Wenn Sie komplette Projekte nur mit Handwerkzeugen fertigen möchten, ist einer der ersten Arbeitsschritte das Längsauftrennen. Dazu gehören Besäumschnitte und auch das flächige Auftrennen, um aus dicken Brettern dünne zu sägen oder gar einen Stamm zu Brettchen aufzutrennen.
Egal, welche Art von Auftrennschnitten Sie machen möchten, Sie brauchen auf jeden Fall eine Säge mit Längsschnittverzahnung. Für einige Anwendungen, wie etwa fürs Besäumen, können Sie eventuell eine Säge mit Universalverzahnung verwenden. Die Zahnung sollte jedoch immer recht grob sein und das Sägeblatt möglichst lang. Darum gleich ein Tipp vorweg: Nutzen Sie stets die ganze Länge der Säge aus! So wird mehr Material in einem Hub durchtrennt, was zu einem deutlich schnelleren Arbeitsfortschritt beiträgt.
Zwei Arten von Auftrennschnitten: Besäumschnitte und flächige Trennschnitte
Sägeführung durch Einschnitte
Eine wichtige Technik ist, der Säge durch Einschnitte eine Führung zu schaffen. Damit der eigentliche Trennschnitt weniger verläuft, kann ein sogenannter »Kerfing Plane« verwendet werden. Falls eine Kreissäge vorhanden ist, können die Einschnitte auch damit angebracht werden.
Mit dem »Kerfing Plane« wird das Holz ringsum eingekerbt
Die richtige Sägetechnik für Längstrennschnitte
Ganz gleich, ob Sie japanische oder westliche Sägen benutzen möchten, die nötigen Sägetechniken ähneln sich stark. Es wird stets nur auf der Seite nach unten gesägt, an der Sie den Riss gut sehen können. Das Ergebnis wird deutlich besser, wenn Sie das Werkstück immer diagonal einsägen und häufig umdrehen. Dadurch wird die Führung verbessert, die Säge verläuft weniger.
Besäumschnitte
Die folgende Methode ist zum Abtrennen der Baumkante geeignet und wenn Sie mehrere schmale Teile längs auftrennen möchten, z. B. für Stuhl- oder Tischbeine. Traditionell kommt für Besäumschnitte eine Gestellsäge zum Einsatz. Im Unterschied zu normalen Sägeschnitten (Kappschnitten, kurzen Formatschnitten, Kurvenschnitten) wird beim Besäumen das Sägeblatt rechtwinklig zum Gestell gedreht und die Säge vor dem Körper auf und ab geführt. Diese Art zu sägen wird auch »Fausten« genannt. Die Säge wird dabei nicht mit einer Hand am Holm gegriffen, sondern beidhändig mit einer Hand am Griff, der zum Verdrehen des Sägeblatts dient, und mit der anderen Hand an der Spreize oder am anderen Ende des Holms und der Spannvorrichtung geführt.
Wichtig ist, dass Sie das Werkstück fest in die Hobelbank einspannen. Damit es nicht kippt, werden die Bankhaken mit ihrer Verdickung über das Werkstück geschoben, so dass diese das Werkstück kippsicher niederhalten. Die Bewegung ist nicht nur auf und ab, sondern leicht pendelnd, so dass sich das Sägeblatt ähnlich wie bei Stichsägen mit eingeschaltetem Pendelhub bewegt – bei der Abwärtsbewegung (Arbeitsgang) leicht nach vorne geneigt, bei der Aufwärtsbewegung (Entlastungsgang) nahezu senkrecht.
Klassische Sägehaltung beim Fausten
Wird zum Besäumen ein Fuchsschwanz verwendet, legen Sie das Material auf eine Sägebank oder einen Sägebock. Diese sind deutlich niedriger als eine Hobelbank, sodass Sie mit voller Körperkraft arbeiten können. Rechtshänder fixieren das Werkstück durch ihr Körpergewicht mit dem rechten Knie. Gesägt wird wie zuvor beschrieben in einer Pendelbewegung. Durch eine flache Sägenhaltung wird zunächst eine Führung geschaffen, dann wird die Säge steiler gestellt und durchgesägt. Diese beiden Arten zu sägen werden immer wieder abgewechselt.
Besäumen mit dem Fuchsschwanz auf einer Sägebank
Mit japanischen Sägen werden Besäumschnitte im Stehen ausgeführt. Das Werkstück ruht auf einem oder mehreren niedrigen Arbeitsböcken und wird mit einem Fuß heruntergedrückt. Wie beim Sägen mit dem Fuchsschwanz wird der Anstellwinkel der Säge ständig gewechselt.
Flächige Längstrennschnitte
Diese Technik dient dazu, aus einem dicken Brett zwei oder mehrere dünne zu erhalten, Sägefurnier herzustellen oder auch einen kleinen Baumstamm in Bretter aufzutrennen.
Da der zu sägende Querschnitt deutlich größer ist, empfiehlt es sich, zumindest die Längsseiten mit einem »Kerfing Plane« (eingedeutscht »Einkerbhobel«) oder an der Kreissäge einzusägen, damit die Handsäge eine bessere Führung hat (beim Auftrennen eines Stämmchens ist dies nicht möglich, da keine besäumten Kanten vorhanden sind). Auch wenn Sie vorab Einschnitte zur Führung gemacht haben, sägen Sie stets auf der Ihnen zugewandten Seite diagonal tiefer. Drehen Sie das Werkstück um und sägen Sie wieder auf der gut sichtbaren Seite weiter in die Tiefe. So haben Sie eine bessere Kontrolle über den Schnitt und können kleine Fehler direkt erkennen und korrigieren.
Egal, welche Säge Sie benutzen, spannen Sie das Werkstück nach Möglichkeit hochkant ein, damit die Schwerkraft die Säge durch ihr Eigengewicht nach unten drückt. Die meisten Gestellsägen haben den Nachteil, dass ein seitliches Kippmoment entsteht, wenn das Gestell weit ausgestellt werden muss, um ausreichend Platz zwischen Sägeblatt und Spreize zu haben. Zudem muss das Gestell bzw. Sägeblatt oft von einer zur anderen Seite umgestellt werden, wenn beim Auftrennen eines Stammes der dickere Teil nicht durch die Öffnung zwischen Spreize und Sägeblatt passt. Abhilfe gegen das seitliche Verkippen schafft eine Gestellsäge, bei der ein Holm verlängert ist. Dadurch entstehen links und rechts vom Sägeblatt Griffmöglichkeiten für beide Hände. Alternativ verwenden Sie eine Rahmensäge nach der Art von »Roubo«, wenn deren Durchlass neben dem Sägeblatt groß genug ist. Das Problem mit Durchlass und Kippmoment haben Sie beim Fuchsschwanz oder bei Japansägen nicht. Mit ihnen können Sie beliebig breite Werkstücke durchtrennen. Auch diese Sägen gibt es in entsprechender Größe und geeigneter Längsschnittbezahnung.
Auch bei tiefen Längsschnitten wird zunächst diagonal gesägt
Sie haben jetzt einige Möglichkeiten des Längsauftrennens kennengelernt. Egal für welche Methode Sie sich entscheiden, es kostet auf jeden Fall jede Menge Muskelkraft und Schweiß, aber nichts erfüllt einen mehr mit Stolz, als ein komplett handgefertigtes Werkstück in der Hand zu halten.