Jagdtasche komplett aus Leder
 

Diese Ledertasche ist ein ideales Einsteigerprojekt, da sie mit wenigen Werkzeugen und nur einem einzigen Material, Leder realisiert werden kann. Je nach Erfahrung und Geschick benötigen Sie dafür etwa einen Tag. In unserem Video-Tutorial demonstriert DICTUM® Kursleiter Heiko Pulcher alle Arbeitsschritte detailliert.

 
 

Lederauswahl

Für die Jagdtasche benötigen Sie ein mittelfestes Leder von ca. 2 bis 3 mm Stärke. Es sollte ausreichend Stand haben, damit die Tasche nicht in sich zusammensackt, jedoch weich genug sein, um sich an den Rändern des Seitenteils und an der Klappe zu biegen. Ideal ist ein pflanzlich gegerbtes Rindsleder (z. B. Schwedisches Rindsleder).

 

Werkzeuge

Für das Projekt können Sie mit einer einfachen Werkzeugausstattung starten. Bei manchen Arbeitsschritten erleichtern spezielle Lederwerkzeuge die Arbeit oder ermöglichen andere Techniken. Im Video-Tutorial werden die unterschiedlichen Werkzeuge und Lösungen ausführlich erklärt.

 

Werkzeug-Grundausstattung

 
 
 
Ledertasche Schnittmuster

Zum Herunterladen der Schnittmuster (PDF, Format Din A3) hier klicken

 

Arbeitsablauf

Die Ledertasche können Sie mit einer kleinen Innentasche versehen. Dazu wird ein zusätzliches Lederstück beim Vernähen von Rückwand und Seitenteil mit eingenäht. Sie können auf die Innentasche auch verzichten und überspringen dann einfach die entsprechenden Arbeitsschritte.

 

1. Muster anfertigen

Für die Tasche haben wir ein Schnittmuster angefertigt, das Sie sich hier herunterladen können. Drucken Sie das Schnittmuster auf DIN A3-Papier aus und schneiden Sie die Muster aus. Ein etwas festeres Papier (z. B. 200 g-Papier) erleichtert das Nachfahren der Formen, es reicht aber auch normales Büropapier mit 80 g.

 

2. Lederauswahl

Untersuchen Sie vor dem Zuschnitt die gewählte Lederhaut auf Narben, Löcher und Falten. Testen Sie die Geschmeidigkeit des Leders – Leder lässt sich in verschiedene Richtungen unterschiedlich stark biegen. Für die Rückwand mit Klappe und das Seitenteil benötigen Sie Bereiche, die geschmeidig sind. Vorderseite, Innentasche und Trageriemen können ruhig etwas fester sein.

 

3. Riemen schneiden

Schneiden Sie zunächst eine lange Kante der Lederhaut mit Hilfe des Schneidlineals gerade zu. Entlang dieser Kante schneiden Sie dann ein bis zwei Riemen von 18 mm Breite ab. Insgesamt benötigen Sie davon ca. 2 m für den Schulterriemen. Am einfachsten gelingt das Schneiden der Riemen mit einem speziell dafür konstruierten Riemenschneider. Es geht aber auch mit Lineal und Cutter.

Riemen schneiden
 

4. Aufzeichnen der Teile

Legen Sie die Schnittmuster auf die sog. Fleischseite (raue Innenseite der Haut) und fahren Sie deren Konturen mit einem Kugelschreiber nach. Achten Sie dabei auf die zuvor festgestellten Eigenschaften des Leders (Biegsamkeit, Narben etc.). Das Schnittmuster für die Seitenwand müssen Sie dabei einmal umschlagen bzw. verdoppeln. Markieren Sie stets die Mittelachsen – diese benötigen wir später zum Anzeichnen der Lochreihen. Verwenden Sie zum Anzeichnen Kugelschreiber oder Bleistift, keinen Filzstift! Filzstift zieht ggf. tief ins Leder ein und schlägt auf die Außenseite durch.

