Versenden Sie doch mal wieder einen persönlichen Gruß zu Feiertagen oder individuelle Glückwünsche zum Geburtstag. Damit meinen wir nicht eine E-Mail oder eine elektronische Grußkarte, sondern wirklich eine Postkarte, am besten selbst gestaltet und gedruckt! Mit Linoldruck können Sie originelle Drucksachen entwerfen und von Hand selbst drucken. Wir zeigen Ihnen, wie das geht.
Hochdruckverfahren
Linoldruck ist eine klassische Drucktechnik, bei der die zu druckenden Bereiche im Druckstock erhaben hervorstehen. Die Farbe wird mit einer Walze auf diese erhabenen Bereiche aufgebracht und das zu bedruckende Medium aufgelegt. Durch Druck wird die Farbe vom Druckstock auf das Medium übertragen. Diese Drucktechnik nennt man Hochdruck. Andere geläufige Hochdruckverfahren sind zum Beispiel der klassische Bleisatz bzw. Buchdruck und der Holzschnitt.
Material und Werkzeuge
Wie der Name schon sagt, wird beim Linolschnitt der Druckstock aus Linoleum geschnitten. Linoleum wird aus Leinöl, Kork- und Holzmehl und Kiefernharz hergestellt. Es fühlt sich warm und weich an, weshalb es neben der Verwendung als Druckplatte auch gerne als Beschichtung für Fußböden und Tischplatten verwendet wurde bzw. mittlerweile auch wieder wird.
Wir verwenden in diesem Tutorial SoftCut Platten von ESSDEE. Diese sind für Anfänger etwas einfacher zu bearbeiten. Sie sind etwas weicher als Linoleum, erlauben aber trotzdem das Ausarbeiten von Details ohne zu bröckeln. Linoleum wird mit der Zeit trocken und kann dann schnell brechen und neigt zu Rissbildung. Durch die helle Oberfläche können Sie Ihre Entwürfe direkt auf der SoftCut Platte mit einem Bleistift vorzeichnen. Außerdem ermöglicht das flexible Material den Druck auf gebogenen Oberflächen (z. B. Tassen und Tellern) bzw. kann selbst leicht gebogen werden, so dass damit konvexe Stempel hergestellt werden können (z. B. für den Textildruck).
Für den Anfang benötigen Sie zum Ausarbeiten des Druckstocks ein sog. Schnittbesteck, das meist aus einem Schneidmesser und ein bis zwei Hohl- und V-Eisen (Geißfuß) besteht. In der Regel reicht diese kleine Auswahl auch vollkommen aus.
Es gibt einfache Sets, bei denen die Klingen gewechselt werden müssen. Diese Sets sind zum Ausprobieren der Technik ausreichend, das ständige Wechseln der Klingen wird jedoch schnell lästig und die Klingen lassen sich auch oft nicht gut nachschärfen.
Eine kleine Auswahl an Hohl- und V-Eisen reicht für den Anfang aus
Wenn bereits vorhanden, können Sie zunächst auch die kleineren Eisen Ihrer normalen Schnitzeisen verwenden. Die langen Eisen und Hefte sind jedoch beim Schneiden kleinerer Kurven etwas umständlich. Gut geeignet sind kurze Schnitzmesser wie z. B. in den Sets von Power Grip. Optimal und für den professionellen Einsatz geeignet sind die kurzen Linol- und Holzschnittmesser von Pfeil. Im Satz C finden Sie jeweils drei Hohl- und V-Eisen in verschiedenen Größen. Ihre Klingen haben für den Linolschnitt eine optimale Länge und lassen sich gut nachschärfen. Der pilzförmige Griff liegt gut in der Hand, so dass damit der Druck aufs Eisen gut dosiert und Details ausgearbeitet werden können.
Die Farbe zum Drucken richtet sich nach dem Verwendungszweck bzw. dem zu bedruckenden Medium (Papier, Karton, Textilien, Keramik etc.). Für unsere Grußkarten verwenden wir ESSDEE Linoldruck-Farbe in den Grundfarben Blau, Schwarz, Rot und Gelb. Die Farbtöne können untereinander gemischt werden, so dass Sie weitere Töne leicht selbst anmischen können (z. B. Gelb + Blau = Grün). Die wasserbasierten Linoldruck-Farben haben eine kurze Trocknungszeit und lassen sich nach dem Drucken einfach von den Arbeitsutensilien abwaschen.
Aus den Grundfarben können weitere Farbtöne gemischt werden
Für unsere Grußkarten benutzen wir als Druckmedium unterschiedliche Papiere. Normales Büropapier ist mit 80 bis 90 g etwas zu dünn. Probieren Sie Papiere ab ca. 130 g aus. Unterschiedliche Strukturen und Färbungen haben Einfluss auf die Druckergebnisse. Manche Papiere saugen stark und die Ränder des Drucks wirken weicher, andere sind glatt und der Druck wirkt scharfkantig und glänzend.
