Anleimer Cover
Verglichen mit Vollholz haben Plattenwerkstoffe einige Vorzüge: sie verziehen sich kaum, sie sind meist leichter und auch ihr Preis ist oft günstiger. Der große Nachteil ist jedoch ihre Optik. Auch bei bereits furnierten oder beschichteten Platten sind die Kanten in der Regel ungeschützt und unschön. In diesem Tutorial verraten wir Ihnen, wie Sie Plattenkanten durch Umleimer aufwerten können.
 

Definitionssache

Umleimer ist ein Überbegriff für sogenannte »Plattenschmalseitenbeschichtungen«.
Anleimer sind dünne Furnier- oder Kunststoffstreifen, die nach dem Furnieren oder Beschichten an den Kanten der fertig zugeschnitten Platte aufgebracht werden. Gebräuchlich sind Kantenanleimer zum Aufbügeln, die einseitig mit einem thermoplastischen Klebstoff (Schmelzkleber) beschichtet sind. Anleimer sind selbst an ovalen oder runden (Tisch-)Platten relativ einfach anzubringen.
Einleimer sind Vollholzleisten, die vor dem Furnieren an den Kanten der Platte angebracht werden. Werden Einleimer aus der gleichen Holzart wie das Deckfurnier hergestellt, wirkt das Werkstück nachher wie aus massivem Holz gefertigt. Stärkere Einleimer lassen sich zudem profilieren (falzen, nuten etc.) oder bohren und können konstruktive Aufgaben übernehmen.

Anleimer

Zur Vorbereitung sollten die Kanten der Platte sauber, entstaubt und die Ecken nur leicht gebrochen sein. Zum Anbringen benötigen Sie ein Bügeleisen (am besten ohne Dampfauslassöffnungen), einen Holzklotz oder Hammer, eine Feile, ein breites Stemmeisen, Schleifpapier und einen Schleifklotz. Heizen Sie das Bügeleisen vor. Bei Echtholzanleimern kann in der Regel mit der höchsten Temperatureinstellung gearbeitet werden. Bei Kunststoffanleimern beachten Sie die Angaben des Herstellers.

Anleimer aufbügeln

Aufbügeln und Andrücken kann in einem Arbeitsgang erfolgen

Aufbügeln: Brechen Sie zuerst ein Stück des Anleimers, das etwas länger als die Kante ist, ab. Legen Sie den Anleimer mittig auf die Kante auf. Mit dem Bügeleisen streichen Sie nun langsam und ohne großen Druck über den Anleimer, bis sich der Schmelzkleber ausreichend erwärmt hat. Anschließend wird der Anleimer mit einem Holzklotz angedrückt. Wenn Sie zum Andrücken einen Hammer verwenden, kühlt der Schmelzkleber schneller ab. Der Hammer sollte dafür aber sehr sauber sein.

Anleimerenden bündig feilen

Wenn der Heißkleber abgekühlt ist, werden die Enden bündig gefeilt und die Längskanten abgestoßen und alle Kanten gebrochen

Anleimerkanten abstoßen
Anleimerkanten schleifen

Nacharbeiten: Die überstehenden Enden werden zunächst einfach nach innen abgeknickt und dann mit der flach aufliegenden Feile vorsichtig beigearbeitet. Der Anleimer ist bündig, sobald sich die Reste des Schmelzklebers lösen. Bei Kunststoffanleimern können Sie die Überstände an den Längskanten mit einem scharfen, flach aufliegenden Stemmeisen abschneiden und dann die Kanten mit feinem Schleifpapier brechen. Bei Echtholzanleimern besteht die Gefahr, dass die Holzfasern beim Abschneiden mit der Klinge einreißen. Einfacher geht es, wenn Sie den Überstand mit der Kante des Stemmeisens nach innen drücken. Brechen Sie anschließend die Kanten mit 180er oder 240er Schleifpapier. Verwenden Sie dabei stets einen Schleifklotz, um die Kanten nicht rund zu schleifen.

Einleimer

Als einfache Kantenabdeckung brauchen Einleimer nur wenige Millimeter stark sein. Werden die Leisten jedoch wie bei einer Türe noch gefalzt oder mit einem Zierprofil gefräst, können sie auch ein paar Zentimeter dick sein.

Das Anbringen von Einleimern erfolgt stets vor dem Furieren oder Beschichten der Platte. In der Höhe sollten Einleimer etwa 2 bis 3 mm über die Platte hinausstehen. Für einen möglichst nahtlosen Übergang an den Ecken werden Einleimer auf Gehrung geschnitten und anschließend in einer Gehrungslade bestoßen. Mit einer Gehrungslade werden nicht nur die Gehrungen sehr genau. Sie können auch die Länge der Einleimer sehr exakt an die der Plattenkanten anpassen.

Einleimer Gehrungsecke

Auf Gehrung bestoßene Leisten schließen in den Ecken sauber ab

Damit die Einleimer nicht so leicht auf den Kanten verrutschen, können Sie kleine Nägel in die Plattenkante schlagen und mit der Zange abknipsen. Angeleimt werden die Einleimer dann mit normalem Weißleim und passenden Zwingen. Bei großen Flächen und runden Platten sind spezielle Kantenzwingen sehr praktische Helfer.

Einleimer Gehrungsecke

Ein Überstand von 1 bis 2 Millimeter reicht aus, um das Verrutschen der Leisten zu verhindern

Einleimer Gehrungsecke

Handarbeit mit einem Einhand-Flachwinkelhobel

Nacharbeiten: Vor dem Furnieren müssen Sie die Einleimer noch bündig mit der Plattenfläche beiarbeiten. Wenn Sie gerne mit Handwerkzeugen arbeiten, empfehlen wir dafür einen handlichen Einhand-Flachwinkelhobel. Damit das Holz nicht nach außen wegsplittert, wird der Hobel leicht schräg geführt (ziehender Schnitt) und stets zur Fläche hin gehobelt.
Es gibt hochwertige Kantenfräsen, die neben dem Beiarbeiten von Einleimern auch Umleimer bündig fräsen und Kanten abrunden können. Als Alternative zu diesen Profimaschinen können Sie auch eine bereits vorhandene Oberfräse mit passendem Zubehör nutzen.

Bündigfräse umgerüstet

Spezialmaschine lohnen sich meist nur für Profis. Die Oberfräse kann zur Bündigfräse umgerüstet werden.

Oberfräsen-Zubehör zum Bündigfräsen

Bündigfräser: ermöglichen das Beiarbeiten entlang einer Kante/Fläche oder Schablone
Parallel-Doppelanschlag: sicheres Führen der Oberfräse auch an schmalen Kanten
Bündigfräs-Adapterplatte: verwandelt die Oberfräse in eine Bündigfräse