Ohrstöpsel oder Kapselgehörschutz?
 

Holzbearbeitungsmaschinen sind laut, manche sogar sehr laut. Wird unser Gehör über einen längeren Zeitraum diesem Lärm ausgesetzt, nimmt es irreparablen Schaden. Um dem entgegenzuwirken ist es heutzutage üblich, Gehörschutz zu tragen. Wichtig ist, dass der Gehörschutz zu Ihren Anforderungen und Ihrem Arbeitsumfeld passt. Denn nur ein Gehörschutz der einfach und angenehm zu tragen ist und der den Lärmpegel ausreichend reduziert, wird Ihr Gehör entsprechend schützen. In diesem Blogbeitrag geben wir Ihnen Tipps, die Ihnen die Auswahl eines geeigneten Gehörschutzes erleichtern.

Was schreibt der Gesetzgeber beim Thema Gehörschutz vor?

Es gibt zahlreiche Richtlinien und Gesetze, hier das Wichtigste in Kürze: Ab wann Gehörschutz getragen werden muss, ergibt sich aus dem sogenannten Tages-Lärmexpositionspegel, also dem länger einwirkenden Schallpegel, und dem kurzzeitigen Spitzenschalldruckpegel am Arbeitsplatz. Ab einem Tages-Lärmexpositionspegel von 80 dB(A) oder einem Spitzenschalldruckpegel von 135 dB(C) muss der Arbeitgeber Gehörschutz zur Verfügung stellen. Ab einem Tages-Lärmexpositionspegel von 85 dB(A) oder einem Spitzenschalldruckpegel von 137 dB(C) muss Gehörschutz getragen werden.

Was ist Lärm?

Die Dezibelskala ist logarithmisch aufgebaut und gibt den Schalldruck wieder. Es ist jedoch schwierig, die angegebenen Zahlen richtig zu deuten. Ein Beispiel: die meisten Menschen schätzen 95 dB nur doppelt so laut ein wie einen Wert von 85 dB. Physikalisch liegt bei einer Steigerung um 10 dB jedoch eine Verzehnfachung des Schalldrucks vor. Unsere Beurteilung der Lautstärke ist also eher subjektiv und hängt stark vom individuellen Empfinden ab.

Was bedeuten die dB-Werte?

Um die Dezibel-Werte etwas besser deuten zu können, hier ein paar Beispiele aus dem Alltag (Durchschnittswerte):

50 dB(A): Geräuschpegel in einer Stadtwohnung
60 dB(A): normale Unterhaltung, Gesprächspartner ca. 1 m entfernt
70 dB(A): Staubsauger, in Betrieb (1 m Entfernung)
80 dB(A): Güterzug, der in 30 m Entfernung vorbeifährt
100 dB(A): Umgebungsgeräusche auf einer Baustelle
110 dB(A): Maschinenraum einer Tischlerei
130 dB(A): Hardrock-Konzert, im Publikumsraum
140 dB(A): startender Jumbojet in 50 m Entfernung

Lärm hat jedoch nicht immer etwas mit der Lautstärke bzw. dem Schalldruck zu tun. Auch leise Geräusche, wie etwa das Ticken einer Uhr, das Brummen eines Kühlschranks oder Klappern eines Fensterladens können als störend empfunden werden und das Wohlbefinden beeinträchtigen.

Welche Arten von Gehörschutz gibt es?

Im Rahmen der Bestimmungen zur Arbeitsschutzbekleidung regelt die Norm DIN EN 352 die allgemeinen Anforderungen an den Gehörschutz. Die Auswahl eines angemessenen Gehörschutzes richtet sich laut Norm nach den jeweiligen Arbeitsbedingungen und der Art des auftretenden Lärms. Die EN 352 unterscheidet folgende Gehörschutzarten:

  • Gehörschutzstöpsel (EN352-2)
  • Kapselgehörschützer (EN352-1)
  • Gehörschutzhelme
  • Schallschutzanzüge

In der Holzwerkstatt kommen in der Regel Gehörschutzstöpsel und Kapselgehörschützer zum Einsatz. Deshalb schauen wir uns beide wir im Folgenden etwas näher an.

Gehörschutz Typen

Geeigneter Gehörschutz für unterschiedliche Situationen

Welche Kriterien sind bei der Auswahl eines Gehörschutzes zu beachten?

Die Lautstärke am Arbeitsplatz
Der Gehörschutz soll in erster Linie sicherstellen, dass der Schalldruckpegel am Ohr die Grenzwerte von 80 dB(A) bzw. 135 dB(C) nicht überschreitet. Die Schalldämmung wird bei Ohrstöpseln und vor allem bei Kapselgehörschützern meist mit dem SNR-Wert, manchmal auch mit den HML-Werten angegeben. Beim SNR-Wert (Single Number Rating) handelt es sich um einen gemittelten Dämmwert über alle relevanten Frequenzen. Ein Gehörschützer mit einem SNR-Wert von 35 dB dämmt zum Beispiel eine Lärmbelastung von 100 dB auf 65 dB herunter. Die HML-Werte beschreiben die Dämmwirkung in den drei Frequenzbereichen H (Hoch), M (Mittel) und L (Niedrig).