 

5. Zuschnitt

Schneiden Sie alle Teile zunächst nur grob aus. Die so gewonnenen, kleineren Lederteile lassen sich beim endgültigen Zuschnitt leichter drehen, was vor allem bei den engen Radien von Vorteil ist. Verwenden Sie ein Schneidwerkzeug, mit dem Sie gut zurechtkommen und sicher arbeiten können. Die Innentasche sollte ringsum ca. 1 mm kleiner als im Schnittmuster angezeichnet zugeschnitten werden, damit sie ins Innere der Tasche passt. Als Basiswerkzeug ist ein Cuttermesser gut geeignet. Profis benutzen für den Zuschnitt ein Halbmondmesser.

 

6. Lederbänder schneiden

Alle Teile der Tasche werden untereinander nur mit Lederbändern verbunden (kein Klebstoff, keine Nieten). Diese Lederbänder können Sie mit einem sog. Endlos-Riemenschneider leicht selbst herstellen. Das Schöne daran ist, dass Sie dafür kleine Abfallstücke nutzen können, die normalerweise im Müll landen.
Zum Einsetzen des Endlos-Riemenschneiders schneiden Sie ein rundes Loch in die Mitte des Lederstücks. Dann schneiden Sie entlang der Innenkante des Lochs einen ca. 4 mm breiten Streifen als Anfang vor. Diesen Anfang fädeln Sie in den Endlos-Riemenschneider ein, das ist manchmal etwas umständlich. Nun brauchen Sie nur noch am Ansatz ziehen. Die Lederbänder schneiden sich fast von selbst.

Lederbänder schneiden
 

7. Kanten putzen

Beim klassischen Aufputz werden alle Lederkanten sorgfältig geschliffen, eingefärbt, mit Wachs oder Schellack gehärtet und poliert. Wir machen bei unserer Ledertasche nur einen vereinfachten Putz und schleifen alle sichtbaren Kanten mit Schleifpapier (zunächst 120er Korn, dann 240er) leicht rund. Schleifen Sie nur die Kanten, nicht die Flächen. Lose Fasern werden zum Abschluss mit einer Flamme (Feuerzeug oder Kerze) abgeflammt.

 

8. Ausschärfen

Alle Bereiche, die sich später biegen sollen, werden etwas ausgeschärft, d.h. sie werden ausgedünnt. Den Übergang zwischen Rückwand und Klappe schleifen wir dazu mit grobem Schleifpapier (120er) etwas dünner und glätten ihn anschließend mit feinerem Schleifpapier (240er). Die Kanten des Seitenteils müssen sich beim Verbinden nach innen biegen und auch leicht raffen lassen. Dazu werden sie, ausgehend von einer Breite von 12 mm, zum Rand hin auf ca. 1 mm Stärke ausgeschärft. Zum Ausschärfen wird traditionell auch das Halbmondmesser oder ein Fasenmesser benutzt. Etwas einfacher und sicherer geht es mit einem sog. Lederhobel oder zur Not auch mit Schleifpapier.

Ausschärfen
 

Legen Sie beim Ausschärfen das Leder mit der Fleischseite nach oben auf eine feste Unterlage (Marmorplatte), nicht auf die Schneidmatte – diese wird beim Ausschärfen mit dem Halbmond oder Fasenmesser beschädigt. Arbeiten Sie stets von innen nach außen und achten Sie darauf, nicht zu dünn auszuschärfen oder bis in die Sichtseite durchzuschneiden.

 

9. Langlöcher für den Trageriemen

Bevor es ans Zusammennähen geht, müssen noch alle Löcher in die Teile geschlagen oder gestanzt werden. Dazu gehören auch die acht Öffnungen im Seitenteil, durch die der Trageriemen gezogen wird. Die Positionen der Langlöcher werden zunächst auf dem Seitenteil angezeichnet. Wenn kein spezielles Kapplocheisen vorhanden ist (mit diesem können Langlöcher in einem Arbeitsgang geschlagen werden), gehen Sie folgendermaßen vor: Schlagen Sie zunächst zwei Löcher mit einem Locheisen (Ø 3 mm) im Abstand der Riemenbreite (18 mm) ein und verbinden Sie die Löcher dann mit zwei geraden Schnitten mit dem Cuttermesser zu einem Langloch.

