Richtig messen mit dem Rollbandmaß
 

Das Rollbandmaß, auch Maßband oder Rollmeter genannt, ist ein kompaktes und vielseitiges Messwerkzeug. Aufgrund seiner großen Messweite eignet es sich hervorragend zum Messen und Anreißen von größeren Werkstücken. Zudem hat es gegenüber anderen Messmitteln einige Vorteile, die wir Ihnen in diesem Beitrag gerne vorstellen möchten.

Welche Vorteile bieten Maßbänder?

Maßbänder sind im Vergleich mit anderen Messwerkzeugen kompakter, haben einen größeren Messbereich, sind immer einsatzbereit und genauer.
Bei gleicher Messweite ist ein Rollbandmaß deutlich kleiner als etwa ein Gliedermaßstab. Es passt in fast jede Hosen- oder Jackentasche und steht nicht über. Ein normaler Meterstab ist mindestens 22 cm lang und ragt aus einer normalen Tasche meist heraus.
Starre Messmittel wie Lineal und Gliedermaßstab sind in ihrer Messweite eingeschränkt. Das klassische Schullineal reicht bis 30 cm, in der Werkstatt sind Lineale von 50 bis 70 cm üblich. Konventionelle Meterstäbe haben eine maximale Länge von zwei Metern. Rollbandmaße für den Werkstattalltag haben eine Länge von zwei bis sechs Metern, Maßbänder für den (Garten-)Bau oder Sportveranstaltungen reichen von 20 bis 100 Meter und darüber hinaus. Vergleichbare Messweiten bieten nur elektronische Messwerkzeuge wie zum Beispiel Lasermessgeräte. Der einfache Vorteil von Maßbändern gegenüber Lasermessgeräten: ihre Batterie wird nicht leer!

Wie genau ist ein Bandmaß?

Rollbandmaße sind genauer als Meterstäbe, aber meist nicht so genau wie ein gutes Stahllineal. Die Genauigkeit von Messwerkzeugen wird in Klassen angegeben. In Europa benutzen wir die Genauigkeitsklassen nach EG Norm, in Asien ist JIS (Japanischer Industrie Standard) üblich. Die Genauigkeitsklasse wird meist als römische Ziffer in einem Oval am Anfang des Bandes angegeben. Meterstäbe haben in der Regel EG Klasse III, die meisten Maßbänder sind der Klasse II zugeordnet. Es gibt auch Bandmaße mit einer Genauigkeit der Klasse I, z. B. das Hultafors Rollbandmaß Ergonomic.

EG-Klassen auf Bandmaß

Genauigkeitsklassen werden auf Messmitteln mit römischen Ziffern angegeben

 

Toleranzen der Klassen
JIS und EG-Klassen weisen folgende Toleranzen auf:

KlasseJIS IEG IEG IIEG III
500 mm   ±0,15 mm ±0,40 mm ±0,80 mm
1000 mm ±0,30mm ±0,20mm ±0,50mm ±1,00 mm
1500 mm   ±0,25 mm ±0,60 mm ±1,20 mm
2000 mm ±0,40mm ±0,30 mm ±0,70 mm ±1,40 mm
 

In der Praxis bedeutet dies: werden zwei unterschiedliche Meterstäbe mit EG III verwendet, kann das ermittelte Maß auf 2 Meter um fast drei Millimeter (2,8 mm) abweichen. Bei Messmitteln mit EG II (normales Bandmaß) beträgt die Abweichung nur maximal die Hälfte (1,4 mm) und mit EG I sogar weniger als einen Millimeter (0,6 mm).

Warum sind Maßbänder genauer als Meterstäbe?

Ein Rollbandmaß besteht aus weniger Teilen als ein Meterstab. Ein handelsüblicher Gliedermaßstab mit der EG-Klasse III besteht aus zehn Holzleisten, die durch genietete Lager miteinander verbunden sind. Diese Menge an mechanischen Teilen bedingt, dass ein Meterstab nicht so genau sein kann wie ein Rollbandmaß, dessen Messskala im Grunde nur aus einem einzigen langen Stahlband besteht. Hochwertige Bandmaße haben zudem einen beweglichen Kopf bzw. Anschlag. Um Innen- und Außenmaße exakt messen zu können, gleitet der Anschlag genau um seine Materialstärke nach innen oder außen, sodass die Messung immer genau am Nullpunkt beginnt.

Welche Unterschiede gibt es bei Maßbändern?

