Sie haben eine Messerscheide gebaut, einen eleganten Ledergürtel oder eine schöne Ledertasche genäht und entdecken plötzlich einen Fleck auf dem Leder. Jetzt ist guter Rat teuer. Lässt sich der Fleck einfach wegwischen? Kann ein Lösungsmittel auf Leder verwendet werden oder greift es die Oberfläche an? Gibt es ein Wundermittel gegen Lederflecken? Wenn Sie die folgenden Fragen beantworten, haben Sie gute Chancen, Ihr Lederprojekt wieder sauber zu bekommen.
Einige der Tipps stammen von Sattler- und Täschnermeister Herbert Ritter. In unserem Onlinekurs Lederbearbeitung Grundkurs verrät er weitere Geheimnisse rund ums Leder und gibt viele Tipps aus seiner langen Berufserfahrung.
Wie alt ist der Fleck?
Der wichtigste Faktor bei der Fleckenbekämpfung auf Leder ist die Zeit. Je früher Sie einen Fleck entdecken und je schneller Sie versuchen, ihn zu entfernen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es gelingt. Je länger die Substanz Zeit hat, ins Leder einzuziehen, umso schwieriger wird die Fleckentfernung. Ist ein Fleck erstmal über Nacht ins Leder eingedrungen, haben Sie mit haushaltsüblichen Mitteln kaum mehr eine Chance.
Wie wurde das Leder gegerbt und vorbehandelt?
Ein weiterer Faktor ist das Leder selbst bzw. seine Oberflächenbehandlung. Die besten Chancen, den Fleck wieder wegzubekommen, haben Sie auf chromgegerbtem Leder, da es Wasser und damit auch die meisten Farben und Flecken abstößt. Diese Lederart wird jedoch vornehmlich im industriellen Bereich verarbeitet, für Handwerk und Hobby verwenden wir meist pflanzlich gegerbtes Leder, das Wasser aufnehmen kann. Hier sollten Sie wissen, ob die Lederoberfläche vorbehandelt wurde oder nicht. Gedecktes Leder, dessen Oberfläche z. B. mit Wachs behandelt wurde, lässt Flecken wesentlich langsamer einziehen als rohes Fahlleder.
Rohes Fahlleder (links) ist anfälliger für Flecken als gedeckte Leder (Mitte u. rechts)
Was tun bei Wasserrändern?
Wenn das Leder teilweise nass geworden ist, bilden sich an den Rändern meist deutlich sichtbare Salz- oder Kalkablagerungen. Leichte Wasserränder verschwinden in der Regel bereits beim Auftragen von etwas Lederpflege, z. B. Rapide Lederdressing. Sind die Ränder deutlicher und größer, können Sie das Lederobjekt einmal komplett durchfeuchten und anschließend langsam schonend trocknen (nicht an der Heizung!) und danach mit einer tiefwirkenden Lederpflege behandeln, zum Beispiel mit Ledermilch.
Wie kann ich Öl- und Fettflecken auf Leder entfernen?
Kleine Flecken, die durch sauberes Öl oder Fett entstanden sind, können Sie meist ignorieren. Das Öl zieht ins Leder ein und der Fleck verschwindet mit der Zeit. Das Gleiche gilt für Fettflecken (Fette sind im Grunde auch Öle, nur in einem anderen Aggregatzustand). Handelt es sich um größere Flecken, können Sie versuchen, das überschüssige Öl mit Stofflappen oder Sägespänen über einen längeren Zeitraum aus dem Leder herauszuziehen. Anschließend waschen Sie das Leder mit Lederseife.
Wie kann ich leichte Flecken vom Leder sicher entfernen?
Leichte Flecken von der Bearbeitung, zum Beispiel Staub oder Bleistiftstriche, können Sie einfach mit einem sauberen Radiergummi, wie er beim technischen Zeichnen verwendet wird, entfernen. Machen Sie den Radiergummi vorher sauber und reiben Sie die Flecken dann mit wenig Druck einfach ab. Raue Stellen und kleine Druckstellen verschwinden wieder, wenn Sie das Leder mit etwas Lederpflege behandeln, z. B. mit Equifix Lederbalsam.
Schnelle Lösung bei einfachem Schmutz, der Radiergummi
Wie kann ich hartnäckige Flecken von Leder entfernen?
Hartnäckige Flecken sind wesentlich schwieriger und mit einem größeren Risiko, dass die Oberfläche beschädigt wird, zu entfernen. Auch hier spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle. Handeln Sie schnell! Eine einfache und schnelle Möglichkeit bietet transparenter Klebefilm. Legen Sie einen Streifen Klebefilm locker auf den Fleck und drücken Sie nur die Stelle des Flecks mit einem Kugelschreiber an. Der Kugelschreiber hat den Vorteil, dass Sie leichter erkennen können, welche Stellen Sie bereits angedrückt haben. Ziehen Sie dann den Klebestreifen in einem Ruck ab. Dabei bleiben Teile des Flecks oder vielleicht auch die gesamte Verschmutzung am Klebefilm hängen. Sie können den Vorgang wiederholen, um das Ergebnis zu verbessern. Die Lederoberfläche wird dadurch jedoch meist etwas rau. Versuchen Sie, die rauen Stellen durch Polieren, z. B. mit Rapide Lederwachs, wieder zu glätten. Polieren Sie aber die gesamte Fläche, damit sie einheitlich glänzt.
Ein einfacher Klebestreifen kann bei Lederflecken der Retter in der Not sein
Auf gedecktem Leder, dessen Oberfläche mit Wachs, Farbe, Lack oder ähnlichem behandelt wurde, können Sie es auch mit Reinigungs- oder Lösungsmitteln probieren (kein Azeton verwenden, das löst auch Lacke und Farben an). Aber Vorsicht, je aggressiver das Reinigungsmittel ist, umso stärker wird die Lederoberfläche angegriffen. Testen Sie die Wirkung des Reinigers am besten vorab an einem Lederrest oder an einer Stelle, die man nicht sieht.
Der Fleck geht nicht weg, was nun?
Finden Sie heraus, aus was der Fleck besteht, und färben Sie das betroffene Lederteil damit komplett ein. Dann hat Ihr Lederstück zwar eine komplett andere Farbe, aber der Fleck fällt nicht mehr auf. In solchen Fällen können Sie Ihr Objekt auch gezielt einfärben, das gelingt mit dunkleren Farbtönen meist besser als mit hellen. Zum Einfärben von pflanzlich gegerbtem Leder eignen sich beispielsweise DICTUM Spiritusbeizen sehr gut.
Wenn möglich, empfehlen wir Ihnen, alle genannten Methoden vorab an einem Reststück des gleichen Leders oder an einer Stelle, die nachher nicht sichtbar ist, auszuprobieren. Aber lassen Sie sich dazu nicht zu viel Zeit, denn je länger Sie warten, umso länger kann der Fleck ins Leder einziehen.