Für den Druck brauchen Sie auf jeden Fall noch eine Gummiwalze. Mit dieser wird die Druckfarbe auf die erhabenen Flächen des Druckstocks aufgetragen. Die ESSDEE Farbwalze besitzt eine glatte, maschinell geschliffene Oberfläche und verteilt die Farbe gleichmäßig. Sie ist für alle auf Wasser oder Öl basierenden Druckfarben geeignet.
Außerdem benötigen Sie eine Palette und einen Spachtel zum Ausreiben und Anmischen der Farbe, einen sog. Baren zum Andrücken des Papiers auf den Druckstock, ein Cuttermesser und eine Schneidunterlage sowie Zeichenutensilien und diverse Kleinigkeiten. Wofür alles gebraucht wird, sehen wir dann gleich. Um sich und Ihre Kleidung zu schonen, empfehlen wir, beim Drucken eine Schürze und Gummihandschuhe zu tragen.
Grundlegende Technik
Entwurf: Beim Linolschnitt handelt es sich, wie bereits beschrieben, um ein Hochdruck-Verfahren. Das bedeutet für Sie, dass Sie aus dem Linoleum bzw. den SoftCut Platten das Material aus den Bereichen (Linien und Flächen) entfernen müssen, die keine Farbe auf das Medium übertragen sollen. Oder andersherum ausgedrückt, alles was später sichtbar sein soll, muss stehen bleiben! Zudem ist das Druckergebnis ein spiegelverkehrtes Abbild des Druckstocks. Bei bildhaften Motiven ist das meist kein Problem, bei Schrift oder konkreten Zeichen müssen Sie aber Ihren Entwurf entsprechend spiegeln.
Übertragen: Ihren Entwurf können Sie mit einem weichen Bleistift direkt auf die helle Oberfläche der SoftCut Platten zeichnen. Wenn Sie eine Vorlage aus dem Internet umsetzen möchten, können Sie diese ausdrucken und mittels Kohlepapier übertragen. Sehr detailreiche Vorlagen durchzupausen ist sehr zeitaufwendig. Alternativ geben Sie etwas Orangenöl auf ein Tuch und reiben damit die SoftCut Platte dünn ein. Dann legen Sie die Kopie bzw. den Laserausdruck mit der bedruckten Seite auf die Platten und reiben den Ausdruck leicht an. Ziehen Sie den Ausdruck ab und lassen Sie das Orangenöl verdunsten. Der Toner löst sich bzw. bleibt auf der SoftCut Platte. Ein weiterer Vorteil dieser Transfertechnik: Sie können die Vorlagen seitenrichtig ausdrucken und müssen sie nicht spiegeln.
Mit Orangenöl lassen sich Fotokopien übertragen
Handhaltung: Grundsätzlich befinden sich die Finger beider Hände immer hinter der Schneide! Die Druckhand (meist die rechte Hand) umschließt den Griff, schiebt das Eisen und gibt die Schnittrichtung vor. Die Finger der anderen Hand (linke Hand) können Sie zur Unterstützung und für etwas Druck von oben auf die Klinge legen. Es wird immer vom Körper weg geschnitten, wenn nötig der Druckstock gedreht. Wenn die Druckhand sicher aufliegt, nicht abrutschen kann und eventuell zusätzlich durch die andere Hand gesichert wird, kann in Ausnahmefällen auch eine Schnittbewegung (Drehbewegung) zum Körper hin ausgeführt werden.
Hilfsmittel: Eine Holzplatte mit jeweils einer angeschraubten Leiste vorne (unten) und hinten (oben) (ähnlich einer einfachen Säge- oder Hobellade) dient als Anschlag und erleichtert das Halten des Druckstocks.
Schnitttechniken: Der Winkel, in dem das Schnitzeisen zur Oberfläche des Druckstocks steht, bestimmt, wie schnell und wie tief das Eisen in Oberfläche einschneidet. Ein steil angestelltes Eisen schneidet aggressiver in die SoftCut Platte als ein flach gehaltenes. Wird das Eisen zu flach gehalten, dringt es nur mit viel Druck von oben in die Oberfläche ein, die geschnittenen Ränder werden unsauber.
