Leisten mit dem Hobel bestoßen

Kleine Korrekturen sind oft die größte Herausforderung.
Für diese knifflige Aufgabe ist eine Stoßlade die Lösung!

Sie haben Ihr Bestes beim Sägen gegeben und trotzdem ist die Leiste einen Hauch zu lang oder ein bisschen schief geworden?
 

Kleine Korrekturen sind oft die größte Herausforderung. Je kleiner das Werkstück, umso schwieriger ist es, wenig Material zu entfernen. Die Säge findet keinen Ansatzpunkt oder läuft direkt schräg aus dem Sägeschnitt. Ein Schnitt an der Tischkreissäge scheidet schon aus Sicherheitsgründen aus. Für diese knifflige Aufgabe ist eine Hobellade, genauer gesagt eine Stoßlade die Lösung!

Was ist eine Stoßlade?

Eine Stoßlade ist in der einfachsten Ausführung ein Brett mit einer Kante zum Führen des Hobels. Rechtwinklig dazu besitzt die Stoßlade eine stehende Kante mit einer daran befestigten Leiste welche als Anschlag dient. Diese benutzen Sie dann, um Brettkanten abzuhobeln.

Wie ist eine Stoßlade aufgebaut?

Sehr einfache Stoßladen bestehen aus einem Brett, an dem der Hobel entlanggeführt wird, und einem darauf rechtwinklig angebrachten Anschlag. Das Werkstück wird mit der Hand gegen den Anschlag gehalten, während die andere Hand den auf der Seite liegenden Hobel daran vorbeischiebt. Es werden solange feine Späne abgenommen, bis das Werkstück auf die gewünschte Länge gekürzt bzw. der korrekte Winkel erreicht ist.

Klassische Stosslade Hobellade

Klassische Stoßlade

Klassische Stoßlade mit Gratleisten

Ausgangsmaterial ist eine 19 mm starke Vollholzplatte (ca. 300 x 400 mm) und zwei Massivholzleisten von 45 x 19 mm Stärke. Folgende Werkzeuge werden benötigt:

✔ Streichmaß
✔ Grathobel
✔ Tischkreissäge
Azebiki Deluxe Säge
✔ Stemmeisen
✔ Grundhobel
Dozuki Universal Säge


Selbst furnieren

Einfache Hobellage

Zum Bau einer klassischen Stoßlade aus Vollholz haben wir ein Video-Tutorial auf unserem YouTube-Kanal für Sie bereitgestellt. Die wichtigsten Arbeitsschritte hier noch einmal zusammengefasst:
  1. Einstellen von Streichmaß und Grathobel

    Stellen Sie das Streichmaß auf die Höhe des Grates ein. Diese sollte ein Drittel bis maximal die Hälfte der Materialstärke der Trägerplatte betragen. Der Anschlag des Grathobels wird mithilfe des Streichmaßes auf das gleiche Maß eingerichtet.

  2. Rechtwinklig einsägen

    Für die Gratnuten sägen Sie je einen exakt rechtwinkligen Sägeschnitt, 40 mm vom Rand, auf Ober- und Unterseite ein. Dies kann an der Kreissäge oder mit der Handsäge erfolgen.

  3. Gratleisten hobeln

    Nun hobeln Sie an beiden Leisten mit dem Grathobel (17°) einen einseitigen Grat aus.

  4. Gratnut anzeichen

    Stellen Sie die Gratleiste hochkant auf die Platte, die glatte Seite der Leiste stößt an der Außenkante des Sägeschnitts an. Markieren Sie nun die Schulterbreite des Grats auf der Platte. An der gegenüberliegenden Seite wird die Markierung um einen knappen Millimeter nach innen versetzt, um eine leicht keilförmige Gratnut zu erhalten. Anschließend verbinden Sie die Markierungen mit einem dünnen Strich am Stahllineal.

  5. Gratnut im 17° Winkel einsägen

    Mit einem breiten Stemmeisen wird die Gratnut grob ausgestemmt. Lassen Sie ruhig noch ein bis zwei Millimeter Material stehen.

  6. Ausstemmen der Gratnut

    Mit Hilfe eines auf 17° angeschrägten Holzblocks schneiden Sie nun die Gratnut schräg ein. Achten Sie darauf, dass der Sägeschnitt durchgängig die gewünschte Tiefe erreicht.

  7. Arbeiten mit dem Grundhobel

    Mit einem Grundhobel arbeiten Sie nun die Gratnut bis zur gewünschten Tiefe aus. Die Tiefe entspricht genau der Höhe des Grates an den Leisten. Sollten die Leisten später am Grund der Nut aufsitzen, wird mit dem Grundhobel noch etwas nachgearbeitet.

  8. Einpassen der Gratleisten

    Nun werden die Gratleisten leicht keilförmig gehobelt und in die jeweilige Nut eingepasst. Die Gratleiste sitzt perfekt, wenn sie sich etwa bis zu 2/3 einschieben lässt und danach stramm anzieht.

  9. Falzen der Platte

    Stellen Sie das Streichmaß auf die Höhe des Hobelkastens ein und markieren Sie damit den Falz auf der Platte und die Länge des Anschlags. Den Falz können Sie, wie im Video gezeigt, an der Kreissäge einschneiden oder mit der Hand einsägen und mit einem Falzhobel nacharbeiten.

  10. Zusammenbau

    Schieben Sie die Leisten in die jeweils passende Nut, bis sie stramm sitzen. Die Anschlagsleiste sollte mit dem Falz bündig enden. Nun noch eventuell überstehende Enden der Leisten kappen und fertig ist Ihre klassische Stoßlade.

Geeignete Hobel

Zum Bestoßen in einer Hobellade gibt es spezielle Bestoßhobel. Die Anschaffung eines solchen Spezialhobels lohnt sich aber nur für sehr ambitionierte Holzhandwerken. Im Grunde kann in der Stoßlade jeder Hobel mit einem exakt rechtwinkligen Hobelkasten genutzt werden. Metallhobel haben hierbei den Vorteil, dass sich ihr Hobelkasten nicht verzieht. Beste Ergebnisse erreichen Sie mit einem Flachwinkelhobel (z. B. Flachwinkel-Schlichthobel Nr. 62), da diese einen optimalen Schnittwinkel für die Hirnholzbearbeitung aufweisen. Für Hobel des Typ Nr. 62 gibt es zudem sogenannte »Hot Dogs«, mit denen sich die Hobel auf der Seite liegend gut führen lassen.

Varianten

Stosslade mit 45Grad Einsatz Gehrungslade

Die zuvor gezeigte Hobellade ist die klassische Variante zum Bestoßen im rechten Winkel (90°). Durch zusätzliche Anschläge oder Einsätze können Sie auch andere Winkel, zum Beispiel 45° für Rahmenecken, exakt bestoßen.

Stosslade mit 45Grad Einsatz

Für lange Gehrungen, beispielsweise bei Möbelkorpussen, und gleichmäßig gefaste Kanten ist eine Hobellade mit einem auf 45° geneigten Hobelbett bestens geeignet.

Weitere Informationen zum Thema Hobel finden Sie in unserem Werkzeugkatalog und in unserem Online-Shop.
In zahlreichen Workshops können Sie in der DICTUM Kurswerkstatt praktische Erfahrung mit Handhobeln sammeln.

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