Anschliffarten bei Messerklingen
Die meisten Messer haben eine Primärund eine Sekundärfase. Die Sekundärfase ist deutlich kleiner als die Primärfase. Durch sie wird das Schärfen beschleunigt. Klingen, die stärkeren Belastungen ausgesetzt werden, haben oft einen einfachen Anschliff mit durchgehenden, geraden Fasen (z. B. Scandi-Schliff bei Schnitzmessern) oder einen balligen Anschliff (z. B. bei Outdoor-Messern und Beilen). Um einen spitzen Schneidwinkel zu erreichen, der das Eindringen ins Material erleichtert, werden manche Klingen mit einem leichten Hohlschliff versehen (z. B. Skalpelle).
Die Geometrien von Messerklingen können sich stark unterscheiden
Um diese unterschiedlichen Anschliffe schärfen zu können, waren bislang mehrere Maschinen nötig. An einem sog. Schleifbock oder Doppelschleifer erhalten Klingen, bedingt durch die runde Form der Schleifscheibe, stets einen Hohlschliff. Zum Schleifen gerader Fasen wird ein Bandschleifer oder ein Schärfsystem mit seitlich beschichteten Schleifscheiben verwendet. Für den balligen Anschliff gab es bislang nur Kompromisslösungen, da alle Schleifmaschinen und -systeme stets Facetten an der Schneide hinterlassen. Ein wirklich facettenfreier Balligschliff war nur von Hand möglich.
DICTUM Langsamläufer wird zur Schleifstation
Mit der Bandschleiferweiterung BS 50/55 wird aus dem DICTUM Langsamläufer DS 150 L eine vielseitig einsetzbare Schleifstation, mit der Sie alle genannten Anschliffe realisieren können. Die Bandschleiferweiterung wird an der rechten Seite des Langsamläufers moniert und ersetzt die dort serienmäßig angebrachte Schleifscheibe. Die Montage ist einfach und mit etwas Geschick in etwa 30 Minuten abgeschlossen. In unserem Video zeigen wir Ihnen, wie es geht. Die Funktion der linken Schleifscheibe bleibt unverändert. Langsamläufer und Bandschleiferweiterung sind auch zusammen in einem Set erhältlich. Die bei der Bandschleiferweiterung mitgelieferte Werkzeugauflage lässt sich im Winkel verstellen und ermöglicht es, einfache Schärfaufgaben umzusetzen.
Die BS 50/55 wird anstelle des rechten Schleifsteins am DS 150 L montiert
Die Schärfvorrichtung ist mit zahlreichen Schleifführungen kompatibel
Die Schärfvorrichtung für BS 50/55 wird an der Innenseite der Bandschleifeinrichtung angebracht. Durch das Zusammenwirken von Montageplatte, Kreuzschlitten und Auslegerarm lässt sich die Führungsstange präzise in ihrer Position und im Abstand zum Schleifband ausrichten, so dass wiederholgenaue Schärfvorgänge möglich sind. Mit 12 mm Durchmesser ist die Führungsstange kompatibel mit zahlreichen Schleifführungen, in denen Sie unterschiedliche Werkzeuge und Messer einspannen und schärfen können. Die Eisen vieler Handhobel haben eine Breite von mehr als 50 mm. Auch sie können auf der BS 50/55 geschliffen werden, wenn Schleifbänder mit einer Breite von 55 mm zum Einsatz kommen (z. B. Klingspor Schleifband CS 931 JF).
Schärfvorrichtung für ballige Anschliffe
Werkzeuge, die sehr robuste Schneiden benötigen, werden oft »ballig geschliffen«. Dabei geht die Schneidkante in einer harmonischen Wölbung in die Klingenstärke über, so dass sich die auftretenden Kräfte optimal verteilen können. Bislang entstehen beim maschinellen Schleifen von balligen Schneiden stets Facetten an der Klinge, da mit flachen oder konkaven Schleifmitteln (Schleifscheiben oder -bändern) geschliffen wird. Wird die Schärfvorrichtung für konvexe Anschliffe montiert, entsteht ein Freiraum unter dem Schleifband. Dadurch kann sich das Schleifband an die Klingenform anschmiegen und es entsteht ein facettenfreier balliger Anschliff.
Mit der Schärfvorrichtung für konvexe Anschliffe gelingt ein facettenfreier Schliff
Die Schärfvorrichtung für konvexe Anschliffe kann entweder am Montagebalken der Schärfvorrichtung oder mit Hilfe eines Montagesockels an der Bandschleiferweiterung montiert werden. In beiden Fällen können Sie die Bandlaufrolle durch Gewindestifte parallel zur Bandschleiferweiterung ausrichten.
Laufrichtung des Schleifbands
An der BS 50/55 können Sie mit oder gegen die Laufrichtung des Schleifbands schärfen. Beim Schleifen gegen die Laufrichtung wird mehr Material abgetragen, der Schärfvorgang wird beschleunigt. Wir empfehlen, das Werkzeug beim Schärfen gegen die Laufrichtung in eine Schleifführung (z. B. DICTUM Schleifführung SW-36) einzuspannen.
Zum Schärfen mit der Laufrichtung kann die Bandschleiferweiterung horizontal zum Arbeitstisch ausgerichtet werden. Materialabtrag und Gratbildung sind beim Schleifen in Laufrichtung etwas geringer, das Schleifergebnis lässt sich besser kontrollieren und das Schleifen ist sicherer. Wir empfehlen das Schleifen in Laufrichtung insbesondere beim freihändigen Schärfen.
Die horizontal ausgerichtete BS 50/55 erleichtert das Schleifen in der Laufrichtung des Bands
Tipps zum Schärfen mit der Bandschleiferweiterung
- Verwenden Sie für breite Hobeleisen 55 mm breite Schleifbänder
- Nutzen Sie die Skala an der Schärfvorrichtung und notieren Sie deren Werte und die Einstellungen der verwendeten Schleifführung, um Anschliffe exakt zu wiederholen
- An der BS 50/55 kann eine Absaugeinrichtung angeschlossen werden; verwenden Sie eine funkensichere Absaugung (explosionsgeschützt); schließen Sie keine Absaugmobile an, die auch bei der Holzbearbeitung verwendet werden (Brandgefahr!)
- Vermeiden Sie das Überhitzen und Ausglühen der Klinge durch zu langes Schleifen; halten Sie mit einem Finger Kontakt zum Werkzeug, um dessen Temperatur zu fühlen und kühlen Sie es ggf. in Wasser ab; je feiner die Körnung des Schleifbands, desto mehr Wärme entsteht!