Schlitz und Zapfen mit Falz einseitig auf Gehrung
Diese klassische Holzverbindung setzt etwas Erfahrung im Umgang mit Handwerkzeugen voraus. Durch den Falz und die einseitige Gehrung ergeben sich einige Besonderheiten, die wir in diesem Tutorial erläutern möchten. Bevor Sie sich an diese Variante wagen, sollten Sie bereits ein paar einfache Schlitz und Zapfen-Verbindungen gefertigt haben.
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Vorteile

Falze bieten im Vergleich zu Nuten einige Vorteile. Sie sind die beste Möglichkeit, Füllungen oder Glas in einen Rahmen einzusetzen. Der Rahmen kann ohne Füllungen verleimt werden, die Füllungen werden nachträglich eingesetzt und lassen sich genau einpassen. Glasscheiben oder Brettfüllungen können mit Nägeln, Leisten oder Kitt im Rahmen flexibel befestigt werden. Dadurch kann die Füllung unabhängig vom Rahmen quellen und schwinden. Bei Bedarf lässt sich die Füllung reparieren oder austauschen.

Der Vorteil von Gehrungen ist vor allem ihr harmonisches Aussehen. Die Holzfasern stoßen nicht einfach stumpf aufeinander, sondern gehen ineinander über. Sind die Kanten profiliert, sorgen Gehrungen für ein »umlaufendes Profil«. Bei einer Zapfenverbindung, beidseitig auf Gehrung, geht jedoch ein Großteil der Leimfläche in der Holzverbindung verloren. Bei der »einseitigen« Variante bleiben die optische Wirkung zumindest auf einer Seite (meist Front) erhalten, die Verbindung wird durch die größere Leimfläche stabiler.

Werkzeugliste

Das Zurichten des Holzes kann mit Maschinen oder von Hand erfolgen. Für die Holzverbindungen und das Falzen verwenden wir folgende Handwerkzeuge:


Zudem benötigen Sie Bleistift und Meterstab, eine Werkbank oder Arbeitstisch mit Einspannmöglichkeiten, Schraubzwingen und Leim. Optional: Simshobel (z. B. Nr. 703339) zum Nachputzen der Zapfen, Gehrungslade (z. B. Nr. 712977).

Arbeitsablauf

In unserem Video-Tutorial (Schlitz und Zapfen auf Gehrung mit Falz) hat Peter Lanz alle Arbeitsschritte detailliert aufgezeigt. Zwei Arbeitsschritte verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit: das Anreißen und das Hobeln der Falze. Auf diese Arbeitsschritte gehen wir in diesem Blogbeitrag genauer ein.

1. Ablängen

Mit der Ryoba werden alle Teile mit etwas Zugabe (ca. 5 mm an jedem Ende) grob abgelängt.

2. Zeichnen der Teile mit dem Schreinerdreieck

Wählen Sie die Holzstücke für die senkrechten und waagerechten Rahmenteile aus und zeichnen Sie diese mit dem Schreinerdreieck zusammen. Tipp: Stücke mit stehenden Jahresringen für die senkrechten, Stücke mit liegenden Jahresringen und entsprechender Fladerung für die waagerechten Rahmenteile verwenden.

3. Anreißen

Bei diesem Arbeitsschritt können schnell grobe Fehler gemacht werden. Durch die einseitige Gehrung und den Falz ist das Anreißen etwas komplizierter als bei einfachen Schlitz- und Zapfen-Verbindungen.

Vorweg: Reißen Sie nur da an, wo nachher auch gesägt oder gestemmt wird! Markieren Sie den Abfall deutlich. So vermeiden Sie falsche Sägeschnitte oder Schnitte auf der falschen Seite des Risses. Wenn nicht anders erwähnt, werden alle Teile nahezu gleich angerissen. Die Aufrechten (Längsfriese) erhalten die Schlitze, die Waagerechten (Querfriese) die Zapfen. Wir beginnen mit dem Anreißen auf den Innenkanten der Werkstücke.

