Werkzeugkiste nach Toshio Odate
„Japanische Werkzeugkisten“, so schreibt er, „sind nicht zur Aufbewahrung gedacht, sondern zum Transport des Werkzeuges.“ Darum wird kein Wert auf eine aufwändige Fertigung gelegt, sondern einzig die Funktionalität und das leichte Gewicht sind wichtig. Alle Einzelteile sind lediglich mit Nägeln und Leim verbunden, trotzdem sind die Werkzeugkisten verblüffend stabil. Es sind keine Beschläge notwendig, denn der Deckel wird durch einen cleveren Schiebemechanismus gehalten.
Das hier vorgestellte Modell folgt sehr nahe dem Vorbild von Odate. Die genauen Abmessungen können Sie selbst wählen. Die Größe der Kiste richtet sich nach den Werkzeugen, die hineinpassen sollen. Bei japanischem Werkzeug ist es in der Regel die größte Säge, welche die Länge vorgibt. Bei unserem Beispiel ist das Material Esche, 12 mm dick ausgehobelt. Der Zuschnitt erfolgte an der Kreissäge und alle Oberflächen sind nur mit dem Hobel geputzt und roh belassen.
Grundkonstruktion der Werkzeugkiste nach Toshio Odate
Anreißen und Nuten
Alle Maße werden direkt von den Werkstücken abgenommen bzw. übertragen. Zum Anreißen des Abstandes der Nut zur Stirnseite verwenden Sie die Griffrohlinge und für die Breite der Nut die Seiten, so vermeiden Sie Messfehler.
Die Eckverbindung
Da die Verbindungen nur genagelt werden, helfen kleine ca. 2 mm tiefe Nuten in den Seiten, die Kopfbretter beim Zusammenbau in Position zu halten. Für die Herstellung der Nut haben Sie mehrere Möglichkeiten:
- Sie reißen sie mit dem Messer an und stemmen die Nut mit dem Stemmeisen aus
- Nach dem Anreißen sägen Sie am Riss die Flanken ein und stemmen den Abfall dazwischen aus
- Sie können zur Beseitigung des Abfalls auch einen Grundhobel (mit Tiefenanschlag) benutzen oder
- Sie benutzen einen Nuthobel. Dieser muss zwei Vorschneider besitzen, da quer zur Holzfaser gehobelt wird.
Sind die Nuten gemacht, können Sie schon mit dem Zusammenbau des Korpus beginnen.
Verleimen und Nageln des Korpus
Die Positionen, an denen die Nägel sitzen sollen, werden angezeichnet und schwalbenschwanzförmig (abwechseln leicht schräg) vorgebohrt. Dies verschafft der genagelten Verbindung mehr Auszugsstabilität. Nach dem Vorbohren werden die Außenflächen mit dem Hobel geputzt. Der Leim wird in der Nut angegeben und die Seiten vernagelt. Anschließend können Sie direkt mit dem Aufnageln des Bodens fortfahren. Dadurch wird der Korpus winklig ausgerichtet und dauerhaft im Winkel gehalten. Wie bei den Seiten, zeichnen Sie die Position der Nägel zuerst an und bohren vor. Dann wird auch der Boden geputzt, Leim angegeben und der Boden aufgenagelt.
Die abwechselnd schräg eingeschlagenen Nägel verleihen der Verbindung mehr Stabilität
Fertigung der Tragegriffe
Für die Griffe kommt etwas dickeres Material zum Einsatz. Für einen besseren Halt beim Tragen der Kiste werden die Unterkanten der Griffe etwas nach innen angeschrägt. Dazu reißen Sie die Schräge mit dem Streichmaß an und hobeln sie an. Da die Schräge keine weitere Funktion hat, muss dies nicht sehr genau sein. Die scharfen Kanten runden Sie anschließend noch etwas ab und verputzen die Außenflächen. Sie können die Griffe jetzt an die Kopfhölzer leimen und mit den Seiten vernageln, wenn Sie möchten. Ist der Leim an den Griffen getrocknet, wird die Oberkante der Werkzeugkiste bündig geputzt. Anschließend können Sie die beiden zuvor geputzten und gefasten Deckleisten aufleimen und vernageln.
Fertigung des Deckels
Der Deckel ist etwas länger als die Öffnung zwischen den Deckleisten. Der Deckel muss also zuerst schräg unter eine Deckleiste geschoben werden und ruht dann auf seinen beiden Deckleisten, die seitlich überstehen. Die genaue Position der Deckleisten auf dem Deckel muss ermittelt werden. Der Deckel soll sich so weit einschieben lassen, dass er mit beiden Enden gleich weit unter den beiden Deckleisten des Korpus steckt.
Das Verschließen des Deckels erfolgt durch einen cleveren Schiebemechanismus
Bevor die Deckleisten auf den Deckel geleimt und genagelt werden, sollten Sie alle Teile mit dem Hobel putzen und fasen. Damit Deckel und Deckleisten möglichst fest verbunden sind, werden längere Nägel verwendet, die nach dem Einschlagen an der Innenseite des Deckels etwas überstehen. Die Nägel werden vorgebohrt, eingeschlagen und dann die überstehenden Spitzen umgeschlagen. Der diagonal verlaufende Schiebegriff wird am Deckel angerissen, genau abgesägt und nach dem Verputzen ebenfalls aufgeleimt und vernagelt. Alle noch verbleibenden Kanten werden zum Schluss noch leicht gefast.
Bei geschlossenem Deckel sind alle Maße X gleich groß
Mit nur wenig Material- und Werkzeugeinsatz können Sie auf diese Weise stabile und ansprechende Kisten bauen, die Sie nicht nur für Werkzeug, sondern auch zur Aufbewahrung allerlei anderer Dinge nutzen können. Und da es recht schnell geht, ist diese Technik auch bestens für edle Verpackungen von Geschenken aller Art geeignet.
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