Japanische Längsholzverbindung »Kreuzzapfen«
 

Der Kreuzzapfen ist eine von zahlreichen Längsverbindungen, die meist als Reparaturverbindung bei den aufrechten Pfosten japanischer Häuser eingesetzt werden. Diese Holzverbindung ist auch eine praktische Übung für den Einstieg ins japanisch geprägte Holzhandwerk. Der Kreuzzapfen trainiert den Umgang mit Japansäge und Stemmeisen gleichermaßen. Dieses Tutorial ist ein kompakter Auszug der Grundübung aus unserem Onlinekurs »Japanische Holzverbindungen« mit Peter Lanz.

Material und Werkzeug

Für diese Verbindung benutzen wir Holzleisten mit dem Querschnitt von 45 x 45 mm. Zum Ausarbeiten der Holzverbindung benötigen Sie Anreißwerkzeuge wie einen japanischen Zimmermannswinkel (z. B. Sashigane), ein Streichmaß (z. B. japanisches Streichmaß mit zwei Messern) und einen spitzen Bleistift. Als Sägen kommen eine Ryoba und eine Dozuki Universal zum Einsatz. Zum Stemmen benötigen Sie ein Stemmeisen (z. B. Tataki Nomi Stemmeisen, 15 mm) und einen Klüpfel oder Hammer (z. B. Rechteckkopf-Hammer).

Kreuzzapfen

Der Kreuzzapfen ist eine beliebte Längsholzverbindung

 

Anreißen des Kreuzzapfens

Legen Sie die Werkstücke mit den Enden, an denen die Holzverbindung entstehen soll, bündig nebeneinander. Messen Sie die Länge der Verbindung ab (24 mm) und ziehen Sie einen Winkelriss gleichzeitig über beide Teile. So ist gewährleistet, dass beide Teile der Verbindung exakt gleich lang werden.

Zur Drittelung des Querschnitts haben wir das Streichmaß genau auf 15 mm eingestellt. Um die sehr feinen Risse besser zu erkennen, können Sie diese mit dem Bleistift nachziehen. Beide Teile werden zunächst gleich angerissen. Erst danach treffen Sie die Entscheidung, welches Teil den Kreuzzapfen und welches den Schlitz erhält. Markieren Sie die Bereiche deutlich, die später wegfallen sollen (Abfall).

Kreuzzapfen

Die Anrisse sehen auf allen Seiten der Werkstücke zunächst gleich aus

 

Einsägen der Schlitze

Verwenden Sie zum Einsägen der Schlitze die Längsschnittseite der Ryoba. Das Werkstück wird dazu hochkant eingespannt und die Säge an der abgewandten Kante angesetzt. Verlängern Sie die Kerbe über das Stirnholz und sägen dann am Ihnen zugewandten Riss herunter, ohne die Längsführung zu verlieren. Es werden zunächst alle Schnitte auf einer Seite gesägt, erst dann drehen Sie das Werkstück um und sägen wieder an den zugewandten Rissen herunter. Die Schnitte werden zu Ende geführt, indem der Rest parallel bis zum Grund eingesägt wird. Dann wird das Werkstück um 90° gedreht und das Einschneiden wiederholt sich.

Einsägen des Zapfens

Beim Zapfenteil werden alle Schnitte mit der Dozuki gemacht. Sie können jedoch nicht einfach gerade in die Tiefe sägen, da Sie dann den Kreuzzapfen zerschneiden würden. Sägen Sie zuerst alle Längsschnitte diagonal ein. Dabei setzen Sie den Sägeschnitt an der Ihnen zugewandten Kante an und sägen entlang beider Risse gleichzeitig in die Tiefe. Anschließend können Sie die Ecken am Grund des Kreuzzapfens noch diagonal quer absetzen.

Diagonales Einschneiden

Der Kreuzzapfen beginnt mit diagonalen Sägeschnitten

 

Ausstemmen der Schlitze

Beim Schlitzteil werden erst die vier mittleren »Neuntel« von außen abgestemmt, dann das mittlere »Neuntel« von allen Seiten verkleinert. Achten Sie darauf, dass der gestemmte Grund eben und winklig ist. Sie können mit einem Winkel kontrollieren, ob die Kanten im Grund des Ausschnitts auf beiden Seiten auf gleicher Höhe sind.

Ausstemmen des Kreuzzapfens

Da beim Zapfenteil die Ecken bereits diagonal abgesetzt sind, können Sie den abgetrennten Abfall auf einmal abspalten. Dann stemmen Sie jeweils die Ecken der vier Felder sorgfältig aus. Immer die Fasern zuerst quer und dann längs durchtrennen.

Ausstemmen des Kreuzzapfens

Alle Ecken müssen sorgfältig ausgearbeitet werden

 

Verputzen und Zusammenpassen

Arbeiten Sie alle Flächen bis zum halben Riss eben und im Winkel nach. Die Risse sind Ihre Referenz, auf diese müssen Sie sich verlassen können.

Arbeitstechniken üben und verfeinern

Ärgern Sie sich nicht, wenn die Kreuzzapfen-Verbindung nicht direkt beim ersten Mal perfekt gelingt. Der Kreuzzapfen ist eine gute Übung, um das präzise Sägen am Riss, das rechtzeitige Stoppen der Sägeschnitte am Anriss und das saubere Ausstemmen zu erlernen. In unserem Onlinekurs Japanische Holzverbindungen gehört der Kreuzzapfen deshalb zu den Grundübungen. Wir wünschen viel Erfolg beim Ausprobieren.