchten die schlichten Schubkästen einer alten Kommode mit schönen vintage Möbelknöpfen aufwerten? Haben Sie dafür schon einmal an Instrumenten-Wirbel gedacht? Geigen- oder Cellowirbel sind meist aus edlem Ebenholz aufwendig gearbeitet. Ihr Design ist klassisch schlicht und elegant zugleich. Es gibt sie in unterschiedlichen Formen und Größen. Hier erfahren Sie, was zu beachten ist, wenn Sie Wirbel als Schrankgriffe oder Möbelknöpfe verbauen möchten.
Einfache Möbelgriffe
Traditionelle Möbelknöpfe aus Holz, zum Beispiel sog. Shakerknöpfe, werden meist gedrechselt und sind vergleichsweise schlicht (Schlichtheit ist typisch für den Shakerstil). Sie zu verarbeiten ist relativ einfach. Diese Möbelknöpfe haben einen geraden Zapfen mit gleichbleibendem Durchmesser und werden mit diesem einfach in eine passende Bohrung geleimt. Bei Instrumenten-Wirbeln müssen Sie dagegen ein paar Dinge beachten.
Wirbel als Möbelknöpfe verwenden
Wirbel als Möbelknöpfe verwenden
Der eigentliche Verwendungszweck von Instrumenten-Wirbeln ist es, Saiten zu spannen und dadurch ein Instrument zu stimmen. Die Wirbel benötigen dafür ausreichend Reibung im Lager und müssen sich trotzdem präzise drehen lassen. Erreicht wird dies durch hochwertige Materialien (Edelhölzer) und einen leicht konischen Schaft. Diesen Konus können Sie sich bei der Verwendung als Möbelgriff zunutze machen, indem Sie die Wirbel verkeilen.
1. Wirbel aussuchen
Suchen Sie sich Wirbel in passender Form und Größe. Es gibt zum Beispiel Wirbel in der dekorativen Herzform, die klassischen englischen Modelle oder sog. Systemwirbel, die etwas schlichter sind. Auch unterschiedliche Größen für Violine, Viola oder Cello sind verfügbar. Manche Modelle sind zudem mit Messingknöpfen oder Einlagen aufwendig verziert.
2. Bohrdurchmesser ermitteln
Im Instrumentenbau werden die Bohrungen mit einer konischen Reibahle (z. B. Herdim Wirbelreibahle) genau an die Wirbel angepasst. Da die Wirbel bei der Verwendung als Möbelgriff jedoch verleimt werden, können Sie einfach ein gerades Loch im passenden Durchmesser bohren. Messen Sie dazu den Durchmesser des Wirbels an seiner größten Stelle, direkt unter dem Wirbelgriff. Es reicht in der Regel aus, wenn die Durchmesser von Wirbel und Bohrer nicht mehr als 0,5 mm voneinander abweichen (z. B. Wirbel-Ø 9,2 mm und Bohrer-Ø 9,0 mm).
3. Position des Möbelkopfs anzeichnen
Reißen Sie die Position des Möbelgriffs genau an. Beachten Sie vor allem bei mehreren Schubkästen untereinander oder zwei Türen nebeneinander, dass die Knöpfe in der gleichen Linie fluchten.
4. Bohren
Nun können Sie die Löcher für die Wirbel bohren. Damit die Möbelgriffe später auch gerade sitzen, empfehlen wir, dies an einer Säulenbohrmaschine oder mit einem Bohrständer zu tun.
5. Wirbel kürzen
Meist sind Instrumenten-Wirbel viel zu lang (z. B. Violin-Wirbel mit 45 mm langem Schaft). Stecken Sie deshalb den Wirbel in die Bohrung, zeichnen Sie die Länge mit ca. 2 mm Längenzugabe an und sägen Sie ihn auf die benötigte Länge ab.
6. Wirbel einschneiden
Um den Wirbel verkeilen zu können, muss sein Schaft geschlitzt werden. Dabei sind zwei Dinge zu beachten. Erstens: Die Ausrichtung des Keils bzw. die Richtung, in die der Keil den Schaft spreizt, sollte quer zur Faserrichtung laufen, damit sich das Werkstück durch den Druck nicht spaltet. Zweitens: Der Schaft wird nicht komplett bis zum Wirbel-Griff geschlitzt. Vielmehr endet der Schlitz bereits 5 mm vorher, damit sich der Wirbel nicht komplett aufspaltet.
Der Keil spreizt den Schaft in Längsrichtung der Holzfaser, damit er das Werkstück nicht spaltet
7. Keilchen schneiden
Schneiden Sie aus einem Hartholzrest einen kleinen, flachen Keil zu. Wenn Sie ein helles Holz dafür verwenden, können Sie damit die handwerkliche Qualität Ihrer Arbeit betonen.
8. Möbelgriff einleimen und verkeilen
Bevor Sie den Wirbel anbringen, sollten Sie die Fläche rund um die Bohrung noch einmal schleifen und putzen. Geben Sie etwas Leim an den Wirbel und in die Bohrung. Stecken Sie den Wirbel komplett in die Bohrung. Geben Sie auch etwas Leim an den Keil und treiben Sie diesen dann mit gefühlvollen Hammerschlägen in den Schlitz. Kontrollieren Sie immer wieder die Position und Ausrichtung des Wirbels. Dieser kann sich beim Verkeilen leicht verdrehen und herausrutschen.
9. Überstand kappen
Nachdem der Leim getrocknet ist, können Sie den überstehenden Schaft auf der Innenseite des Werkstücks mit einem breiten Stemmeisen vorsichtig beiarbeiten oder bündig absägen. Am besten gelingt dies mit einer feinzahnigen Dübelsäge (z. B. Ryoba Restauro). Zum Abschluss auch die Innenseite noch einmal fein schleifen.
Besonderheiten bei alten Möbelstücken
Oft sind bei alten Möbelstücken die Türgriffe des Schranks oder die Schubladenknöpfe verlorengegangen oder beschädigt. Schlichte Schubkästen und einfache Türen können Sie dann durch Instrumenten-Wirbel als Griff aufwerten. Da die Möbelteile in der Regel noch zusammengebaut sind (das Zerlegen ist sehr aufwendig und lohnt nur bei aufwendigen Restaurierungen), lassen sie sich nicht so einfach an der Standbohrmaschine positionieren. Zudem ist meist bereits ein Loch vom ursprünglichen Möbelknopf vorhanden, das das Ansetzen der Bohrung erschwert. Fertigen Sie sich dann eine einfache Bohrlehre an. Dazu zeichnen Sie auf einem Holzklotz ein Koordinatenkreuz ein, mit dem Sie die Lehre auf dem Werkstück genau ausrichten können, und bohren an der Säulenbohrmaschine ein senkrechtes Loch hinein. Mit dieser einfachen Bohrlehre können Sie dann problemlos ein vorhandenes Loch winkelgerecht aufbohren. Alternativ können Sie bei manchen Möbeln auch neue Blenden vor die alten Schubkästen setzen und so dem Möbelstück einen ganz neuen Charakter verleihen.
Die einfache Bohrlehre ermöglicht das genaue Bohren auf der fertigen Schublade
Mit dieser einfachen Bohrlehre können Sie dann problemlos ein vorhandenes Loch winkelgerecht aufbohren. Alternativ können Sie bei manchen Möbeln auch neue Blenden vor die alten Schubkästen setzen und so dem Möbelstück einen ganz neuen Charakter verleihen.