Vorteile
Falze bieten im Vergleich zu Nuten einige Vorteile. Sie sind die beste Möglichkeit, Füllungen oder Glas in einen Rahmen einzusetzen. Der Rahmen kann ohne Füllungen verleimt werden, die Füllungen werden nachträglich eingesetzt und lassen sich genau einpassen. Glasscheiben oder Brettfüllungen können mit Nägeln, Leisten oder Kitt im Rahmen flexibel befestigt werden. Dadurch kann die Füllung unabhängig vom Rahmen quellen und schwinden. Bei Bedarf lässt sich die Füllung reparieren oder austauschen.
Der Vorteil von Gehrungen ist vor allem ihr harmonisches Aussehen. Die Holzfasern stoßen nicht einfach stumpf aufeinander, sondern gehen ineinander über. Sind die Kanten profiliert, sorgen Gehrungen für ein »umlaufendes Profil«. Bei einer Zapfenverbindung, beidseitig auf Gehrung, geht jedoch ein Großteil der Leimfläche in der Holzverbindung verloren. Bei der »einseitigen« Variante bleiben die optische Wirkung zumindest auf einer Seite (meist Front) erhalten, die Verbindung wird durch die größere Leimfläche stabiler.
Werkzeugliste
Das Zurichten des Holzes kann mit Maschinen oder von Hand erfolgen. Für die Holzverbindungen und das Falzen verwenden wir folgende Handwerkzeuge:
- Anreißmesser (z. B. Nr. 717102)
- Kombiwinkel (z. B. Nr. 718301)
- Ryoba (z. B. Nr. 712806) für Trennschnitte und Längsholzschnitte
- Dozuki (z. B. Nr. 712808) für Absetzschnitte und Gehrungen
- Stemmeisen unterschiedlicher Breite (z. B. Nr. 701387)
- Hammer oder Klüpfel (z. B. Nr. 714103)
- Falzhobel (z. B. Nr. 703880)
Zudem benötigen Sie Bleistift und Meterstab, eine Werkbank oder Arbeitstisch mit Einspannmöglichkeiten, Schraubzwingen und Leim. Optional: Simshobel (z. B. Nr. 703339) zum Nachputzen der Zapfen, Gehrungslade (z. B. Nr. 712977).
Arbeitsablauf
In unserem Video-Tutorial (Schlitz und Zapfen auf Gehrung mit Falz) hat Peter Lanz alle Arbeitsschritte detailliert aufgezeigt. Zwei Arbeitsschritte verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit: das Anreißen und das Hobeln der Falze. Auf diese Arbeitsschritte gehen wir in diesem Blogbeitrag genauer ein.
1. Ablängen
Mit der Ryoba werden alle Teile mit etwas Zugabe (ca. 5 mm an jedem Ende) grob abgelängt.
2. Zeichnen der Teile mit dem Schreinerdreieck
Wählen Sie die Holzstücke für die senkrechten und waagerechten Rahmenteile aus und zeichnen Sie diese mit dem Schreinerdreieck zusammen. Tipp: Stücke mit stehenden Jahresringen für die senkrechten, Stücke mit liegenden Jahresringen und entsprechender Fladerung für die waagerechten Rahmenteile verwenden.
3. Anreißen
Bei diesem Arbeitsschritt können schnell grobe Fehler gemacht werden. Durch die einseitige Gehrung und den Falz ist das Anreißen etwas komplizierter als bei einfachen Schlitz- und Zapfen-Verbindungen.
Vorweg: Reißen Sie nur da an, wo nachher auch gesägt oder gestemmt wird! Markieren Sie den Abfall deutlich. So vermeiden Sie falsche Sägeschnitte oder Schnitte auf der falschen Seite des Risses. Wenn nicht anders erwähnt, werden alle Teile nahezu gleich angerissen. Die Aufrechten (Längsfriese) erhalten die Schlitze, die Waagerechten (Querfriese) die Zapfen. Wir beginnen mit dem Anreißen auf den Innenkanten der Werkstücke.
Wie bei einfachen Schlitz und Zapfen-Verbindungen wird die Materialstärke für die Zapfenstärke gedrittelt
Zuerst wird das Außenmaß angerissen.
Mit einem quer aufgelegten Gegenstück wird das Innenmaß ermittelt und der Innenriss (auch Lichtriss genannt) markiert.
Zapfenschulter und Schlitzgrund springen um die Falztiefe nach außen
Markieren Sie an den Schlitzteilen das Innere der Schlitze und an den Zapfenteile die abfallenden Platten deutlich als Abfall.
Mit dem Streichmaß, das bereits für die Längsrisse eingestellt ist (1/3 Rahmenstärke), reißen wir auch die Falzbreite an. Die Falztiefe wird mit einem zweiten Streichmaß angerissen.
Kontrolle: Auf der Vorderseite, der Seite mit den Gehrungen, gehen die Risse bis zum Innenriss. Auf der Rückseite gehen die Risse alle nur bis zum Falzriss.
4. Einsägen der Schlitze und Zapfen
Geschlitzt werden alle Werkstücke mit der Ryoba. Achten Sie darauf, jeweils auf der richtigen Seite des Längsrisses zu sägen – bei den Schlitzen immer im Schlitz, bei den Zapfen immer in den abfallenden Platten.
