10 Tipps für das Schrauben mit Holzschrauben
 

Zum schnellen und unkomplizierten Verbinden von Möbelteilen, für den Aufbau von Holzkonstruktionen und das Befestigen von Wandpanelen oder Terrassendielen sind Schrauben eine praktische Lösung. Beim Arbeiten mit Holzschrauben kann jedoch schnell einmal etwas schieflaufen. Das Holz splittert auf, die Schraube dreht durch und hält nicht richtig oder der Schraubenkopf wird beschädigt. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie die passenden Schrauben für Ihr Projekt auswählen und wie Holzschrauben richtig verarbeitet werden.

Vorteile von Schrauben:

  • Einfach in der Anwendung. Das Verbinden zweier Holzteile durch Schrauben ist sehr einfach und bedarf keiner großen Geschicklichkeit. Es braucht keine Ausbildung, um ein Brett an einen Balken festschrauben zu können.
  • Schnelle Verarbeitung und direkter Halt. Im Gegensatz zu Holzleim, der stets eine bestimmte Zeit zum Aushärten benötigt, sind geschraubte Verbindungen direkt fest und können belastet werden.
  • Wieder lösbare Verbindung. Solange der Schraubenkopf nicht beschädigt wurde, lassen sich geschraubte Verbindungen recht einfach wieder lösen. Bei verleimten Verbindungen oder Verbindungsmitteln wie Dübeln und Flachdübeln ist dies nahezu unmöglich.
  • Montage an Ort und Stelle. Größere Möbelstücke oder Holzkonstruktionen können erst am Aufstellort zusammengesetzt werden. Bis dahin sind sie in Einzelteile oder Baugruppen zerlegt und lassen sich leicht transportieren. Der Zusammenbau vor Ort ist mit Schrauben in der Regel problemlos möglich.
  • Anbringen von Metallteilen. Beschläge, Scharniere und Verbinder aus Metall oder Kunststoff können an Holzteilen mit Schrauben fest und stabil angebracht werden.

1. Die Faserrichtung der Holzteile beachten

Holzschrauben, die quer zu den Holzfasern (tangential oder radial zu den Jahresringen) einschraubt werden, halten besser als Schrauben, die in Richtung der Längsfasern (im Stirnholz) sitzen. Wenn die Lage der Teile ein Verschrauben quer zur Faser nicht zulässt, sollten Sie möglichst lange Schrauben verwenden. Stabiler und oft auch einfacher umzusetzen ist es jedoch, zusätzliche Verbindungselemente einzuplanen (z. B. Holzleisten als Träger oder Metallwinkel).

2. Das Schwundverhalten von Holz berücksichtigen

Holz arbeitet und verändert seine Dimensionen je nach Luftfeuchtigkeit. Werden breitere Holzflächen mit einer Konstruktion fest verbunden, kann das Holz nicht schwinden oder quellen und es bilden sich nach einiger Zeit sichtbare Risse. Traditionell werden Tischplatten aus Massivholz und Sitzflächen von Holzstühlen deshalb nicht fest mit dem Gestell verschraubt, sondern durch Nutenklötze oder Gratleisten damit verbunden. Bei geschraubten Verbindungen können Sie etwas größere Löcher oder Langlöcher bohren, damit sich die Schrauben im Holz mitbewegen können.

3. Zur Konstruktion passende Schrauben verwenden

Es gibt nahezu für jede Aufgabe und Anforderung passende Holzschrauben und Verbindungsmittel. Diese alle im Rahmen eines Blogbeitrags zu betrachten, ist nahezu unmöglich. Informieren Sie sich bitte im Handel über die vielfältigen Möglichkeiten. Hier nur drei Beispiele:

  1. Verwenden Sie zum Verbinden von Möbelteilen, die leicht sind und nur wenig belastet werden, Holzschrauben mit Schaft, sogenannte Teilgewindeschrauben. Durch den Schaft werden die Bauteile dicht zusammengezogen. Schrauben mit durchgängigem Gewinde bieten mehr Halt, beim Verschrauben drücken sich die Holzteile aber auseinander und es bleibt oft ein sichtbarer Spalt.
  2. Um im Holzbau oder Innenausbau zwei Balken zu verbinden, eignen sich kräftige Holzschrauben mit großem Sechskantkopf (sog. Schlüsselschrauben) mit zusätzlichen Beilagscheiben. Diese Schrauben lassen sich mit Gabelschlüsseln oder Ratschen sehr fest anziehen. Der flache Schraubenkopf und die Unterlegscheibe verteilen die dabei auftretenden Kräfte auf eine größere Fläche.
  3. Unterkonstruktion und einfache Lattungen sind mit Bohrschrauben und sogenannten Universalschrauben mit Bohrspitze schnell montiert. Sie eignen sich jedoch nur für einfache Arbeiten, bei denen es auf Schönheit bzw. saubere Verarbeitung nicht ankommt.

4. Die passende Schraubenlänge

Wählen Sie die Länge der Schrauben entsprechend der Belastung der Bauteile aus. Im Möbelbau sollte diese mindestens die doppelte Materialstärke des zu befestigenden Teils sein (z. B. 19 mm Materialstärke = 40er Schraube). Bei stärker belasteten Bauteilen und tragenden Konstruktionen beträgt die Schraubenlänge mindestens die dreifache Materialstärke.