Neben den verschiedenen Längen unterscheiden sich Maßbänder in zahlreichen Ausstattungs- und Qualitätsmerkmalen.
Das Material aus dem das Maßband hergestellt ist, bestimmt, wie genau das Maßband ist. Günstige Bandmaße sind oft aus Kunststoff, der sich dehnen lässt. Bei hochwertigen Rollbandmaßen wird in der Regel ein Stahlband bzw. Federstahl verwendet, für lange Bandmaße meist Gewebeband, das mit Glasfaser verstärkt wird.
Gewölbte Maßbänder bleiben beim Herausziehen eine gewisse Strecke stabil und knicken nicht so schnell ab wie flache Bänder. Dies erleichtert das Einhängen des Anschlags am Messpunkt und das Messen von Innenmaßen.
Weiche (Textil-)Bänder eignen sich besser zum Ausmessen von Rundungen (z. B. Umfangmessung von Rohren, Baumstämmen etc.) und lassen sich leichter aufwickeln. Sehr lange Maßbänder sind deshalb meist aus flexiblen Gewebebändern hergestellt.
Mit einem Clip lassen sich Rollbandmaße sehr einfach am Gürtel oder der Hosentasche befestigen und sind dort immer griffbereit. Zum Messen und Anreißen auf Leitern, einem Baugerüst oder dem Dach haben manche Rollbandmaße eine Handschlaufe, die das Herunterfallen verhindern soll.
Eine Klemmung/Bremse ermöglicht das Feststellen des Maßbandes. Dies ist beim Messen von langen Strecken und bei sich wiederholenden Messungen praktisch.

Was bedeuten die vielen Zahlen auf einem Maßband?

Viele Bandmaße besitzen zwei oder mehrere Skalen. Einige haben beispielsweise eine metrische und eine Inch-Skala nebeneinander. Solche Bandmaße sind für jene praktisch, die z. B. nach englischen/amerikanischen Bauanleitungen arbeiten. Andere Maßbänder bieten zusätzliche Markierungen (z. B. Rauten/Diamanten) für standardisierte Maße z. B. im Trockenbau. Auf den Bandmaßen »Right Gear« von Shinwa finden Sie alle 455 mm eine kleine rote Pfeilmarkierung. Diese Einheit ist die Distanz zwischen zwei Pfosten bei einem traditionellen japanischen Haus. Hultafors Talmeter in der Zwei- und Drei-Meter-Version besitzen auf der Unterseite eine Skala, die beim Messen des Umfangs den Durchmesser angibt.

Umfangmessen mit Talmeter

Dieses Rollbandmaß gibt anstelle des Umfangs den Durchmesser an

 

Tipp: Achten Sie bei der Auswahl eines Bandmaßes auf die Qualität des Drucks und die Lesbarkeit der Skala. Diese kann selbst innerhalb einer Charge variieren. Für eine gute Lesbarkeit sorgt eine matt beschichtete Oberfläche. Schwarze Zahlen sind auf einem gelben Untergrund leichter zu erkennen als auf einem weißen, da der Kontrast größer ist.

Wie benutzt man das Maßband?

Mit einem Maßband können Sie lange Strecken und Innen- und Außenmaße messen sowie Radien anzeichnen. Beim Messen von Außenmaßen hängen Sie den Kopf an der Kante des Werkstücks ein und lesen die Distanz direkt an der Skala ab. Bei manchen Maßbändern können Sie auch die Vorderkante des Gehäuses an der gegenüberliegenden Werkstückkante anschlagen und den Messwert an einem Zeiger ablesen.
Beim Messen von Innenmaßen bzw. lichten Maßen müssen Sie den Kopf gegen die Innenkante des Werkstücks drücken und das Bandmaß zur gegenüberliegenden Seite ziehen. Dort können Sie dann den Wert entweder direkt auf der Skala ablesen oder Sie schlagen mit der Außenkante des Gehäuses innen an und addieren zum angezeigten Wert seine Breite (oft auf dem Maßband angegeben).

Innen und Außenmessung mit Rollbandmaß

Je nach Messung gleitet der Kopf des Maßbands nach innen oder außen

 

Beim Hultafors Talmeter mit zwei und drei Meter Länge können Sie eine zusätzliche Messzunge am Gehäuse herausschieben und dann den Wert an der rot markierten Skala einfach ablesen. Bei manchen Maßbändern können Sie den Messwert für Innenmaße in einem Sichtfenster im Gehäuse abzulesen.
Zum Messen von Radien besitzen viele Bandmaße eine Öffnung im Anschlag, das sog. Auge, mit der Sie den Kopf in einer Schaube oder einem Nagel einhängen können. Die bereits genannten Hultafors Talmeter haben bei der 10 cm Markierung ein kleines Loch im Maßband, durch das Sie einen dünnen Nagel oder eine Heftzwecke stecken können.

Tipp: Damit beim Messen von langen Strecken der Kopf des Maßbands nicht versehentlich abrutscht, können Sie ihn mit einem Nagel oder einem Vorstecker im Auge fixieren.

Wie lassen sich Fehler beim Messen mit dem Maßband vermeiden?

Halten Sie das Maßband stramm und sauber.
Wie stets beim Messen, sollten Sie immer das gleiche Messmittel bzw. immer dasselbe Maßband nutzen, um möglichst wenig Toleranzen zwischen Messung und Anzeichnen zu haben. Beim Messen sollten Sie das Maßband strammziehen und ein Durchhängen vermeiden. Hochwertige Stahlmaßbänder werden mit einer Zugkraft von 50 Newton getestet und verkraften etwas Zug. Halten Sie das Maßband sauber und vermeiden Sie Knicke.