Schlitz und Zapfen-Verbindungen

Wie bei einfachen Schlitz und Zapfen-Verbindungen wird die Materialstärke für die Zapfenstärke gedrittelt

Zuerst wird das Außenmaß angerissen.
Mit einem quer aufgelegten Gegenstück wird das Innenmaß ermittelt und der Innenriss (auch Lichtriss genannt) markiert.

Nun wird das Falzmaß angerissen. Der Falzriss wandert vom Innenriss exakt um die Falztiefe nach außen. Bei den Längsfriesen reißen wir den Falzriss innen und außen nur im Bereich der Schlitze (Mitte) an. Bei den Querfriesen wird der Falzriss innen und außen von der Mitte nach hinten und auf der Rückseite angerissen (daraus ergibt sich später die Zapfenschulter).
Falztiefe

Zapfenschulter und Schlitzgrund springen um die Falztiefe nach außen

Die Gehrungen beginnen jeweils am Innenriss und enden am Außenriss. Die Längsrisse für die Schlitze und Zapfen werden mit Hilfe eines Streichmaßes angebracht. Für eine optimale Stabilität wird die Rahmendicke gedrittelt. Die Längsrisse gehen bei den Schlitzteilen vom Falzriss auf der Innenkante über das Stirnende hinweg bis zum Falzriss auf der Rahmenaußenkante. Beim Zapfenteil geht der hintere Längsriss (auf der Falzseite) von Falzriss zu Falzriss. An der Gehrungsseite beginnt der Längsriss auf der Innenkante am Innenriss und geht über das Stirnende. An der Außenkante wird nichts angerissen.
Markieren Sie an den Schlitzteilen das Innere der Schlitze und an den Zapfenteile die abfallenden Platten deutlich als Abfall.
Mit dem Streichmaß, das bereits für die Längsrisse eingestellt ist (1/3 Rahmenstärke), reißen wir auch die Falzbreite an. Die Falztiefe wird mit einem zweiten Streichmaß angerissen.
Kontrolle: Auf der Vorderseite, der Seite mit den Gehrungen, gehen die Risse bis zum Innenriss. Auf der Rückseite gehen die Risse alle nur bis zum Falzriss.

4. Einsägen der Schlitze und Zapfen

Geschlitzt werden alle Werkstücke mit der Ryoba. Achten Sie darauf, jeweils auf der richtigen Seite des Längsrisses zu sägen – bei den Schlitzen immer im Schlitz, bei den Zapfen immer in den abfallenden Platten.
An den Längsfriesen gehen die Sägeschnitte für die Schlitze innen und außen bis zum Falzriss. An den Querfriesen gehen die Sägeschnitte für die Zapfen auf der Gehrungsseite innen vom Innenriss bis zum Außenriss an der Außenkante. Die Längsschnitte an der Rückseite gehen wieder innen und außen bis zum Falzriss.

Schlitzen

Zum Schlitzen wird die Längsverzahnung der Ryoba genutzt

5. Falzen

Bevor die Zapfen abgesetzt und die Schlitze gestemmt werden, hobeln wir die Falze an. Würde der Falz als Erstes gehobelt, müssten bei den Zapfenteilen die Längsschnitte ganz knapp in der Flanke des Falzes gemacht werden. Die Sägeschnitte fallen leichter, wenn der Falz noch nicht da ist. Wenn die Zapfen bereits abgesetzt und die Schlitze ausgestemmt wären, hätte der Längsanschlag des Falzhobels im Zapfenbereich keine Führung mehr. Außerdem würde der Tiefenanschlag im Bereich der Gehrungen ggf. ins Leere laufen.