 

5. Holzschrauben stets vorbohren!

 

Wenn es sich nicht gerade um Bohrschrauben handelt, sollten Sie Holzschrauben in der Regel vorbohren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich das Holz der Länge nach spaltet bzw. Stücke absplittern.
Mit welchem Durchmesser werden Holzschrauben vorgebohrt?
Damit das Gewinde greifen kann und die Schraube optimalen Halt findet, wird im »Kerndurchmesser« vorgebohrt. Der Kerndurchmesser ist der kleinste Durchmesser am Gewinde bzw. der Durchmesser des Innenzylinders zwischen dem Gewinde. Werden keine Schaftschrauben verbaut, sollten Sie das Teil, das angeschraubt wird, im »Nenndurchmesser« vorbohren. Der Nenndurchmesser ist der größte Durchmesser des Schraubengewindes, er wird meist als erste Zahl der Schraubengröße angegeben (z. B. 3,5 x 40).

Aufgesplittertes Holz

Wird nicht vorgebohrt, splittert das Holz auf!

 

6. Senkkopf- und Linsenkopfschrauben immer senken

Besitzen die verwendeten Holzschrauben Senk- oder Linsenköpfe, sollten Sie die Bohrungen zusätzlich vorsenken. Dies geschieht mit einem Kegelsenker oder einem Aufstecksenker. Besonders praktisch sind Bohrsenker mit Tiefenanschlag, bei denen die Bohrtiefe und die Tiefe der Senkung zur Schraube passend eingestellt werden können. Wird die Bohrung nicht gesenkt, drückt der kegelförmige Schraubenkopf die Holzfasern auseinander und das Holz kann sich trotz Vorbohren spalten.

 

7. Passende Schraubwerkzeuge verwenden

 

Damit der Schraubenkopf beim Eindrehen oder Lösen der Schraube nicht beschädigt wird, muss ein Schraubwerkzeug mit passender Klinge bzw. passendem Bit verwendet werden. Passen Form und Größe nicht zum Schraubenkopf bzw. zum Schlitz (der Fachmann spricht vom »Schraubenantrieb«), rutscht das Werkzeug ab und die Schraube wird im ungünstigsten Fall unbrauchbar bzw. lässt sich nicht mehr ein- oder ausdrehen. In unserem Blogbeitrag Nicht durchdrehen! erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Schraubenantriebe und Bitformen. Achten Sie bei der Auswahl von Schraubendrehern und Bits auf Qualität. Günstige Bits sind oft von minderer Stahlqualität. Sie sind zu weich, verformen sich oder passen nicht perfekt in die Schraubenköpfe.

Kreuzschlitzschrauben und Bits

Ähnlich aber nicht gleich: Kreuzschlitzschrauben mit Phillips- und Pozidriv-Antrieb

 

8. Das passende Drehmoment

Ziehen Sie Holzschrauben mit der richtigen Kraft bzw. dem passenden Drehmoment an. Dazu stellen Sie den Akkuschrauber von »Bohren« auf »Schrauben« um und wählen eine langsame Geschwindigkeitseinstellung. Da Holz kein homogener Werkstoff ist und sich der Kraftaufwand während des Schraubens verändern kann, wählen Sie ein vergleichsweise hohes Drehmoment, wenn der Akkuschrauber diese Möglichkeit bietet. Durch die niedrige Umdrehungszahl können Sie das Eindrehen der Schraube gut kontrollieren und rechtzeitig stoppen. Nur bei der Montage empfindlicher Werkstoffe (z. B. Gipskartonplatten) oder der Verarbeitung sehr weicher Hölzer (z. B. Fichte) wird ein kleineres Drehmoment gewählt.

 

9. Schlitzschrauben mit der Hand eindrehen

 

Schlitzschrauben werden meist nur noch für dekorative Zwecke oder zum Anbringen von Beschlägen genutzt. Um ein harmonisches Gesamtbild zu bekommen, sollten die Schlitze der Schrauben alle in dieselbe Richtung weisen (z. B. diagonal oder in Längsrichtung). Dazu werden die Schrauben mit einem Schraubendreher von Hand ausgerichtet. Zudem besteht bei Akkuschraubern immer die Gefahr, dass das Bit aus dem einfachen Schraubenschlitz rutscht und dadurch das Werkstück beschädigt wird.

Messingschrauben mit Hand

Weiche Messingschrauben stets von Hand eindrehen

 

Manche Schrauben werden nur mit einfachem Schlitz angeboten. Insbesondere kleine Messingschrauben sind meist nur als Schlitzschrauben zu bekommen. Das hat folgenden Hintergrund: Messing ist ein sehr weiches Schraubenmaterial. Wird eine Messingschraube zu stark angezogen, dreht sich der Schraubenkopf ab. Um dem vorzubeugen, gibt es Messingschrauben in der Regel nicht mit Kreuzschlitz oder gar Torx, da diese eine große Kraftübertragung ermöglichen.

10. Defekte Schrauben direkt austauschen

Sollte dennoch mal etwas schief gehen und der Schraubenkopf beschädigt werden, drehen Sie die Schraube direkt wieder heraus und ersetzen Sie sie durch eine neue Holzschraube mit intaktem Schraubenkopf. Kaum etwas ist so lästig wie der Versuch, eine alte Schraube mit defektem Kopf zu entfernen. Ist die Schraube noch nicht komplett eingedreht, können Sie zum Herausdrehen auch eine Kombizange ansetzen. Defekte Schrauben, die trotzdem weiter eingedreht werden bzw. im Holz verbleiben, setzen sich mit der Zeit fest, sie können rosten oder verkleben durch die Oberflächenbehandlung mit dem Holz.

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