 

10. Anzeichnen der Lochreihen

Am Seitenteil befindet sich die Mittellinie der Löcher zum Nähen in einem Abstand von 8 mm zum Rand. An Rückwand und Vorderteil beträgt der Abstand nur 7 mm, an der Innentasche sogar nur 6 mm. Zeichnen bzw. ritzen Sie diese Abstände mit dem Stechzirkel jeweils auf der Fleischseite an. Nun stellen Sie den Zirkel auf den Lochabstand von 18 mm ein. Immer mit 9 mm Abstand von der Mittelmarkierung ausgehend, stechen Sie nun die Markierungen für die Löcher entlang der Abstandslinie so kräftig ein, dass sie auf der Sichtseite zu erkennen sind.

 

11. Löcher einschlagen oder stanzen

Die Löcher zum Nähen werden alle von der Sichtseite (glatte Vorderseite/Haarseite) aus mit einem Locheisen eingeschlagen oder mit einer Lochzange gestanzt. Testen Sie vorab, welcher Lochdurchmesser zu Ihren Lederbändern passt. Die Bänder müssen sich mit mäßiger Kraft beim Nähen hindurchziehen lassen, sollen aber bei seitlichem Zug nicht hindurchrutschen. Für die Beispieltasche wurde eine Lochzange mit ovalen Pfeifen verwendet, die optimal zu den geschnittenen Lederbänden (3 x 5 mm) passt.

Löcher einschlagen oder stanzen
 

12. Verbinden der Teile / Nähen

Nun können wir alle Teile miteinander verbinden. Wir beginnen mit dem Verbinden von Rückwand, Seitenteil und Innentasche, da diese Naht etwas schwieriger ist (3 Teile) als das Verbinden des Vorderteils mit der Seite (nur 2 Teile). Legen Sie zunächst das Seitenteil innen auf die Rückwand. Am ersten Loch kommt das Band von innen nach außen und geht im zweiten Loch wieder nach innen. Beim dritten Loch kommt nun die Innentasche hinzu. Das Band geht wieder von innen durch die Innentasche, dann durch die Seite und durch die Rückwand nach außen. So gestartet, ergeben sich die weiteren »Stiche« von selbst. Achten Sie beim Nähen darauf, dass das Band außen immer mit der schönen glatten Haarseite nach oben liegt. Ziehen Sie die Bänder zunächst nur locker durch die Teile. Wenn alle Löcher versorgt sind, können Sie die Naht noch richtig fest anziehen (Natürlich nicht so fest, dass das Lederband reißt!).

 
Verbinden der Teile
Nähen
 

Zum Sichern der Naht wird das jeweilige Ende unter dem Band beim vorletzten Loch hindurch gezogen und dann durch die so entstandene Schlaufe gesteckt.

 

13. Verschluss

Beim Verschluss können Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen, hier bieten sich zahlreiche Lösungen an. Im Video-Tutorial haben wir drei Möglichkeiten für einen Taschenverschluss ohne Schließe oder Schnalle vorgestellt. Für den gewickelten Lederknopf und den Durchsteckriemen finden Sie die Schnittmuster in der Vorlage. Sie können auch einen einfachen Knopf aus Geweih oder Holz selbst anfertigen und die Tasche dann wie beim Lederknopf durch eine Schlaufe verschließen.

Verschluss
 

14. Trageriemen

Abschließend wird der Trageriemen eingezogen. Um die Länge des Riemens einstellen zu können, haben wir im Beispiel an den Enden jeweils fünf Löcher im Abstand der Riemenbreite eingestanzt und jeweils vier Löcher mit einem Lederband verbunden. Auch diese »Naht« wird gesichert, indem ein Ende am vorhergehenden Loch unter dem Band hindurchgesteckt wird.

 

Pflege der Tasche

Leder ist ein Naturprodukt und benötigt etwas Pflege. Gönnen Sie Ihrer Tasche ab und zu etwas Lederbalsam, das macht das Leder geschmeidiger und schützt vor Feuchtigkeit. An den rauen Kanten zieht das Lederbalsam tief ein und macht diese etwas dunkler, wodurch die Jagdtasche einen rustikalen Look bekommt.

 

Tipp: Leder härten

Leder, das gewässert und anschließend schnell getrocknet wird, wird steifer. Dieser Effekt lässt sich verstärken, wenn dem Wasser Soda zugefügt wird. So können Sie zum Beispiel dem gewickelten Lederknopf mehr Festigkeit geben.