Falzen

Mit dem sog. Pinzettengriff wird der Falzhobel geführt

Bevor die Zapfen abgesetzt werden, werden also die Falze gehobelt. Dazu wird am Falzhobel die Falztiefe mit einem Kombiwinkel (oder dem Streichmaß für die Falztiefe) auf den Tiefenanschlag des Falzhobels übertragen. Die Falzbreite wird direkt am Werkstück eingestellt, sodass die Ecke des Hobeleisens direkt auf den Längsriss trifft. Achten Sie beim Hobeln des Falzes darauf, dass der Hobel nicht seitlich kippt. Das geht am besten, wenn Sie den Hobel mit der linken Hand nicht am vorderen Knauf anfassen, sondern mit dem sogenannten Pinzettengriff seitlich führen. Die rechte Hand am hinteren Knauf schiebt nur.

6. Stemmen der Schlitze

Durch das Falzen sind die Falzrisse auf der Innenseite verschwunden. Da wir sie zum Stemmen benötigen, müssen wir die Falzrisse mit dem Kombiwinkel erneut übertragen. Die Schlitze werden innen und außen zunächst rechtwinklig (ca. 5 mm tief) eingestemmt. Ab dann können Sie den Schlitzgrund leicht hinterstemmen.

Stemmen

Beim Stemmen das Werkstück stets festspannen

7. Absetzen der Gehrungen und Zapfen

Nun können Sie die Zapfen und Gehrungen mit der Dozuki absetzen. Dabei wird zunächst genau am halben Riss eine Kerbe als Führung eingeschnitten. Anschließend können Sie die Säge leicht nach außen kippen und die Verbindung leicht hinterschneiden. Dadurch werden die Fugen dicht.

Mit der Dozuki absetzen

Die Dozuki wird leicht nach außen gekippt, um die Schulter zu hinterschneiden

8. Nacharbeiten der Verbindungen

Zunächst können Sie überprüfen, ob die Zapfen die richtige Stärke haben und ob die Schlitze sauber ausgestemmt wurden. Bei beiden sollten die Flächen genau bis zum halben Riss ausgearbeitet sein. Wenn nötig, werden die Flächen, Zapfenschultern und Schlitzgründe mit dem Stemmeisen nachgeputzt. Wenn die Verbindungen ineinanderpassen, können Sie die Fugen auf Dichtheit prüfen. Richten Sie die Teile dazu genau im Winkel aus. Wenn eine Fuge aus dem Winkel läuft, beispielsweise innen dicht ist, aber nach außen leicht öffnet, wird diese mit der Feinsäge bzw. der Dozuki nachgeschnitten. Wie das genau geht, sehen Sie gegen Ende des Video-Tutorials (Schlitz und Zapfen auf Gehrung mit Falz).

Nacharbeiten

Zum Nacharbeiten der Zapfenflächen eignet sich ein Simshobel

9. Verleimen

Wenn alle Ecken zusammenpassen, können Sie den Rahmen verleimen. Dabei werden zunächst Zwingen von außen angesetzt und dann mit dem Stichmaß der Winkel geprüft. Ist der Rahmen im Winkel gespannt, können Sie vier Zwingen von oben auf die Verbindungen setzen. Die großen Leimflächen in der Verbindung sind die Zapfen und Schlitze – hier ist der Pressdruck sinnvoll. Um Druckstellen durch die Zwingen zu vermeiden, können Sie die Abschnitte der Zapfenteile als Zulagen verwenden. Die äußeren Zwingen können Sie dann entfernen.

Verleimen

Wichtig sind die Zwingen auf den Zapfenverbindungen (Rahmen mit zusätzlichem Sprossenkreuz)

Wenn Sie sich mit der Verbindung »Schlitz und Zapfen mit Falz einseitig auf Gehrung« zunächst vertraut machen möchten, können Sie auch einzelne Ecken als Übungsstücke fertigen und Varianten in unterschiedlichen Materialstärken ausprobieren. Wir wünschen viel Spaß dabei!

Wenn Sie komplexere oder ausgefallenere Holzverbindungen probieren wollen, werfen Sie doch einen Blick auf unseren Onlinekurs Japanische Holzverbindungen.