Die Fase ist wohl das einfachste Profil, das wir kennen, und zugleich ist sie auch das am meisten verwendete. Fasen sind schlicht in ihrer Anmutung und einfach herzustellen. Dennoch sind Fasen fast überall zu finden.
Vorteile von Fasen
- Fasen machen schlank
Das optische Volumen einer Kante wird durch Fasen verringert. Massive Bretter wirken leichter, stabile Streben und Pfeiler wirken filigran. Da für Fasen relativ wenig Material nur an der Kante abgenommen werden muss, bleibt die Stabilität des Werkstücks nahezu erhalten. - Fasen harmonisieren
Der Stoß bzw. der Übergang zwischen zwei Flächen wird durch Fasen harmonischer, kleine Ungenauigkeiten treten in den Hintergrund. Wenn die Kanten dicht aneinander stoßen entsteht eine V-Fuge. Zwischen den Kanten sorgt eine solche V-Fuge für einen optisch ansprechenden Übergang. Dies macht man sich zum Beispiel bei Massivholz-Paneelen im Außenbereich zu Nutze. Dem Wetter ausgesetzt, schwindet und quillt das Holz stark. Sind die Kanten gefast, fallen unterschiedliche Abstände zwischen den Paneelen oder ein Versatz in der Höhe weniger auf. - Fasen stabilisieren
Wenn die Gefahr besteht, dass das Holz an Kanten absplittert, einreißt oder verdrückt wird, können Fasen das Risiko einer Beschädigung verringern. So werden beispielsweise Stuhlbeine an den Standflächen stets gut angefast, damit sie leichter über den Boden gleiten und keine Holzfasern absplittern.
Durch die Fasen sind die Schlagflächen des Hammers robuster.
Mit dem Streichmaß angerissen, werden die Fasen anschließend von Hand ausgehobelt.
Gleichmäßige Fasen von Hand
Um Fasen von Hand herzustellen, gehen Sie wie folgt vor:
- Nicht schleifen, sondern hobeln. Beim Schleifen wird die Fase schnell rund.
- Die parallelen Kanten der Fase mit einem Streichmaß mit Schneidrad exakt anreißen. Das Schneidrad durchtrennt die Holzfasern, diese reißen dann auch beim Hobeln quer zur Faser nicht weiter aus.
- Zuerst alle Fasen quer zu Holzfaser, dann die Fasen, die parallel mit den Holzfasern laufen hobeln. So trennen Sie die eventuell abgesplitterten Holzfasern, vom Hobeln quer zur Faser, einfach mit ab.
- Während des Hobelns möglichst den Hobel immer im gewünschten Fasenwinkel halten und den Fortschritt der Fase zwischendurch kontrollieren. Ist die Fase an manchen Stellen zu schmal, können Sie dort partiell nachhobeln.
- Hobeln Sie, bis die Markierungen des Streichmaßes überall gleichmäßig erreicht sind. Mit einem letzten Hobelstoß werden dann die Anrisslinien entfernt.
Spezielle Fasenhobel
Fasenhobel ermöglichen gleichmäßige Fasen auch an sehr langen Kanten. Es gibt einfache Fasenhobel, deren Anschlag den Fasenwinkel vorgibt, beispielsweise 45°, 30° und 60°. Bei Fasenhobeln nach japanischem Vorbild können Sie die Fasenbreite genau einstellen. Alle Fasen werden damit exakt gleich groß. Der Fasenwinkel ist bei diesen Hobeln jedoch meist auf 45° festgelegt.
Ein Fasenhobel nach japanischem Vorbild
Fasen mit Maschinen
Sie können Fasen mit vielen Maschinen und Elektrowerkzeugen herstellen. Kreissäge, Bandsäge, Band- oder Tellerschleifer, Abrichthobelmaschine usw. können zum Anfasen genutzt werden. Hinterlässt die Maschine deutliche Säge- oder Hobelspuren, sollten Sie die Fasenfläche mit einem Handhobel nachputzen. Sehr einfach geht das Fasen mit der Oberfräse und einem Fasenfräser mit Anlauflager. Sie benötigen für unterschiedlich große Fasen nur einen einzigen Fasenfräser. Die Breite der Fase wird über die Frästiefe reguliert. Auf die Kantenbearbeitung spezialisiert sind sogenannte Kantenfräsen (z. B. Festool OFK 500 Q-Plus). Sie dienen zum Bündigfräsen von Furnieren und Beschichtungen und zum schnellen Abrunden und Anfasen von Kanten. Auch bei ihnen kann die Größe der Fase über die Frästiefe reguliert werden. Allerdings muss zum Fräsen unterschiedlich stark gerundeter Kanten jeweils ein Abrundfräser mit entsprechendem Radius eingesetzt werden.
Durch unterschiedliche Frästiefen können mit demselben Fräser verschiedene Fasenbreiten gefräst werden.
Durch flache Anstiche werden die Übergänge der angestochenen Fase klar abgesetzt.
Angestochene Fase
Als »angestochene Fase« werden Fasen bezeichnet, die nicht komplett über die gesamte Kantenlänge laufen, die also an einer Stelle anfangen und an einer andern wieder aufhören. Dies ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn Holzverbindungen nicht geschwächt werden dürfen, aber die Konstruktion etwas leichter wirken soll. Korrekt ist ein schräger Anstich mit einer deutlich erkennbaren Ecke zwischen Fasen und Anstich. Dazu wird die Fase soweit es geht, gehobelt und der Anstich dann mit einem Stemmeisen in einem Winkel von ca. 20° bis 45° nachgestochen. Wenn das Werkstück größer ist, zum Beispiel ein Balken, können Sie die Fase und den Anstich auch mit einem Ziehmesser ausarbeiten.
Schweizer Kante
Eine Sonderform der Fase ist die sogenannte »Schweizer Kante«. Hierbei handelt es sich um eine breite Fase mit flachem Winkel (z. B. 30°). Durch die lang gestreckte Fase tritt das Volumen des Werkstücks stark zurück. Massive Teile, wie etwa eine stabile Tischplatte oder ein fester Regalboden wirken durch die Schweizer Kante wesentlich leichter. Oft geht die Fase nahtlos in eine Rundung über, sodass die Kante insgesamt sehr leicht und weich wirkt.
Um bei dem Fräsen von Formen ein schönes Ergebnis zu erhalten, benötigen Sie ein wenig Erfahrung. Unser Oberfräse Grundkurs bietet Ihnen eine gute Basis hierfür.