An den Längsfriesen gehen die Sägeschnitte für die Schlitze innen und außen bis zum Falzriss. An den Querfriesen gehen die Sägeschnitte für die Zapfen auf der Gehrungsseite innen vom Innenriss bis zum Außenriss an der Außenkante. Die Längsschnitte an der Rückseite gehen wieder innen und außen bis zum Falzriss.
Zum Schlitzen wird die Längsverzahnung der Ryoba genutzt
5. Falzen
Bevor die Zapfen abgesetzt und die Schlitze gestemmt werden, hobeln wir die Falze an. Würde der Falz als Erstes gehobelt, müssten bei den Zapfenteilen die Längsschnitte ganz knapp in der Flanke des Falzes gemacht werden. Die Sägeschnitte fallen leichter, wenn der Falz noch nicht da ist. Wenn die Zapfen bereits abgesetzt und die Schlitze ausgestemmt wären, hätte der Längsanschlag des Falzhobels im Zapfenbereich keine Führung mehr. Außerdem würde der Tiefenanschlag im Bereich der Gehrungen ggf. ins Leere laufen.
Mit dem sog. Pinzettengriff wird der Falzhobel geführt
Bevor die Zapfen abgesetzt werden, werden also die Falze gehobelt. Dazu wird am Falzhobel die Falztiefe mit einem Kombiwinkel (oder dem Streichmaß für die Falztiefe) auf den Tiefenanschlag des Falzhobels übertragen. Die Falzbreite wird direkt am Werkstück eingestellt, sodass die Ecke des Hobeleisens direkt auf den Längsriss trifft. Achten Sie beim Hobeln des Falzes darauf, dass der Hobel nicht seitlich kippt. Das geht am besten, wenn Sie den Hobel mit der linken Hand nicht am vorderen Knauf anfassen, sondern mit dem sogenannten Pinzettengriff seitlich führen. Die rechte Hand am hinteren Knauf schiebt nur.
6. Stemmen der Schlitze
Durch das Falzen sind die Falzrisse auf der Innenseite verschwunden. Da wir sie zum Stemmen benötigen, müssen wir die Falzrisse mit dem Kombiwinkel erneut übertragen. Die Schlitze werden innen und außen zunächst rechtwinklig (ca. 5 mm tief) eingestemmt. Ab dann können Sie den Schlitzgrund leicht hinterstemmen.
Beim Stemmen das Werkstück stets festspannen
7. Absetzen der Gehrungen und Zapfen
Nun können Sie die Zapfen und Gehrungen mit der Dozuki absetzen. Dabei wird zunächst genau am halben Riss eine Kerbe als Führung eingeschnitten. Anschließend können Sie die Säge leicht nach außen kippen und die Verbindung leicht hinterschneiden. Dadurch werden die Fugen dicht.
Die Dozuki wird leicht nach außen gekippt, um die Schulter zu hinterschneiden
8. Nacharbeiten der Verbindungen
Zunächst können Sie überprüfen, ob die Zapfen die richtige Stärke haben und ob die Schlitze sauber ausgestemmt wurden. Bei beiden sollten die Flächen genau bis zum halben Riss ausgearbeitet sein. Wenn nötig, werden die Flächen, Zapfenschultern und Schlitzgründe mit dem Stemmeisen nachgeputzt. Wenn die Verbindungen ineinanderpassen, können Sie die Fugen auf Dichtheit prüfen. Richten Sie die Teile dazu genau im Winkel aus. Wenn eine Fuge aus dem Winkel läuft, beispielsweise innen dicht ist, aber nach außen leicht öffnet, wird diese mit der Feinsäge bzw. der Dozuki nachgeschnitten. Wie das genau geht, sehen Sie gegen Ende des Video-Tutorials (Schlitz und Zapfen auf Gehrung mit Falz).
Zum Nacharbeiten der Zapfenflächen eignet sich ein Simshobel
9. Verleimen
Wenn alle Ecken zusammenpassen, können Sie den Rahmen verleimen. Dabei werden zunächst Zwingen von außen angesetzt und dann mit dem Stichmaß der Winkel geprüft. Ist der Rahmen im Winkel gespannt, können Sie vier Zwingen von oben auf die Verbindungen setzen. Die großen Leimflächen in der Verbindung sind die Zapfen und Schlitze – hier ist der Pressdruck sinnvoll. Um Druckstellen durch die Zwingen zu vermeiden, können Sie die Abschnitte der Zapfenteile als Zulagen verwenden. Die äußeren Zwingen können Sie dann entfernen.
Wichtig sind die Zwingen auf den Zapfenverbindungen (Rahmen mit zusätzlichem Sprossenkreuz)
Wenn Sie sich mit der Verbindung »Schlitz und Zapfen mit Falz einseitig auf Gehrung« zunächst vertraut machen möchten, können Sie auch einzelne Ecken als Übungsstücke fertigen und Varianten in unterschiedlichen Materialstärken ausprobieren. Wir wünschen viel Spaß dabei!
Wenn Sie komplexere oder ausgefallenere Holzverbindungen probieren wollen, werfen Sie doch einen Blick auf unseren Onlinekurs Japanische Holzverbindungen.