Definieren Sie zuerst die Konturen, bevor Sie die Zwischenräume entfernen. Konturen werden in der Regel mit einem V-Eisen geschnitten. Schneiden Sie die Konturen entlang der angezeichneten Linien. Sind die Linien der Rand einer Fläche, wird direkt an der Linie entlang geschnitten. Soll die Kontur nachher als Linie erscheinen, lassen Sie einen kleinen Abstand zum Linie stehen. Sie können solche Konturlinien auch mit einem dickeren Marker anzeichnen und so die Strichstärke der Linie aufzeichnen.
Alles, was nicht gedruckt werden soll bzw. alles, was nicht drucken soll, muss weg. Zum Entfernen der Zwischenräume werden Hohleisen verwendet. Sie nehmen mehr Material in der Breite ab, durch die flache Rundung werden die Konturen jedoch schnell unsauber. Sie können das Material in den Zwischenräumen komplett entfernen, dann sind diese Flächen nachher gänzlich unbedruckt. Oder Sie lassen noch kleine »Reste« an Material stehen und erzeugen damit eine Textur in der Fläche. Achten Sie dabei auf Ihre Schnittführung, so können Sie eine bestimmte Wirkung erzielen (z. B. Bodenfurchen, Lichtstrahlen, Wellen auf Wasser usw.).
Drucktechnik: Die Farbe wird zunächst auf der Palette ausgestrichen und mit dem Spachtel oder einem Palettenmesser gemischt und verrieben, bis keine Klümpchen mehr erkennbar sind. Dann wird die Farbe ausgewalzt und die Gummiwalze gleichmäßig benetzt. Mit der Farbe auf der Walze wird der Druckstock gleichmäßig eingefärbt. Dann wird das Papier auf den Druckstock gelegt und mit dem Baren oder einer sauberen Gummiwalze gleichmäßig angedrückt. Achten Sie darauf, dass das Papier dabei nicht verrutscht. Lassen Sie das Papier kurz auf dem Druckstock liegen, bevor Sie es vorsichtig abziehen. Hängen Sie das Druckergebnis zum Trocknen auf oder legen Sie es in einem Trockenregal ab.
Das Papier vorsichtig vom Druckstock abheben
Drei Motive – drei Übungen
Wie die einzelnen Übungen bzw. Motive umgesetzt werden, können Sie sich in unserem Video anschauen. Hier nur die Basisinformationen dazu.
1. Stern
Bei diesem Motiv lernen Sie die Werkzeuge kennen und können ausprobieren, wie sich die Materialien verhalten. Zeichnen Sie mit einem Marker mehrere Sterne auf den Druckstock. Schneiden Sie zuerst mit einen V-Eisen die Konturen der Sterne aus und entfernen Sie das Material in den Zwischenräumen mit einem Hohleisen. Nun können Sie die Flächen der Sterne mit den verschiedenen Schnitzeisen bearbeiten. Schneiden Sie mit den V-Eisen unterschiedliche Linienmuster und Schraffuren. Nutzen Sie die Hohleisen zum Erzeugen verschiedener Strukturen und Muster. Anschließend probieren Sie das Ergebnis mit mehreren Farben im Druck aus. Drehen und verschieben Sie den Druckstock, sodass die Sterne beim zweiten und dritten Druckgang an einer anderen Position sind. Experimentieren Sie und sammeln Sie Erfahrungen.
2. Winterlandschaft
Mit nur einem Druckstock fertigen wir zweifarbige Drucke an. Bei dieser Technik wird der Druckstock nach dem ersten Druckdurchgang weiterbearbeitet, die zu druckenden Flächen werden dabei reduziert bzw. nur die Konturen bleiben stehen. Im zweiten Druckgang wird dann über die zuerst aufgetragene Farbe gedruckt. Diese Technik, das sog. Unterdrucken, wird auch bei anderen Drucktechniken angewendet, um insbesondere schwarzen Flächen eine bessere Deckkraft zu verleihen.
3. Feuerwerk
Mit der sog. »Regenbogenrolle« zaubern Sie ein Feuerwerk der Farben aufs Papier. Mit der Farbwalze können Sie die Farbe auch direkt auf das Papier auftragen. Wenn Sie dabei zwei oder drei Farbtöne nebeneinander auf der Palette auftragen und auswalzen, entstehen sanfte Übergänge zwischen den Farben. Auf das so eingefärbte Papier wird dann mit einer Kontrastfarbe (Schwarz oder Weiß) das eigentliche Motiv gedruckt.
(Anmerkung des Autors: nehmen Sie helle Farbtöne, z. B. Gelb und Rot, zum Einfärben des Papiers und drucken Sie anschließend dunkle Farben (Blau oder Schwarz) darüber. Dann wird das Ergebnis schöner als im Video gezeigt.)
Ausführliche Informationen und vielseitige Anregungen zum Linoldruck finden Sie im Buch Linolschnitt – Techniken und Projekte« von Emily Louise Howard.