Beeinflusst die eigene Körperkraft das Testergebnis?
Die Körperkraft an sich hat keinen Einfluss auf das Testergebnis. Das Ergebnis wird jedoch beeinflusst, wenn das zu testende Werkzeug oder Messer mit zu großer Geschwindigkeit durch das Testmedium gedrückt wird. Steigt der auf dem Display angezeigte Wert kontinuierlich in 5- oder 25- Gramm-Schritten (je nach Gerät) an, wird die Messung korrekt ausgeführt.
Beeinflusst die Handhaltung das Testergebnis?
Wird die Schneide des Werkzeugs oder Messers nicht unter annähernd 90° zum Kunststoffdraht geführt, ändern sich die Schnittverhältnisse und damit das Ergebnis. Es sollte somit darauf geachtet werden, das zu testende Werkzeug oder Messer stets senkrecht durch das Schneidmedium zu führen. Die Schneide sollte außerdem während des Tests waagrecht zum Tisch liegen. Kleine Abweichungen im Anstellwinkel der Messerschneide zum Schneiddraht (normale Handführung) ändern das Testergebnis nur sehr gering. Für die einfache Führung von Messerklingen sollte die mitgelieferte Messerauflage verwendet werden.
Beeinflusst die Spannung des Kunststoffdrahts das Testergebnis?
Der Draht sollte nicht schlaff in der Führung hängen und auch nicht mit einer Zange auf Zug gespannt werden. Unter Berücksichtigung dieser beiden Punkte ändert sich das Messergebnis bei normalem Einlegen des Drahts von Hand nicht.
Was sagt die Messung der Schärfe an einem Punkt der Schneide aus?
Grundsätzlich misst der Edge on up Schärfetester die Schärfe immer nur an einem Punkt der Schneide. Um einen Mittelwert zu erhalten, sollte daher an mehreren Punkten der Schneide gemessen werden. Einen wichtigen Einfluss auf die Messwerte bei mehreren Punkten am Messer hat die Ausbildung der Fase. Ist der Fasenwinkel (bei beidseitig angeschliffenen Klingen) an bestimmten Stellen des Messers (z. B. Spitze) kleiner oder größer bzw. links- oder rechtsseitig größer, ändert sich der Messwert. Kann dieser Einfluss durch geführte Schärfsysteme ausgeglichen oder bestmöglich reduziert werden, ist die Messung z. B. an drei Punkten der Messerklinge ein guter Indikator für die Schärfe der Klinge.
Hat Korrosion einen Einfluss auf die Schärfe und damit die Testergebnisse?
Korrosion beeinflusst das Testergebnis. Wird eine geschärfte Klinge direkt nach dem Schärfen und nochmals am nächsten Tag gemessen, entstehen unterschiedliche Werte. Die Korrosion muss mit bloßem Auge nicht sichtbar sein, um andere Ergebnisse zu erhalten. Dies zeigt jedoch auch, wie sensibel der BESS Schärftester bei korrekter Anwendung auf Einflüsse, welche die Schärfe betreffen, reagiert. Für normale Testreihen ist der Faktor Korrosion jedoch zu vernachlässigen.
Wie genau können Messwerte wiederholt werden?
Messwerte können immer nur in einem fixen Messpunkt (Markierung) an der Klinge bestmöglich wiederholt werden. Abweichungen von 10 Gramm sind durchaus normal. Um die bestmögliche Wiederholgenauigkeit zu erhalten, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Messung am gleichen Punkt der Schneide
- Gleichmäßiger Druck beim Test
- Gleicher Anstellwinkel der Klinge zum Testmedium (Führungen benutzen)
- Messungen zum gleichen Zeitpunkt durchführen (Korrosion der Schneide als Faktor ausschließen)
Gibt es neben den Werten in der BESS-Skala noch andere Werte, mit denen die Schärfe gemessen werden kann?
Neben den BESS-Werten gibt es noch Mikron- und Newton-Angaben.
Die Mikron-Angaben beziehen sich auf die Dicke der Schneidkante. Theoretisch gibt es beim Schneiden zweier Flächen (in diesem Fall Schneidfasen) keine zu messende Dicke an der Schneidkante. In der Praxis ist es jedoch unmöglich, eine auf null auslaufende Schneide zu erhalten. Durch Rastermikroskop-Aufnahmen können entsprechende Werte gemessen bzw. errechnet werden. Die Dicke der Schneidkante wird dabei in einem definierten Abstand im Tausendstel-Millimeter-Bereich zur eigentlichen Schneidkante ermittelt.
Die Newton-Angaben folgen einem ähnlichen Prinzip wie die BESS-Werte und geben den benötigen Schneiddruck beim Durchtrennen von Testmedien wieder. Diese Werte können mit Testgeräten von Catra ermittelt werden. Catra wurde 1952 von der britischen Messer- und Besteckhersteller-Industrie zum Thema Forschung und Entwicklung ins Leben gerufen und war an der Entwicklung von ISO-Standards in diesem Bereich beteiligt.
BESS | Schneidkanten-Dicke | Catra |
---|---|---|
1 g | 0,001 μm | |
50 g | > 0,05 μm | 0,35 N |
150 g | 0,3 μm | 1,5 N |
Wie kann man die BESS-Werte im Vergleich zu herkömmlichen Testmethoden einstufen?
BESS | Alternativer Test | Kommentar |
---|---|---|
50 g | Haarspaltung möglich | Dieser Test wird vor allem bei Rasiermessern eingesetzt. Ab diesem Wert spielt die Korrosion an der Klinge eine entscheidende Rolle. |
< 150 g | Rasieren an der Haut möglich | Dieser Wert gilt für eine Rasur mit der Wuchsrichtung. Um gegen die Wuchsrichtung zu rasieren, muss der BESS-Wert deutlich tiefer liegen. |
< 350 g | Fingernagel-Prüfung | Klingen unter diesem Wert »greifen«, wenn sie mit dem Eigengewicht auf dem leicht abgewinkelten Fingernagel aufliegen. |
< 300-400 g | Klinge schneidet durch Zeitungspapier (60 g) | Bei dieser breiten Spanne der BESS-Testwerte sieht man, wie wenig aussagekräftig ein Standard-Papierschnitttest ist. Je geringer der BESS-Wert, umso sauberer der Schnitt. |