Praxisbeispiel: Um im Maschinenraum einer Schreinerwerkstatt mit ca. 110 dB(A) Lärmbelastung auf einen Pegel zu kommen, der unterhalb des Grenzwerts 80 dB(A) liegt, muss ein Gehörschutz mit einem SNR-Wert von mindestens 30 gewählt werden. Beispielsweise dämmt der Peltor Optime 2 auch extrem niedrige Frequenzen. Mit SNR 31 dB ist er für Lärmbelastungen bis 111 dB bei Arbeiten mit Maschinen am Bau und in der Landwirtschaft gedacht. Durch falsche Benutzung ist die tatsächliche Schutzwirkung jedoch oft niedriger. Die gewählte Schalldämmung bzw. der SNR-Wert sollte also stets etwas höher ausfallen. Beispielsweise besitzt der Peltor Optime 3 mit einem SNR-Wert von 35 dB eine empfohlene Lärmeinstufung von 115 bis 120 dB und ist somit für den Maschinenraum besser geeignet.

Komfort und Benutzerfreundlichkeit
Die Auswahl der Schalldämmung kann also über den SNR-Wert oder die HML-Werte erfolgen. Doch auch Faktoren wie Komfort und Benutzerfreundlichkeit spielen eine wichtige Rolle, denn nichts schützt weniger als ein Gehörschutz, der aus Bequemlichkeit nicht getragen wird. Ohrstöpsel sind klein und leicht, können einfach in der Hemd- oder Jackentasche transportiert werden und sind stets griffbereit.

Praxisbeispiele: Wer ständig zwischen Maschinenraum und Bankraum wechselt oder auf Montage an kleineren, halbstationären Maschinen arbeitet, bevorzugt einen Gehörschutz, der stets griffbereit ist und sich leicht einsetzen lässt. In Arbeitsphasen ohne Lärmbelastung sollte der Schutz einfach absetzbar und zu verstauen sein. Gehörschutzstöpsel mit Verbindungsschnur haben den Vorteil, dass Sie die Stöpsel beim häufigen Wechseln nicht so leicht verlieren. Mit der Schnur hängen Sie sich die Ohrstöpsel bei Nichtbenutzung einfach um den Hals. Gleiches gilt für leichte Bügelstöpsel. Der Bügel bietet die Möglichkeit, den Gehörschutz in unterschiedlichen Positionen zu tragen, egal ob auf dem Kopf, unter dem Kinn oder im Nacken. Beide Ohrstöpsel lassen sich mit Wasser und ggf. etwas Seife leicht reinigen. Beim Bügelstöpsel können Sie stark verschmutzte oder beschädigte Stöpsel einfach durch Ersatzstöpsel austauschen.

Kommunikation und Gefahren-Wahrnehmung
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen es wichtig ist, dass Sie Ihre Umgebung uneingeschränkt wahrnehmen können, und die Geräuschdämmung zumindest zeitweise unpraktisch ist. Dazu gehören die Unterhaltungen mit Kollegen (Arbeitsanweisungen) oder das Erkennen von Warnsignalen. In solchen Arbeitssituationen ist ein sogenannter »aktiver Gehörschutz« eine passende Option.

Praxisbeispiele: In einer großen Werkshalle führen oft Verkehrswege an den Arbeitsplätzen vorbei. Um Warnsignale, wie etwa das Piepsen von Staplern und Flurfahrzeugen uneingeschränkt hören zu können, leitet ein aktiver Kapselgehörschutz, wie beispielsweise der Peltor ProTac Hunter, Umgebungsgeräusche ins Innere der Kapseln weiter. Zwei Mikrofone ermöglichen die räumlich korrekte Zuordnung der Geräusche, deren maximale Lautstärke auf 82 dB begrenzt ist. Bei Überschreitung des Werts regelt der Peltor ProTac Hunter in wenigen Millisekunden die Geräuschübertragung herunter. Wenn Sie sich während der Maschinenarbeit mit Ihren Kollegen unterhalten müssen oder auf einen dringenden Anruf auf dem Mobiltelefon warten, ermöglicht zum Beispiel der Festool Gehörschutz GHS 25 I die volle Kommunikation. Er ist ebenfalls ein aktiver Gehörschutz für den professionellen Einsatz mit SNR-Wert 32 dB und lässt sich über Bluetooth 5.2 unkompliziert mit Ihrem Smartphone verbinden.

Fazit

Es sollte selbstverständlich sein, dass wir unsere Ohren vor schädlichem Lärm schützen, denn ein geschädigtes Gehör lässt sich nur in wenigen Fällen wieder reparieren. Die Frage ist also nicht, ob Sie einen Gehörschutz tragen, sondern welchen! Mit unseren Tipps finden Sie sicherlich den passenden.



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Ohrstöpsel oder Kapselgehörschutz - Tipps zur Auswahl eines Gehörschutzes

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